Daniel Defoe, Robinson Crusoe, Mareverlag Hamburg

Von: Norbert KNOLL | 29. Juni 2023, 18:38

Der Mensch ist ein kulturelles Wesen. Nirgends wird das so deutlich, wie in der literarischen Fiktion des Inseldaseins der Robinsonade.

Wie tief reichen kulturelle Prägungen und kulturelles Wissen? Muss uns das Fremde nicht so lange unzugänglich und unverständlich bleiben, wie wir das Andere an den Denkmustern der eigenen Kultur bemessen?

Robinson ist Engländer geblieben, obwohl er 25 Jahre allein auf einer Insel verbracht hat. Er hat nicht vergessen, was zu einem Leben in Yorkshire gehört, was die dort lebenden Menschen als üblich, normal und selbstverständlich im Umgang miteinander empfinden, welche „Formulierungen“ man finden muss - in der Sprache, in der Kleidung, beim Essen, bei anderen alltäglichen Verrichtungen - um Missverständnisse zu vermeiden. Er hat all das nicht vergessen, aber Distanz dazu gewonnen.

Die Robinsonade bietet den einzigen neutralen Bezugspunkt, um eine Differenz für das Kulturelle wahrnehmbar zu machen, um Kultur denken zu können und Kulturen oder Subkulturen vergleichbar zu machen, ohne auf Maßstäbe und Bewertungen der eigenen Kultur zurückgreifen zu müssen.

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