Regierung beschließt Ausbildungspflicht

Die Bundesregierung hat bei ihrer Klausur eine Ausbildungspflicht bis 18 Jahre beschlossen. Jugendliche sollen damit auch nach dem Ende der Schulpflicht dazu gezwungen werden, in die Schule zu gehen oder eine Lehrstelle anzutreten. Wer nicht mitmacht, muss Strafe zahlen, so der Plan der Regierung.

Lehrling an einem Schraubstock

(c) dpa/Marcus Brandt

Morgenjournal, 16.1.2014

Ausbildung für alle

10.000 Jugendliche fallen jedes Jahr aus dem System. Sie haben keine richtige Ausbildung und werden dadurch die Sozialfälle von morgen, sagt Wirtschaftskammer-Bildungsexperte Michael Landertshammer: wer nicht in eine weiterführende Schule geht, wer keinen Lehrplatz hat muss ein Angebot bekommen und soll bis 18 in einer Ausbildung bleiben.

Wer dieses Angebot nicht annimmt, muss in Zukunft zahlen. Die Bundesregierung nimmt sich hier die Schulpflicht zum Vorbild. Gleich wie beim Schulschwänzen sollen Eltern für ihre Kinder 440 Euro Strafe zahlen. Die Strafe kann ein Mal pro Jahr verhängt werden.

Findet ein Jugendlicher selbst keine Lehrstelle, springt der Staat ein. Diese überbetrieblichen Ausbildungen ermöglichen jetzt schon, dass kein Jugendlicher auf der Straße bleiben muss, sagt Michael Landertshammer.

Diskussion über Einstellungspflicht

Mit der Ausbildungspflicht will die Bundesregierung nun auch jene Jugendlichen erfassen die freiwillig kein Angebot annehmen, sagt Sozialminister Rudolf Hundstorfer von der SPÖ. Gestraft werden soll aber erst ab September 2016. Warum die Regierung nicht sofort handelt, erklärt Rudolf Hundstorfer so: es gehe um den Rechtsanspruch, hier gelte es noch einen Vorlauf zu bewältigen.

Doch was passiert wenn ein Jugendlicher zum Beispiel eine Lehrstelle als Bäcker angeboten bekommt aber lieber Maler werden will? Wird er dann dazu gezwungen, unfreiwillig ein Bäcker zu werden? Dazu der Sozialminister: nein, natürlich nicht. Das sei auch schon jetzt nicht der Fall.

Damit die Ausbildungspflicht funktioniert sind auch die Unternehmen gefordert, sagt Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner von der ÖVP. Es gebe 10.000 Firmen in Österreich, die Lehrlinge einstellen könnten, es aber nicht tun. Deshalb kann sich der Wirtschaftsminister neben der Ausbildungspflicht für Jugendliche umgekehrt auch eine Diskussion über eine Einstellungspflicht für Unternehmen vorstellen, wenn das System nicht funktionieren sollte. Er ist aber überzeugt, dass es auf freiwilliger Basis mit dem Anreizsystem sehr wohl funktionieren werde.

Von der neuen Regelung werden übrigens nicht nur arbeitslose Jugendliche betroffen sein. Laut Sozialminister Hundstorfer werden auch junge Hilfsarbeiter Ausbildungsangebote annehmen müssen.