Jugendliche in Gefängnissen: Alternativen nötig
In Österreich sind Jugendliche im internationalen Vergleich besonders oft und lange in Untersuchungshaft – so eine Studie der Universität Lausanne. Dass sie exzessiv Untersuchungshaft über Jugendliche verhängen, das weisen die Jugendrichter zurück, sie fordern aber dringend Alternativen zur U-Haft - Wohngemeinschaften oder Kriseninterventionszentren zum Beispiel.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 27.6.2013
Mehr Wohngemeinschaften verlangt
Österreich liegt im Europa-Vergleich sicher im oberen Bereich, was die Verhängung der U-Haft betrifft, sagt der Obmann der österreichischen Jugendrichter Norbert Gerstberger. Dass die Jugendliche aber überdurchschnittlich lang in Untersuchungshaft sitzen, das kann er nicht nachvollziehen. Bei mittelschwerer Kriminalität dürfe die U-Haft nicht länger als drei Monate dauern. Die Hauptverhandlungen bei schweren Fällen finde innerhalb eines halben Jahres statt.
Aber selbstverständlich muss es das Ziel sein, Untersuchungshaft für Jugendliche zu vermeiden und sie in Wohngemeinschaften unterbringen, sagt der Jugendrichter, aber es gebe zu wenige Einrichtungen.
Die aktuelle Diskussion sollte man nutzen, die Alternativen zur Untersuchungshaft umzusetzen, sagt auch der Chef des Bezirksgerichts Meidling Oliver Scheiber, also etwa in Kriseninterventionsstellen oder die Unterbringung bei Kriseneltern, so wie in Schweden, der Schweiz oder Italien.
Schließlich gehe es hier nicht um tausende Jugendliche, sagt Scheiber. In der Justizanstalt Josefstadt sitzen derzeit 20 Jugendliche in U-Haft. Hier sei die Politik gefordert. In anderen Ländern sei das längst gelungen, kritisieren die Richter.