Versorgung, Frauen, Mütter, Kinder
Frühe traumatische Erlebnisse
Von: Ilse Urbanek, Jg. 1935 | 24. Juni 2025, 14:08
Ich war, als die Russen in Niederösterreich einmarschiert sind, ein Mädchen von neun Jahren. In dieser Zeit war ich versteckt in einem Heuboden, wo junge Mütter, meine Mutter und mein kleiner Bruder und ich und und viele andere junge Frauen ebenfalls versteckt worden.
Ich habe bis heute bzw. wieder heute im Alter diese Spuren dieser Zeit. Die Mütter haben so eine Angst vermittelt und haben nur von entsetzlichen Sachen geredet, wo ich wusste, ja, das betrifft nur Frauen, also Vergewaltigung und alles mögliche. Und ich habe nach dieser Zeit angefangen, bei jeder Anstrengung oder bei Dingen, die mir fremd war, zu zittern. Und dieses Zittern hatte ich lange, lange Zeit, als ich mit zwei kleinen Kindern zu studieren begann, habe ich bei der ersten Prüfung eine Viertelstunde nicht schreiben können, weil ich so gezittert habe, und ich habe dann irgendwann einmal eine Psychotherapie gemacht, dann war es besser. Aber jetzt im Alter ist es wieder da ist, wenn ich mich anstrengen muss, ich bin mittlerweile behindert, dann fange ich an zu zittern. Also ich habe mich dort auf der einen Seite geborgen gefühlt, durch das Heu. Irgendwann kam ein Russe mit einem Bajonett und hat hineingestochen in das Heu. Aber er ist Gott sei Dank wieder hinuntergegangen und hat es nicht geschafft und uns in Ruhe gelassen.
Und als ich dann in die Wohnung kam, meine Mutter hat den Fehler begangen, den Schreibtisch abzusperren und alles abzusperren. Und als wir uns runterkamen, waren alle Möbel aufgehackt. Der Deckel vom Klavier war stark beschädigt, und das mich so schockiert als Kind, und ich hab nur geschrien und geschrien: „Unsere schönen Möbel“ und „Unsere schöne Wohnung“ und so. Ja, also ganz, ganz verrückt, ja.
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