Literatur

Zwei Gedichte zur Corona-Debatte

Von: Leah Rank | 22. April 2020, 06:32

Ich beobachte besorgt das Geschehen auf diesem Globus. Diese Gedichte beschreiben meine derzeitige Gefühlslage zum allgegenwärtigen und offenbar einzigen Thema momentan.

Corona-Unverständnis - ein Gedicht von Leah Rank


Nun denn, ich bin erfreut, zu hören,
dass Sie sich gegen das hier wehren.

Fühlt ich mich doch so sehr allein.
Möcht hier weg, möcht hier nicht sein.

Doch wohin, o Fremder, soll ich gehen?
Egal, wohin die Winde wehen,

überall die gleiche Hysterie,
überall das gleiche Spiel.
Ein Leben voller Idiotie,
dabei will ich doch nicht viel.

Ich will bei einem Spritzer sitzend,
über lästge Leute schwatzend

dem Treiben meiner Heimat lauschen,
dem eifrig hektisch, frohen Rauschen.

Hätt nicht gedacht, dass ich sie so vermisse,
die Menschen mit ihrer wundersamen Geräuschkulisse.

Kennen Sie nicht dies Gefühl
von einer gewissen Geborgenheit?
Man sitzt in dem Lokal,
ganz gleich, ob allein oder zu zweit.

Musik ertönt,
der Kellner stöhnt,

zwei Kinder schrein
und ich sitz da mit meinem Wein.

Diese Momente taten mir in der Seele gut.
Sie gaben mir Hoffnung, gaben mir Mut.

Zwei Worte, die mir nun gänzlich fremd.
Mein Freund, ich gäb mein letztes Hemd

für diese schöne vergangne Welt.
Ich weiß nicht, was mich hier noch hält.




Shutdown Kindheit - Ein weiteres Gedicht von Leah Rank


Die Kinder ja, sie tun mir leid.
Sie werden nimmer mehr gescheit.

Gehirne werden hier gewaschen.
Die Lebenslust ist längst erloschen.

Eine ganze Generation
stürzt unweigerlich in Depression.

Junge Geister werden festgehalten.
Sie können sich nicht mehr entfalten.

Wenn ich daran denke,
wird mir ganz schlecht.
Dabei ich mein Haupte senke
und mir ist gerade recht,

dass ich das alles hinter mir.
Ich hab die schönste Kindheit schon erlebt.
Doch heute jetzt und hier
ist keiner, der sich für sie erhebt,

für die Kinder, die sie einsperren,
um sich selbst zu schützen.
Die Zukunft muss zu Haus verharren.
Doch was soll das alles nützen?

Wenn die Alten mehr Lebenszeit erwerben
und dafür Kinderherzen sterben.

Die Tragödie nimmt ihren Lauf
und ich hielt sie gerne auf.

Meine Stimme aber findet kein Gehör.
Wenn ich doch gleicher wär.

Ich deckte auf der Lüge Schein
und ließ Kinder wieder Kinder sein.

Übersicht:
Literatur

Übersicht:
Ö1 Kulturforum