Literatur, Gesellschaft

Feldsalat

Von: Martina Gajdos | 19. April 2020, 19:29

Wirtschaften, Konsum und das Einfliegen von Arbeitskräften

Das Arbeiten am Feld ist hart. Augen zu und durch, denken jene, die im Accord hackeln, möglichst spät zu ihrer Schlafstätte zurück wollen, weil mit anderen und in Stockbetten geteilt, auf dass die Nacht kürzer und der (Arbeits-)Tag länger werde. Zwei Wochen Schufterei, so ganz ohne Pausen, werden ausgehalten, weil die Gedanken an daheim Mut machen: Freizeit genießen mit den Liebsten. Die Kraft der manuellen Arbeit wird erst durch die Kaufkraft des Geldes zu Hause so richtig entlohnt.
Diese Arbeiter sind, weit weg von ihrem Land, bereit, sich den harten Regeln zu stellen; im Gegensatz zu jenen, den hiesigen, auf die der oder die Partnerin schon am Abend wartet. Der Arbeitstag soll da kurz und angenehm sein, den sozialen Standard der Gesellschaft samt ihrer Grundwerte widerspiegeln.

Unsere Lebensmittel holen wir dann vom Supermarkt.
Große Märkte diktieren,
große Hersteller diktieren,
die Masse diktiert.
Die Masse sind wir, alle Konsumenten und Konsumentinnen gemeinsam.
Wir diktieren Preise, weil wir zu dem greifen, was wir kaufen.
Kauf drei, zahl zwei. Ein Schnäppchen nach dem anderen sinkt in den Einkaufswagen.
Das Packerl Schulmilch darf nicht mehr kosten als eine einzige Zigarette, wenn doch, kommt der Aufschrei.
Die Milchbauern schreien längst. Unerhört!
Die Masse diktiert die Zustände.
Nein, ich bin unschuldig! – Bloß unser Kaufverhalten ist es nicht, es verlangt nach billigen Preisen …
… und der Supermarkt liefert sie.
Die Supermärkte bestimmen über die Zulieferer und diktieren die Preise der Produkte.
Die Agrarwirte liefern diese. Der Preis nach oben ist festgelegt, der Druck schlägt nach unten …
Da stehen sie also, die Arbeiter am Feld.
Sie dürfen selbst zu Corona‘s Zeiten über die Grenzen – und wenn sie eingeflogen werden. Sie arbeiten anstandslos, lassen sich diktieren.
Uns selbst schmecken diese Arbeitsbedingungen nicht, nicht im Entferntesten wollen wir sie uns vorstellen.
Wir stellen nur das Essen auf den Tisch. Auf dass es uns schmecke!

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