General Entacher gegen Darabos' Pläne

Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) stößt mit seinem Plan Berufsheer statt Wehrpflicht auch innerhalb seiner Generäle auf heftigen Widerstand. Generalstabschef Edmund Entacher, der sich erfolgreich gegen seine Absetzung beschwert hat, sagt jetzt im Ö1 Interview seine Meinung.

Morgenjournal, 31.8.2012

Zu wenig Geld

Der Konflikt zwischen dem Generalstabschef und dem Minister ist bekannt, hat schon dazu geführt, dass Darabos Entacher zwischenzeitlich abgesetzt hat, diese Absetzung wegen Rechtswidrigkeit aber wieder zurücknehmen musste. Entacher nimmt sich nun abermals kein Blatt vor den Mund, und sagt, bei einer Umstellung müsse man mit Rekrutierungsproblemen, zusätzlichen Kosten und mit Kasernenschließungen rechnen: "Es gibt ja massive Gründe, warum man in Österreich das Berufsheer nicht einführen sollte: sinkende Budgets. Die Behauptung, dass das Budget gleich bleibt, ist ein netter Wunsch. Alle Zeichen stehen darauf, dass es weniger wird."

Finanzierung "völlig illusorisch"

Der Generalstabschef vermutet, dass die 5.000 Euro Jahresprämie für Milizsoldaten mit Katastrophenschutzeinsatz nicht finanzierbar sind - wenn man von 10.000 Mann ausgehe. "Wenn man die Systemerhaltung mit Aufnahmen oder Leiharbeitern ersetzen würde, braucht das 2.000 bis 3.000 Personen. Das sind noch einmal 60 Millionen Euro. Das halte ich für völlig illusorisch."

"Wir zahlen zu wenig"

Mit 7.500 Zeitsoldaten, also Hauptberuflichen für einige Jahre, kalkuliert der Minister. Die werden nicht kommen, prophezeit sein Generalstabschef, "weil wir letztlich zu wenig zahlen." Da kämen Faktoren wie Tauglichkeit und Ausbildung, und dem entsprechend werde es auch nicht möglich sein, wirklich im Katastrophenfall auf die Schnelle 12.500 Soldaten einzusetzen, meint Entacher.

"Match ist gewinnbar"

Dass die Mehrheit der EU-Länder schon ein Berufsheer hat, beeindruckt General Entacher nicht: Er kenne mehrere kleine Staaten, die "liebend gerne" zur Wehrpflicht zurückkehren würden, "aber das geht eben gar nicht mehr". Budgetprobleme seien oft der Grund dafür, dass andere Länder dem Wehrpflichtigenheer nachtrauern, meint Entacher. Jetzt sieht er der Volksbefragung eigentlich recht gelassen entgegen: "Ich denke, das Match ist gewinnbar."

"Freundlicher" Darabos

Bleibt die noch die Frage, wie er sich denn tut, der Generalstabschef mit seinem Minister, nach dem Rechtsstreit um die Absetzung und im Zuge andauernder weiter fachlicher Differenzen. General Edmund Entacher: "Ich treffe ihn selten, aber es ist korrekt, mir gegenüber erscheint er mir freundlich und korrekt."

Übersicht

  • Verteidigung