Innsbrucker Firma bietet Offshore-Konstrukte an

Auch in Österreich wird intensiv für steuerschonende Firmengründungen in Übersee geworben. Eine Innsbrucker Firmenadresse dient als Anlaufstelle für mehr als hundert Internetportale. Dort wird Steueroptimierung durch Treuhandschaften, Stiftungsgründungen und Offshore-Firmen angepriesen - "zum Schutz des Vermögens vor den Behörden".

Morgenjournal, 9.4.2013

Adresse im Innsbrucker Gewerbegebiet

Wer im Internet in Österreich nach den Stichworten "Offshore Firma gründen" sucht, stößt auf hunderte Einträge. Und landet fast immer bei derselben österreichischen Telefonnummer und einer Adresse in einem Hochhaus in einem Innsbrucker Gewerbegebiet. Der steuerschonende Schutz des Vermögens vor Behörden und Mitmenschen wird da im Internet angeboten. Zypern, Belize, Panama, Malta, Singapur - mehr als 15 Steuerparadiese werden als passender Ort für eine Offshore-Firma samt Konto und ausländischem Treuhänder angeboten - auch gekoppelt mit Stiftung im Ausland oder in Österreich.

Auf den Webseiten findet sich zum Beispiel für Internetfirmen der Satz: "Die Firmenadresse ist die Offshore-Adresse und schon bezahlt man keine Steuern." Auch Consultingunternehmen mit Offshore-Firma müssen demnach "kaum Abgaben leisten". Oder: "Aktienhandel über eine Offshore-Firma bedeutet keine Körperschaftssteuer". Steuersparen könne auch, wer seiner Offshore-Firma ein Markenrecht oder ein Patent überträgt. Die Nutzungsgebühren seien dann steuerfrei. Und auch Erbschaftssteuer könne man sparen - wobei das seit der Abschaffung der Erbschaftssteuer für Österreich wohl nicht mehr gilt. Die Innsbrucker Firma will aber ohnehin auch Kunden in Deutschland, Italien und der Schweiz ansprechen, auch die Nähe zu Liechtenstein war mitausschlaggebend für den Standort Innsbruck.

"Einzigartiges" Angebot

Gegenüber Ö1 heißt es außerdem, der Standort München sei vor drei Jahren geschlossen worden - wegen der restriktiven Regelungen für derartige Offshore-Anbieter in Deutschland - die österreichischen Regelungen seien nicht so unfreundlich. Möglichen Kunden gegenüber, die anrufen, bezeichnen sich die Mitarbeiter als Teil einer großen Londoner Wirtschaftstreuhänder-Kanzlei mit Offshore Tochter auf den British Virgin Islands. Das Angebot sei einzigartig in Österreich, angeboten werden zunächst Termine mit englischen Experten und Offshore-Gründungen samt Konto ab 3.000 Euro.

Dass außerdem mit österreichischen Anwälten und Wirtschaftstreuhändern zusammengearbeitet wird, wird auch im Internet beworben. Die Rede ist freilich immer von Steueroptimierung, nie von Hinterziehung. Überhaupt relativiert die Firma gegenüber Ö1: Man sei eigentlich nur ein Call-Center, das Kontakte zu den britischen Experten anbahnt. Und es wird betont: "Wir können nicht überprüfen, ob ein Kunde sich an Steuergesetze hält." Außerdem müssten Unternehmer ja die besten steuerlichen Bedingungen suchen, alles andere wäre für einen Firmenchef doch zweifelhaft.

Experten warnen

Aber der Steuerrechtsexperte Werner Doralt meint, es sei fraglich, ob unter den im Internet angebotenen Bedingungen tatsächlich legal Steuern gespart werden können. Und Wirtschaftstreuhänder-Präsident Klaus Hübner warnt: Wenn mithilfe solcher Internet-Angebote Steuern hinterzogen werden, dann könnten die Betreiber als Wegbegleiter, Unterstützer und letztlich Mittäter verfolgt werden.