Jesionek: Jugendstrafvollzug geht falschen Weg

Der jüngste Misshandlungsfall eines Jugendlichen in der Justizanstalt Wien-Josefstadt sorgt für heftige Diskussionen über den Jugendstrafvollzug in Österreich. Einer der Hauptkritikpunkte ist, dass ein eigener Jugendgerichtshof fehlt, dieser wurde 2003 unter der ÖVP-FPÖ-Regierung geschlossen. Dessen damaliger Präsident Udo Jesionek übt jetzt heftige Kritik an der heutigen Praxis und fordert alternative Unterbringungsmöglichkeiten für straffällig gewordene Jugendliche.

Jesionek

(c) Drexel, ORF

Mittagsjournal, 27.6.2013

Ex-Präsident Udo Jesionek im Gespräch mit Agathe Zupan

Der ehemalige Präsident des vom damaligen Justizminister Dieter Böhmdorfer aufgelösten Jugend-Gerichtshofes, Udo Jesionek fährt scharfe Geschütze gegen die heutige Praxis im Jugendstrafvollzug auf. Er drängt darauf wieder spezielle Einrichtungen für Jugendliche einzuführen. Denn nur gezielte Arbeit mit Jugendlichen mit speziell geschultem Personal sei zielgerichtet. Der derzeitige Vollzug mit der gemeinsamen Unterbringung mit Erwachsenen, teilweise ohne Bewachung, mache die jungen Menschen nur noch mehr kaputt, so sein Befund.

Jesionek sieht die Lösung etwa in einem Heim-Modell, wie dies die Schweiz praktiziert. Wichtig sei auch die Begleitung in Form von psychologischer Betreuung und Anti-Gewalt-Training. Auch Pädagogen sollten miteingebunden werden, um etwa den Pflichtschulabschluss nachholen zu können, den viele dieser Jugendlichen nicht hätten. Auch die Weiterbetreuung durch Bewährungshilfe sei unabdingbar.

Jesionek schlägt konkret vor, in Ballungszentren vier Anstalten in ganz Österreich zu errichten, wo gezielt die Jugendlichen resozialisiert werden.

Udo Jesionek verweist auf 21 Jahre als Jugendgerichtshofpräsident, in denen es nie zu exzessiver Gewalt gekommen sei, wie er betont.