"Muss auf jeden Fall kommen"
Experte für gemeinsame Lehrerausbildung
Eine gemeinsame Ausbildung aller angehenden Lehrer für alle Schultypen ist die Grundlage für ein besseres Bildungssystem, egal ob die gemeinsame Schule kommt oder nicht. Das sagt der ehemalige ÖVP-Politiker Andreas Schnider. Er leitet eine Arbeitsgruppe, die im Regierungsauftrag ein Konzept für eine verbesserte Lehrerausbildung erarbeiten soll.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 04.02.2011
Gemeinsame Ausbildung als Grundlage
Zu den Anliegen des am Donnerstag präsentierten Bildungsvolksbegehrens gehört auch eine bessere Ausbildung der Lehrer. Die ist ohnehin erklärtes Ziel von Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) und Wissenschaftsministerin Beatrix Karl (ÖVP). Beide haben ein Konzept in Auftrag gegeben, das nun von einer Arbeitsgruppe erstellt wird. Leiter ist der Andreas Schnider. Unter anderem geht es um die gemeinsame Ausbildung der Lehrer - was auch eine Bedingung für eine gemeinsame Schule aller Kinder bis 14 wäre.
Für Andreas Schnider geht es bei der Reform der Lehrerausbildung um alle Pädagogen, vom Kindergarten bis zur Matura. Es geht unter anderem um eine künftig gemeinsame Ausbildung bisheriger Hauptschul- und Gymnasiallehrer. Schnider ist in diesem Zusammenhang zwar für eine gemeinsame Schule bis 14 oder 15 Jahre, nimmt aber zur Kenntnis, dass die Regierungsparteien in Richtung AHS einerseits und Neue Mittelschule andererseits gingen. Dennoch müsse es eine gemeinsame Lehrerinnen- und Lehrerausbildung geben. Das sei ein wesentlicher Punkt für eine gemeinsame Schule, sollte sie jemals kommen.
Ängste nehmen
Für Schnider geht es auch darum, den Gymnasiallehrern Ängste vor einer Schlechterstellung zu nehmen. Zuletzt hat die AHS-Lehrer-Gewerkschaft vor einem "Downgrading" gewarnt. Schnider ruft dazu auf, Standesdenken und das "Denken in Grüppchen" beiseite zu lassen. Das Lehrerinnen- und Lehrerbild müsse als Ganzes gesehen werden. "Die gemeinsame Schule kann nur so wachsen: Wenn wir gemeinsam ausgebildet werden, dann werden wir eines Tages gemeinsam unterrichten wollen. Das wird sich einfach als Forderung herausstellen."
Weitere Gespräche
In den kommenden Monaten werde es auch noch intensive Gespräche mit den Lehrergewerkschaftern geben, sagt Andreas Schnider. Geredet werde auch mit den Sozialpartnern, die zuletzt klar eine gemeinsame Schule bis 14 gefordert haben. Dass diese Forderung nicht eindeutig auch im neuen Bildungsvolksbegehren steht, findet Schnider gut. Denn damit werde niemand vor den Kopf gestoßen und gleich zu einer "Contra"-Haltung bewogen.
Noch vor dem Sommer jedenfalls soll die Arbeitsgruppe ihr Konzept für eine neue Lehrerausbildung vorlegen, ab dem nächsten Jahr bereits könnte begonnen werden - sofern Regierung und Parlament das mit entsprechenden Beschlüssen ermöglichen.