Familiengeschichten, Fluchtgeschichten
Bombennacht in Villach
Von: Elke Sengmüller | 24. Juni 2025, 13:34
Ich habe damals in Villach gelebt. Das dürfte die Bombennacht am 22. 03. 45 gewesen sein. Da war ich vier Jahre. Das ist wahrscheinlich meine allererste Erinnerung, die ich überhaupt habe. Wir haben in der Nähe des Bahnhofs gelebt. Der Bahnhof war Kreuzungspunkt und wurde bombardiert. Ich kann mich erinnern, dass wir vor dem Haus gestanden sind. Und plötzlich hat jemand gerufen Da fallen Christbäume. Ich kann mich gut erinnern, dass ich keine Christbäume gesehen habe. Später ist mir klar geworden das waren Beleuchtungskörper, die Flugzeuge abgeworfen haben, um zu schauen, wo sie die Bomben abwerfen sollen.
Aber wir sind dann sehr schnell in den Keller gegangen. Wir hatten einen Keller, den mein Vater abgestützt hat, damit er nicht einbricht, falls eine Bombe aufs Haus fällt.
Ich kann mich an die Bombe, die in unser Haus gefallen ist, nicht erinnern. Aber daran, wie wir aus dem Keller rausgegangen sind. Es hat einen Kellerausgang gegeben, in den Garten und der war voller Schutt. An der Stiegenwand ist ein Schaukelpferd gehängt und das war nur mehr halb. Also das ist so eine wirklich massive Erinnerung. Die Eltern haben mich dann in einen Rucksack gepackt und wir sind nördlich von Villach zu einem Haus gegangen, das Freunden meiner Eltern gehört hat. Aber an den Weg dahin kann ich mich gut erinnern, wie wie wir durch die Straßen gegangen sind. Es ist Schutt dort gelegen, die Häuser haben gebrannt und die Menschen haben geschrien. Und das ist eine massive Erinnerung. Ich kann mich gut erinnern, wie jemand von einem Bett den Schutt, der offensichtlich vom Plafond gefallen ist, weggeschoben hat. Und dort haben sie mich in das Bett gesteckt. Das ist die letzte Erinnerung. Ich habe dieses Haus voriges Jahr mal fotografiert.
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