Frauen, Mütter, Kinder, Wohnen
DIE AUMÜHL Geschichte und Geschichten
Von: Rudolf Schlaipfer | 20. Juni 2025, 13:50
Ergebnis eines "Grabe wo Du stehst" und "Oral History" Projektes 1988-1991.
1991 habe ich als erster in unserer Region die zivilen Opfer des Nationalsozialismus in Erinnerung gerufen. U.a. wurden 139 Menschen in Hartheim vergast.
GELEITWORT 1991
Vor gut einem Jahrzehnt begann auch in Österreich die "Grabe, wo Du stehst"-Bewegung, die von Sven Lindquist in Schweden so beeindruckend gestartet worden war, Fuß zu fassen. "Geschichte von unten" nannte sich ein erster, von Hubert Christian Ehalt edierter Sammelband, in dem konkrete österreichische Projekte, ausländische Fallbeispiele und wissenschaftspolitische Absichtserklärungen publiziert wurden.
Wie erfolgreich "Grabe, wo Du stehst"-Ansätze eingesetzt werden können, wie nützlich die Resultate sein können, das zeigt Rudolf Schlaipfers Text über die Aumühl. Er geht weit in die Geschichte zurück, um aus den Dokumenten der Archive frühere Jahrhunderte ins Blickfeld zu rücken. Sobald aber die moderne Industriegesellschaft entsteht, Arbeiter auf den Plan treten, wird die eigenständige Qualität dieses neuen historischen Arbeitens sichtbar. Im Leben in der Kolonie verschränken sich Beruf, Alltag, Kultur und Familie zu einem bunten Bild, werden Lebensschicksale und Mentalitäten deutlich.
Der Autor schreibt sozial und politisch engagiert, aber nie vordergründig und plakativ. Seine Parteinahme für die kleinen Leute ergibt sich auch aus seinem Verständnis von Geschichte und leitet sich nicht nur aus aktuellem Engagement ab. So hat der Text, der auch sprachlich sehr geglückt ist, im Rahmen der Regionalgeschichtsschreibung und der Geschichtswerkstättenbewegung ohne Zweifel einen anerkannten Standplatz als modellhafte Umsetzung eines neuen Verständnisses von Geschichte. Nicht nur in der Region selbst sollte dafür Interesse vorhanden sein.
Helmut Konrad
Helmut Konrad studierte in Wien Geschichte und Germanistik. Nach einer ersten Station in Linz wurde er 1984 als Professor für Zeitgeschichte an die Universität Graz berufen, deren Rektor er von 1993 bis 1997 war. Konrad gilt heute als Doyen der österreichischen Zeithistoriker.
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Bundesland:
Steiermark
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Gemeinsam erinnern