Rundgang durch den BOKU Gemeinschaftsgarten

Von: BOKU Gemeinschaftsgarten | 12. Mai 2020, 22:56

Der Garten aus der Vogelperspektive mit Tomatentunnel, begrünter Gartenhütte und Steppenbeet mit Feuerstelle.

Willkommen im BOKU Gemeinschaftsgarten, einem Projekt der ÖH BOKU das es seit 2012 gibt. In diesem wird eine ca. 4000m^2 große Fläche in Jedlersdorf im 21. Bezirk in Wien von Studentinnen und Studenten bewirtschaftet und weiterentwickelt. Dabei hat naturnahes gärtnern und die Erhaltung der Biodiversität immer eine große Rolle gespielt. Einige der von Jahr zu Jahr und von Gärtnerin zu Gärtnerin weitergegebene Praktiken haben sich dabei besonders bewährt, zum Beispiel wird der Günschnitthaufen im Mai mit der alten Komposterde bedeckt und mit Kürbis und Zucchinis bepflanzt. In der nächsten Season hat man an der Stelle wieder neue Humuserde, die auf den neuen Grünschnitthaufen geschaufelt wird.
Zwar kann eine Grundwasserpumpe der benachbarten Versuchsanstalt der BOKU mitbenutzt werden, aber es wird immer versucht möglichst viel Regen zu nutzen. Der Tomatentunnel ist ein halber Bogen an dessen Rückseite das Regenwasser abfließt. In den Boden sind Rinnen mit einer Neigung angelegt, die das Wasser zu den Tomaten transportieren. Dadurch muss bei Regen nicht so oft bewässert werden und die Tomaten haben es trotzdem schön warm und trocken. Im Herbst wurde hier eine Gründüngung angelegt, die aus überwiegend Senfsaat und Bienenfreund Phazelia besteht und gerade herrlich blüht. Die Bienen unseres Imkers taugt es ihrem Gesumme nach zu schließen. Die Gründüngung hat neben der Bienenweide auch noch andere Vorteile, denn sie lockert den Boden, durchlüftet ihn und verbessert dadurch die Wasseraufnahme. Es werden Nährstoffe aufgeschlossen und der Boden wird mit organischem Material angereichert. Daher verbleiben die Wurzeln im Boden und der Grünschnitt wird als Abdeckung verwendet, wodurch das Austrocknen verhindert wird. Die ersten Tomaten sind bereits gesetzt und die Tomatillos blühen bereits. Das pannonische Klima und die heißen Großstadtsommer laden natürlich zum experimentieren mit exotischen Pflanzen ein. Zum Beispiel wachsen dieses Jahr auch im Tomatenhaus Kiwano, eine afrikanische Stachelgurke, Okra, im englischen wegen ihrer Form auch Ladyfingers genannt, Melothria, eine mexikanische Minigurke und Luffa Kürbisse, die getrocknet als Schwamm benutzt werden können.
Das Dach der Gartenhütte wurde in einschichtiger Bauweise begrünt. Lediglich eine Dachabdichtung mit PE-LD Dichtungsgewebe, eine Einfassung aus Taufblechen, dann Fließ, Festkörperdrainage und Substrat sind dazu nötig. Dadurch steht auch die Fläche der Natur zur Verfügung und schafft nochmal ganz andere Bedingungen. In der sonnigen und nährstoffarmen Lage wachsen Weihenstephaner Gold, verschiedene Sedum und Allium Arten. Das vom Dach ablaufende Regenwasser wird über eine Regenrinne abgeleitet und in einem Regenfass gesammelt, die durch die große Fläche bei Regen schnell gefüllt ist.
Neben der Gartenhütte wurde in einer Lehrveranstaltung von Frau Professorin Plenk vom Institut für Gartenbau an der BOKU ein Steppenbeet mit Gräsern und Stauden angelegt, wie Blutstorchschnabel, der gerade lila und Euphorbia das gelb blüht. Zudem sind Taglilien, Engelhaargras, Elefantengras, Schafgabe, Klatschmohn und Oregano in dem Beet vertreten. In einer Vertiefung daneben befindet sich die Feuerstelle mit Sitzgelegenheit. Das pflegeleichte Beet muss nie gegossen werden und blüht trotzdem die ganze Season. Zudem schützen die Pflanzen, als natürliche Barriere vor dem Wind, wenn man am Lagerfeuer sitzt.
Wenn man Glück hat besucht einen dort auch eine Zauneidechse, die sich nebenan auf der Steinmauer der Kräuterspirale in der Sonne aufgewärmt hat. Für die geschützte Art wurden auch Asthaufen, als Rückzugsmöglichkeit angelegt. Als Fressfeind von Nacktschnecken ist sie neben dem Igel ein willkommener Gast im Garten.
Wenn im Sommer der Asphalt in der Stadt glüht fliehen die Gärtner*innen in den Garten und sitzen zusammen unter dem großen schattenspendenden Spitzahorn. Es gibt nichts erfrischenderes wie bei einer Briese die Bewässerung aufzudrehen.
Im Garten bekommt man die Auswirkungen des Klimawandels unausweichlich mit. Man spürt eine Dürre körperlich, wenn man jeden zweiten Tag in den Garten fahren muss, um die Jungpflanzen zu gießen, die lauen Winter, wenn die Schädlinge früher und in größerer Zahl sich über das gepflanzte her machen. In klimatisierten Büros, Autos und Wohnungen bleibt es etwas Abstraktes, das man nur aus den Nachrichten kennt. Daher müsste eigentlich jeder gärtnern, das wäre die beste Aufklärungskampagne.

Übersicht:
Gärtnern für das Klima - Eine Ideensammlung