Besatzungsmächte
Erniedrigungen zu Kriegsende
Von: Gertrude Liegl | 27. Juni 2025, 16:30
Beschreibungen über Erniedrigungen und Ungerechtigkeiten zu Kriegsende
Ich erinnere mich auch noch, wie einmal mir sehr bekannte und lieb gewordene ältere Leute vor dem Werkstor die Steine der Straße reinigen mussten ! Alte Frauen und Männer knieten da im Staub und schruppten oft weinend stundenlang (ich verstand damals den Grund nicht, wusste aber sofort, dass diese Arbeit mit Bösem zu tun hat), und junge Männer feuerten sie an, es war schrecklich! Ein mir bekanntes Ehepaar sah ich dann lange nicht, aber nach Jahren fand mein Vater sie in einer Mansarde im nächsten Ort, versteckt von guten Menschen. Diese Dame war früher eine Pianistin. Wir bekamen nach dem Krieg eine größere Wohnung, aber in der Nähe der alten und jener dieses jüdischen Ehepaares. Da stand ein wunderschöner Flügel im Wohnzimmer! Mein Vater, Trompeter und Kapellmeister, untersuchte das Klavier und fand tatsächlich ein Schild innen mit dem Namen dieser Dame. Er begann sie zu suchen, glaubte nicht an ihren Tod, und die Freude war für beide riesig, als er ihr den Fund berichtete. Sie wusste das Klavier bei uns in besten Händen, also redete sie mir zu, gleich Stunden zu nehmen und darauf zu üben, bis sie wieder eine eigene Wohnung hätten. So geschah es, inzwischen ersparten meine Eltern das Geld für einen übertragenen Stutzflügel, und der steht heute bei mir, meine Kinder und Enkelkinder kennen die Geschichte, denken ebenso wie ich beim spielen an das Schicksal dieses Paares und die waren meinem Vater bis zu ihrem Tod dankbar für seine Aufrichtigkeit!
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Bundesland:
Niederösterreich
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