Statistik Austria hat die Zahlen

Steuerdebatte: Wer zahlt wie viel?

Um das Budget konsolidieren zu können, ringt die Regierung um ein neues Sparpaket. Hinter verschlossenen Türen wird derzeit aber auch darüber verhandelt, welche Steuern erhöht oder neu eingeführt werden können. Dabei sind immer wieder die Einkommen der Spitzenverdiener im Gespräch. Die Statistik Austria hat nun eine genaue Aufstellung der Lohn- und Einkommenssteuern veröffentlicht.

Mittagsjournal, 12.01.2012

21,5 Milliarden an Lohnsteuern

Zuerst ein Blick auf die Statistik: Knapp 6,3 Millionen Österreicherinnen und Österreicher sind lohnsteuerpflichtig - 4 Millionen Arbeitnehmer und 2,3 Millionen Pensionisten. In Summe verdienen sie annähernd 155 Milliarden Euro pro Jahr und liefern im Schnitt 14 Prozent ihres Einkommens an den Fiskus ab. Zuletzt in Summe 21,5 Milliarden Euro.

Blickt man ein weniger tiefer in das Zahlenwerk, stößt man auf interessante Details.

Punkt eins:
Die Angestellten verdienen knapp 40 Prozent der gesamten Bruttobezüge. Sie decken damit 49 Prozent des gesamten Lohnsteueraufkommens ab.

Punkt zwei:
Etwa 2,7 Millionen Menschen zahlen für ihr Einkommen gar keine Steuern. Sie verdienen nämlich weniger als 11 000 Euro pro Jahr. Und damit zum anderen Ende der Skala, zu den Spitzenverdienern:

Punkt drei:
Den maximalen Grenzsteuersatz von 50 Prozent - er wird ab einem Einkommen von über 60.000 Euro fällig - zahlen nur 200 000 Personen in ganz Österreich. Das sind 2,2 Prozent der gesamten Lohnsteuerpflichtigen. Über eine Millionen Euro verdienen übrigens 170 Österreicherinnen und Österreicher.

Lohnsteuer hat größtes Sparpotential

Wie und wo die Regierung neue Einnahmen lukrieren will, darüber kann derzeit nur spekuliert werden. Für Konrad Pesendorfer, den Chef der Statistik Austria steht aber fest: Großes Potential gibt es bei der Lohnsteuer. Denn sie macht den größten Anteil am gesamten Steueraufkommen aus. Hier gebe es die Möglichkeit, Steuerausnahmen zu reduzieren und nachzudenken über eine Anpassung der Steuersätze.

13.- und 14.-Gehalt besteuern

Keine heilige Kuh ist für Pesendorfer das 13. und 14. Gehalt - zumindest bei den Besserverdienenden. Eine stärkere Besteuerung könnte hier beträchtliche Mehreinnahmen lukrieren. Ein Rechenbeispiel: Würde man die Steuerbegünstigungen für das Urlaubs- und Weihnachtsgeld ab einem Einkommen von 100.000 Euro aufheben, würde das 300 Millionen Euro extra fürs Budget bringen.

Spitzensteuersatz und Mehrwertsteuer anheben

Ähnliches kann sich Pesendorder bei einer Erhöhung des Spitzensteuersatzes vorstellen. Für Einnahmen ab 60.000 Euro liegt der derzeit 50 Prozent. Eine Anhebung auf 55 Prozent würde hier 500 Millionen extra bringen.

Eine weitere lukrative Einnahmequelle wäre eine Erhöhung der Umsatz- oder Mehrwertsteuer. Und auch einer Vermögenssteuer ist für Pesendorfer kein Tabu.

Letztlich sind neue oder höhere Steuern aber eine politische Entscheidung. Und hier haben Politiker nicht nur im Hinterkopf, wie viel die Steuern bringen, sondern auch, wen sie treffen.