For we are many

Von: Stefan Kreiger | 28. Juli 2024, 17:31

100-150 teilige Wandinstallation

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Adaption, Anpassung und Neuinterpretation von Umständen und Umfeld, ökologisch wie sozial. Ein Thema das gegenwärtig nicht aktueller sein könnte. Wir wissen, dass wir unsere Ökosphäre und damit unseren unmittelbaren Lebensraum zerstören. Wir wissen, dass die Systeme die uns so weit gebracht haben einer Überholung bedürfen. Wir wissen, dass die Verteilung der Ressourcen nicht gerecht passiert und vieles mehr. Unsere Unfähigkeit als Kollektiv zu funktionieren wird in einer globalisierten Ära besonders eklatant. Weiterentwicklung ist das Stichwort. In seinen Werken generiert Stefan Kreiger im fortlaufenden Prozess der Bildübermalungen Protagonisten und Situationen, die sich verändern (müssen). Der Künstler überarbeitet kontinuierlich Gemälde seiner vergangenen Schaffensperioden. Aus diesem Ansatz heraus entstehen Bilderwelten, die auf der leeren Leinwand vielleicht nicht möglich wären. Viele davon befinden sich im dritten, vierten, fünften Durchlauf und waren in Ausstellungen zu sehen, wurden und werden danach dennoch wieder partiell oder komplett überarbeitet. Ein wiederkehrender Vorgang.

Die vorliegende Serie umfasst 150 Werke von Portraits im Format 50x40cm - und ist nur eine von mehreren Werkgruppen an denen der Künstler immer wieder arbeitet. Der Großteil dieser Serie, vormals Abbilder bekannter Persönlichkeiten, wird hier nach über einer Dekade wieder zum Material - verwurstet wie er es nennt. Der Wiederbewertung des gestisch lebendigen Duktus des Malers ausgesetzt. Nichts ist sicher. Im Sinne einer Auslöschung nach Thomas Bernhard, aber vielleicht spielerischer im Ansatz und nicht ohne einen Schuss Hoffnung letztendlich. Hier wird Patriarchales, Dogmatisches gestürzt, gebrochen, zerlegt, verworfen, entkrönt (Kreiger´s Zeichen, die wiederkehrend umgedrehte Krone) bzw. verwertet, ergänzt, neugestaltet, vervollständigt, neuinterpretiert und perfektioniert - die Idee einer Evolution.

Mal bleibt Nase, Ohr, Mund oder "Gschau" vielleicht - wird clownesk, oder erhaben, oder aber muss ganz weichen zugunsten einer anderen Darbietung. Immer aber: Merklich, die treibende Lust an Ausdruck, Form und Farbe zueinander und umgekehrt. Noch ein Vergleich bietet sich an - Der Protagonist Brauchsel, im Roman Hundejahre von Günter Grass, entdeckt sein Talent für das Herstellen von Vogelscheuchen. Es bleibt allerdings nicht bei Selbigen. Bald besitzt er sein eigenes Bergwerk in dem unter Tage Scheuchen zu jedweden Zweck entstehen. Kreiger´s Scheuchen (oder scares) werden Ausgang zu einer Bildfindung und die so entstandenen Konstrukte sind im wahrsten Sinne vielschichtig. Mal haben sie Gesichter und zeigen sich dem Betrachter als Individuum, mal sind sie ohne Antlitz oder partiell kreiert. In der Verkleidung und im Rollenspiel wird die Selbstkritik zur Selbstreflexion. Im Hinterfragen, der eigenen Rollen im Ist- Soll- und Möchte- Zustand, tun sich Wege und Türen auf, die uns auch als Gesellschaft dienlich sind. Die Kunst bietet in verschiedenster Form Ansätze dazu. Stefan Kreiger´s Malereien wohnt ein geheimnisvoller Habitus zum Tragikomischen inne und so sind sie nichts anderes als Spiegel unserer selbst.

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