this (art) world is Ego No longer … part 2

Von: Delaja Oblak | 31. Juli 2024, 16:12

Das Bild zeigt einen kleinen Ausschnitt zum Ausstellungskonzept. Kleinformatige Malereien sind an der Wand angebracht. Sie werden an die Besucher*innen der Ausstellung verschenkt.

Das Bild zeigt einen kleinen Ausschnitt zum Ausstellungskonzept. Zum Hintergrund des Projekts siehe auch: https://delajart.com/this-art-world-is-ego-no-longer-and-it-will-never-be-again/

2024, partizipative Installation, variable Größe
Serie von Malereien und Zeichnungen auf Papier, 10,5x14,8 cm und 14,8x21 cm

Zu verschenken an die Besucher*innen

Die Malereien und Zeichnungen werden an die Besucher*innen der Ausstellung verschenkt. Jede Person kann sich 1 Bild aussuchen und dieses mitnehmen. Auf der Rückseite der Bilder ist handschriftlich angebracht, dass die Werke weiter verschenkt werden dürfen, aber niemals verkauft bzw. Profit daraus gemacht werden darf.

WOVON HANDELN DIE BILDER?

Den Raum füllen transzendente Tier-, Traum- und Seelenwelten. Menschlich anmutende (Phantasie-) Gestalten tauschen Solidaritäten untereinander aus. Groteske Wesen enthüllen ihre seelischen Verletzlichkeiten. All das spielt sich im Innen und Außen meines Körpers ab, der mir als künstlerisches Ausgangsmaterial dient.

Zudem ist es mein Anliegen, tabuisierte Machtverhältnisse sichtbarer zu machen. Durch das Öffnen von meinen „verletzten Seelen“, möchte ich für Empathie und Liebe für Menschen, die aufgrund von psychiatrisch-medizinisch oder psycho(logisch)-therapeutisch bedingten Stigmatisierungen in unserer Gesellschaft exkludiert und diskriminiert werden, plädieren.

Die (strukturellen) Gewalt- und (Ohn-)Machtstrukturen, innerhalb derer man sich als betroffene Person befindet, bleiben nach außen hin unsichtbar. Diese schwarzen Löcher unserer Gesellschaft sollen aufgezeigt werden. Sie sind dadurch gekennzeichnet, dass es schwer ist, sie zu erkennen, obwohl sie ganze Massen an Menschen verschlingen und in der Gesellschaft unsichtbar werden lassen. Sie sind oft nicht klar sichtbar und können sehr unscheinbar, verschwommen oder versteckt sein, sodass man als Betroffene*r oft nur schwer erkennt, wenn man bereits von Gewaltphänomenen betroffen ist.

Beispiele dafür: Die starren Strukturen in Institutionen und Bildungseinrichtungen (Schule bis Universität), die keine Vielfalt zulassen und daher Personen, die „anders“ sind ausschließen, der Zwang einer vermeintlichen „Norm“ zu entsprechen und dafür Medikamente nehmen zu müssen, das ungleiche Machtgefälle und die Abhängigkeitssituation innerhalb der Psychotherapie (Es gibt keine Kontrollen der Psychotherapeutinnen, sie können „mit ihren Patientinnen machen, was sie wollen“), die sprachliche Gewalt über Betroffene, die in vielen wissenschaftlichen Schriften immer noch zu finden ist, das Einsperren von Menschen, die nicht der gängigen „Norm“ entsprechen und/oder sich nicht wehren können (Psychiatrie, (Alters-) Heime,…) usw.

Menschen, die als „psychisch krank“ etikettiert werden, dürfen auch nicht selbst zu Wort kommen. So wird öffentlich nur „über diese Menschen“ von angeblichen „Expert*innen“ gesprochen, sie dienen als Projektionsfläche der jeweiligen krankhaften gesellschaftlichen Entwicklung.

Es ist noch viel Arbeit nötig, damit negativ konnotierte, kategorisierende und stark stigmatisierende Bezeichnungen wie „Psychische Störung“ keinen Einfluss mehr auf das Kollektiv nehmen können. Denn es handelt sich u.a. um projizierte Werte-Haltungen, die nicht nur von Projektionen, sondern ebenso von ungleichen (sozialen- und sozio-ökonomischen) Machtverhältnissen sowie Abhängigkeiten geprägt sind.

Es handelt sich im inklusiven Sinne nicht um „psychisch kranke“ Menschen – sondern um benachteiligte Personen(-Gruppen), die aufgrund von psychiatrisch-medizinisch oder psycho(logisch)-therapeutisch bedingten Stigmatisierungen behindert werden, an den Ressourcen unserer Gesellschaft gleichwertig teilzuhaben.

Durch meine Bilder möchte ich für dieses Thema Sensibilisierung schaffen.

WEITERFÜHRENDES KONZEPT

Das „Kunstwerk“ selbst wird zu einem sozialen Akt, der sich mit dem „Publikum“ vermischt und sich im Leben und im Alltag von Menschen weiter solidarisch auswirken kann. Endlos können sich weitere zwischenmenschliche, solidarische Begegnungen ereignen. Die Besucherinnen der Ausstellung werden selbst Teil des Werks; sind nicht mehr nur Beobachterinnen im Museum.

Es wird zudem versucht, die Werke dem kapitalistisch-marktschreierischen und hierarchisch-männerdominierten Kunstmarkt zu entziehen und das System innerhalb der Kunstwelt aufzulockern.

Als Künstler*in zählt meist nur, ob und wo/ bei wem man Kunst studiert hat, welchen bekannten Namen man mit sich führt, welche vermeintlich wichtigen Personen man kennt und wie viele Preise man bereits ergattern konnte. Das Kunstwerk an sich tritt dabei in den Hintergrund. Diese Entwicklung macht unfrei und spiegelt unsere narzisstische und konkurrenzgierige Gesellschaft wider.

Das Konzept verweist auf eine menschliche und künstlerische Haltung von Altruismus. Kunst ist für mich auch ein sozialer und therapeutischer Akt. Der „Ausstellungsraum“ dient hier dazu, Menschen ein Stück weit Liebe (zurück) zu geben.

..., es geht darum, menschlich zu sein, empfänglich, verletzlich.“ (Tardieu, 1965, S.8)

„...als gäbe es einerseits Kultur und andrerseits Leben; als wenn echte Kultur nicht ein verfeinertes Mittel wäre, das Leben zu begreifen und auszuüben.“ (Artaud, 2012, S.13)

„Genug der individuellen Gedichte, die denen, die sie machen, sehr viel mehr einbringen als denen, die sie lesen. Ein für allemal genug der Äußerungen einer in sich abgeschlossenen, egoistischen und personalistischen Kunst.“ (Artaud, 2012, S.103)

Literatur

Artaud, Antonin (2012): Das Theater und sein Double. Matthes & Seitz Verlagsgesellschaft, Berlin

Tardieu, Jean (1965): Mein imaginäres Museum. Suhrkamp, Frankfurt am Main

Webseite
https://www.delajart.com/

Social Media Seite
https://www.instagram.com/delaja.ausdenwaeldern/

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