Gesellschaft, Literatur

Danach

Von: Stefan Mittich | 8. Mai 2020, 21:40

Gedanken darüber, wie die Covid Krise unsere Zukunft verändern wird ....

Aphorismus über Covid
und die Zeit danach.
Und überhaupt….
„Danach“
Danach wird alles anders.
Ja, vielleicht.
Nach jedem Regen, jedem Sonnentag
ist alles anders.
Und doch
irgendwie so gleich.
JETZT ist alles anders:
Leid, Angst, Bedrückung.
Keine Freiheit.
Kontrollfetischisten und Denunzianten
hinter Fensterscheiben.
Patriotische Fahnen
an Hausfassaden
mahnen zum Zusammenhalt.
Gegen wen?
Gegen Fremde
Viren?
Seltsam,
was da und dort
zu Tage tritt,
wenn die Maske der Betriebsamkeit
fällt.

Da sind auch gute Seiten:
der Himmel blau, wie nie,
die Hektik ist gelähmt,
verstummt der Lärm,
auch der der Toren;
auf den Straßen hocken Finken.
Einmal im Leben
so etwas zu erleben…….!
Bald wird all das vergessen sein,
werden uns dieselben Kräfte treiben
wie vorher,
Versäumtes aufzuholen.
Und doch,
in unserm tiefsten Innern
wird etwas anders sein.
Fragen werden bleiben,
und einige Erkenntnisse:
Dass es auch OHNE geht
(wenn auch nur für kurz),
(fast) ohne Flugverkehr,
ohne Bewegung von Millionen Menschen
rund um die Erde.
Klar, die Waren müssen fließen;
so sehr sind wir verarmt,
dass uns in Krisenzeiten
das Nötigste zum Leben fehlt.
wir produzieren zwar
mit viel Energie
WENIGES
und von diesem ZU VIEL.
Was haben wir nicht alles verlernt,
ausgelagert, abgegeben, verloren?
Ohne Rücksicht auf Verluste.
Wo ist der Platz des Menschen,
der Umwelt
in dem System?
Dass wichtig ist,
was wirklich zählt:
Menschlichkeit,
Vertrauen, Zuversicht,
Glaube.
Wahrheit,
und die Sehnsucht danach;
ein klarer, lichter Gedanke.
Lebensmittel;
Lebens Mittel!
Was haben wir daraus gemacht?
Massenware,
billig hergestellt,
verramscht und oft verworfen.
Geringgeschätzt.
Die Kaufkraft bleibt für Dinge,
hergestellt im Irgendwo,
man weiß nicht wie,
die viele unglücklich
und wenige reich machen.
bei uns (in Südtirol):
kein Korn, kaum Gemüse,
dafür Tanks voll Milch
und Lager voller Obst.
Die Keller leer,
selbst bei den Bauern,
oder nicht da.
Und ohne Strom
läuft gar nichts mehr;
blockierte Jalousien
und finstre, dunkle Zimmer.
Weltwirtschaft eben.
Unsere Gesellschaft, unser System:
intellektuell und hochentwickelt-
hocheffizient.
Anfällig und abhängig;
schwach.
Kein Bagger,
der funktioniert,
ohne Bestandteile aus Fernost,
kein Handy, kein Computer.
Die Stromversorgung?
Warum
haben wir noch nicht
die Produktion der Lebensmittel
ausgelagert nach Fernost?
Wär das nicht billiger?
Effizienter?
Wir schauen auf
zu solchen,
wo Menschen wie Maschinen sind,
oder zumindest Knechte von Maschinen;
sind selber auf dem Weg dorthin.
Wo ist unser Ziel?
Soll die Maschine, soll IT
ein Werkzeug sein?
Oder der Mensch ihr ausgeliefert?
Wo bleibt der Mensch, die Umwelt?
Hat diese Wirtschaft Grenzen?
Wir können lügen,
andere täuschen;
uns selber täuschen.
Die Natur, die Biologie täuschen wir nicht.
immer mehr Tiere auf engem Raum
und Menschen,
mit viel Energie
in ständiger Bewegung gehalten.
Das hat Folgen:
auf die Umwelt, die Tiere,
den Menschen;
auf Epidemien, Katastrophen.
Die gab es immer schon.
Und Covid
wird nicht die letzte,
nicht die schlimmste sein.
Antibiotikaresistenzen,
sterbende, brennende Wälder.
steigende Meeresspiegel,
Dürren-Umweltkatastrophen.
Artensterben,
dafür mehr neue Krankheiten und Seuchen.
Ich mag nicht weiterdenken….
Was auch kommt,
wir können (relativ) gewappnet,
gut aufgestellt sein,
stark.
Oder aus dem Gleichgewicht, einseitig,
hochspezialisiert und anfällig,
abhängig und schwach.
Und wir können
Katastrophen abwenden-limitieren,
oder aber fördern-herbeiführen
durch kurzfristiges, profitorientiertes Denken
ohne Blick auf das Ganze
und in die Zukunft.
Am Ende der Sackgasse steht ein Schild.
Darauf steht:
STOPP
Unser Wirtschafts-und Gesellschaftssystem:
Mir kommt ein Bild:
ein alter, großer, Baum-
innen faul.
Der Baum,
die Zeit ist reif.
Junge Bäume, neue Gedanken!
die heilige Kuh der Globalisierung muss zum Schlachter.
Wenn Globalisierung,
dann eine andere!
Eine, die nicht nur
Gewinner und Verlierer kennt.
Eine, die breit aufgestellt ist,
damit jeder
überall seine Chanche hat.
Dann werden auch
Flüchtlingsströme weniger.
Und kleine Kreisläufe-dezentral
unabhängig, auf ihre Weise
effizient.
Nicht weniger Arbeitsplätze,
sondern andere.
Muss Transport nicht teurer werden?
Und Handwerk Renaissance haben?
Braucht es neue Zölle
zwischen Staatenblöcken-
erstellt nach anderen Kriterien?
Zum Schutz der Umwelt,
des Sozialen,
solche, die die Abhängigkeit verringern
zwischen den großen Handelsblöcken
dieser Welt?
Mehr Wertschätzung
für Mensch-Tier-Umwelt.
Einfacher leben-achtsam;
einfach leben.
wir brauchen nicht
einige wenige,
die die Welt ernähren;
falsche Propheten.
Warum nicht Europa stärker machen?
Unabhängiger, regionaler, grüner?
Vielfältiger, zukunftsfähiger, lebenswerter,
moderner?
Der Mensch will
leben, will sich freuen,
klar.
Die Freude kommt von Innen,
nicht von Außen
und misst sich nicht in Jahren.
Schaffen wir
eine neue Lebenskultur!
„Global denken, lokal handeln“;
ein großes Wort,
oft zitiert.
Und in der Praxis?
Treiben uns die alten Kräfte?
Wir brauchen kluge Köpfe,
die auch weise sind.
Wo sind sie?

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