Frauen, Mütter, Kinder, Versorgung
Hamstern in der Nachkriegszeit
Von: Frau Liegl, Jg. 1937 | 22. Mai 2025, 16:22
Es waren hauptsächlich Mütter, die damals Essen auftrieben. Sie packten Hausrat in Rucksäcke und zogen alleine oder zu zweit los. Viele Männer waren noch nicht vom Krieg zurück oder hatten keine Arbeit und es gab nur Essen mit Lebensmittelkarten. Sie versuchten ihr Glück bei Bauern, um eventuell etwas Fleisch oder Obst für die Kinder heim zu bringen.
Manchmal waren eine Bekannte und meine Mutter auch länger aus und halfen bei den Bauern mit für Kost und Quartier. Es gab kein Telefon, also musste meine Großmutter auf uns aufpassen und aus fast nichts Essen machen, bis endlich der Rucksack am Küchentisch landete. 1946 bekam ich als unterernährte Schulkind von der Volkshilfe einen Erholungsurlaub in der Steiermark. Meine Pflegeeltern hatten ein Gasthaus. Dorthin wanderte meine Mutter auch immer tagelang und blieb für einige Tage. Ich war dort zwei Monate und besuchte die dritte Klasse Volksschule, obwohl der Aufenthalt über die Volkshilfe nur sechs Wochen galt. Die Pflegeeltern beschlossen, dass sie mich gerne das Schuljahr auf ihre Kosten dort lassen. Ich war gleichzeitig Kindermädchen für den 2-jährigen Ferdi und übte täglich Klavier. Ich wäre gerne noch länger geblieben, aber meine Eltern und Oma hatten Sehnsucht nach ihrer Großen.
Zu Hause hatten wir einen Gemüsegarten und Erdbeeren, Mutti machte aus Allem etwas. Wir Kinder litten nie richtige Not, da uns die Erwachsenen nicht spüren lassen, was alles fehlte. Wir hatten eine schöne Kindheit in Oberternitz.
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Niederösterreich
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