Klumpert und das Interesse für Sprache

Von: OSR Rudolf Nesser | 12. November 2020, 17:47

Wie ich über Wörter meines Großvaters "mehrsprachig" wurde und mit Hochbegabten dann Rätsel hinter den Wörtern suchte.

„Klumpert“ und das Interesse für Sprache

Ja, ich mag das Spiel mit der Sprache, bin froh, dass ich (durch Mama und Opa) eine zweisprachige Kindheit hatte und auch, dass ich in der Stifterstraße Latein lernen durfte/musste! Zwei weitere Lehrer haben mit Schuld, dass ich mich für Sprachgeschichte und Sprachspiele heute noch interessiere.
Wussten sie, dass Norwegisch aus drei Sprachen zusammengesetzt ist: mittelhochdeutsch, englisch und neu-norwegisch. Thüsen tak ist nicht nur eine Bar in Linz, sondern heißt: tausend Dank, und löventann und snitbonne können in jeden Salat! Von wo Tragatsch herkommt weiß ich nicht, aber er hat was mit Radlbock zu tun.
Sprachspiele gehörten immer zu meinem Unterricht, wie zum Beispiel der Zockblettel und die Schederfachtel. Schon Erstklasser lieb(t)en das!

Meine Mutter hatte ja während des Krieges die Bürgerschule in Linz besucht, sie sprach daher mit uns Kindern gehobenes Deutsch, besonders aber lernten wir „schön sprechen“ durch die Gedichte, Bilderbücher und Lieder. Die Mitvergangenheit hörten wir in den Märchen von Oma und den Dialekt…..
Im Mühlviertel der 50er Jahre gab es noch die richtige Mundart, meinen Opa und Nachbarn und Bauern hörte ich so reden.
Klumpert oder Dreckwer oder Rotzlöffel waren Schimpfwörter, die aus dieser alten Mundart kamen, das heißt von Opa oder von Nachbarn. Bei Opa gab‘s auch noch:
„Fix nu amal“ oder „Fix laudon“, „so a Kramasuri“ und „so a Saustall“ oder „Kruzitürkn“ und „Teifi eini“ oder „Sakrament“ – das durfte er aber nicht in der Küche sagen, da mahnte Oma: „Du sollst nicht so fluchen!“.
„Marandjosef“ oder „So a Gscher“ waren Omas Schreckensworte.
Heute weiß ich, dass manches davon echt historisch war: Laudon war ein General unter Maria Theresia und „Mach‘s Laudon“, ein Auftrag zur Schlacht, und die Kuruzzen und Türken sind noch älteren Datums. Der Kramer wiederum hatte manchmal im Laden wirklich ein ziemliches Durcheinander (außer unser Kaufmann Schatz, der hatte nämlich alles in vielen, vielen Laden geordnet).

Die Liebe zur Sprache, das gezielte und auch das spielerische Umgehen damit – vor allem beim Sprechen – hab ich auch versucht ganz klugen Kindern mitzugeben, bei den ECHA-Kursen „Rätsel hinter den Wörtern“.

Welch ein Glück, wenn Kinder mit sprachlicher Vielfalt, mit vorlesen und erzählen aufwachsen können, mit Scherzfragen und Spaßgedichten. Obwohl…….
Es gibt ja heute genug Handys die reden können und japanische Trickfilme! Oder?

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