Heeres-Volksbefragung: Heer war Nebensache
Rund 60 zu 40 pro Wehrpflicht - was hat dieses Ergebnis herbeigeführt und wer hat gestern wie abgestimmt? Laut Wählerstromanalyse und einer Wahltagsbefragung im Auftrag des ORF hat das Heer an sich und dessen militärischer Zweck eine eher untergeordnete Rolle gespielt.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 21.1.2013
Zivildienst wichtiger
Gemäß Wahltagsbefragung unter 1.000 Teilnehmern war das am häufigsten genannte Motiv der Wehrpflichtbefürworter, dass der Zivildienst erhalten bleiben soll. Auch Katastrophenschutz wird als wesentliches Motiv für die Wehrpflicht genannt, erst weit dahinter kommt die Meinung, dass die Wehrpflicht besser für die Sicherheit sei. Der Politikwissenschaftler Peter Filzmaier sagt, die jeweiligen Heereskonzepte seien nur untergeordnete Motive gewesen.
Ältere überstimmten die Jungen
Ganz unterschiedlich war das Stimmverhalten je nach Alter: Bis-29-Jährige sind zu zwei Drittel für ein Berufsheer, den Ausschlag gaben aber ältere Wahlberechtigte, vor allem die Über-60-jährigen. Die Volksbefragung wurde daher aufgrund der Bevölkerungsstruktur durch die älteren Stimmberechtigten entschieden, sagt Filzmaier.
ÖVP konnte besser mobilisieren
Die Wahlforscher des SORA-Instituts haben die Wählerströme analysiert, wie die Wähler der letzten Nationalratswahl bei der Bundesheer-Volksbefragung gestimmt haben. Zunächst einmal ist es vor allem der ÖVP gelungen, ihre Sympathisanten in die Wahllokale zu bringen, erklärt Wahlforscher Günther Ogris: "86 Prozent der ÖVP-Wähler von 2008 sind diesmal zu den Urnen gegangen und die überwiegende Mehrheit ist der Parteilinie gefolgt."
Die Mobilisierung der SPÖ-Wähler für die Volksbefragung war weit geringer, und es zeigen sich laut Ogris regionale Unterschiede: Die SPÖ habe nur in Ostösterreich - im Gegensatz zum Westen und Süden - ihre Wähler relativ gut mobilisieren können. Noch weniger haben sich Wähler der Oppositionsparteien an der Volksbefragung beteiligt, am niedrigsten war laut Wählerstromanalyse die Wahlbeteiligung unter freiheitlichen Wählern.
Briefwähler folgen noch
Heute werden noch die Briefwahlstimmen zur Volksbefragung ausgezählt - nach der Prognose des SORA-Instituts für den ORF wird dadurch das Ergebnis nur leicht verändert: 59,6 Prozent für die Wehrpflicht, 40,4 Prozent für ein Berufsheer, die Wahlbeteiligung wird noch auf 52,3 Prozent steigen.
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