Studie zur Gleichstellung
Schwächen bei Ausbildung von Jugendlichen
Wie sieht es mit der Gleichstellung von Männern und Frauen in Österreich aus? Ein Indikator dafür ist alljährlich der Global Gender Gap Report des World Economic Forums. Vor kurzem ist der aktuelle Bericht vorgelegt worden. Darin findet sich Österreich auf Platz 34 von insgesamt 135 Ländern.
27. April 2017, 15:40
Mittagsjournal, 5. 11. 2011
Österreich hinter Aserbaidschan
Platz 76 von 135 bei der Chancengleichheit von Frauen im Bereich Bildung, hinter Ländern wie Trinidad und Tobago, Aserbaidschan oder den Vereinigten Arabischen Emiraten. Laut dem Gender Gap Index liegt das vor allem an Schwächen im Sekundarbereich, also der Ausbildung von Jugendlichen. Im Volksschulalter und auf der Universität sei nämlich keine Benachteiligung von Mädchen gegenüber Buben beziehungsweise Frauen gegenüber Männern zu bemängeln.
Grüne: Nur Drittel schließt Lehre ab
Die Grüne Frauensprecherin Judith Schwentner: "In dem Bereich, wo viele Entscheidungen fürs spätere Leben getroffen werden, vor allem die spätere Beteiligung am Arbeitsmarkt, da scheint es enormen Handlungsbedarf zu geben." In diesem Sekundärbereich, also im Teenager-Alter, würde nur ein Drittel der Frauen eine Lehre abschließen, viele würden Ausbildungen mit schlechteren Berufschancen wählen, so Schwentner.
Bei Gehaltsschere im Schlussfeld
Handlungsbedarf bestehe auch in dem zweiten Bereich, in dem Österreich im internationalen Vergleich sehr schlecht abschneidet: bei der nach wie vor weit auseinanderklaffenden Gehaltsschwere. Hier landet Österreich gar nur auf Platz 116 von 135 Ländern. "Das ist tatsächlich deprimierend, weil es noch immer so ist, dass im Schnitt Frauen in Österreich um ein Viertel weniger verdienen", sagt Schwentner.
Heinisch-Hosek sieht Verbesserungen
Dass bei der Gehaltsschere nur 19 Länder noch schlechter abschneiden als Österreich ist auch Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek von der SPÖ ein Dorn im Auge. Aber: Man habe bereits einiges in die Wege geleitet, so die Ministerin: "Das, was wir heuer an Gesetzesmaßnahmen beschlossen haben, und an Kampagnen gemacht haben, wie den Gehaltsrechner, das wird Wirkung zeigen." Ebenfalls seit heuer gilt ein Gesetz, das größere Betriebe dazu verpflichtet, die Einkommen von Männern und Frauen anonymisiert offenlegen. "Ich hoffe, in den nächsten zwei, drei Jahren, wenn wieder Reports da sind, dass wir da besser dastehen", so Heinisch-Hosek.
Augenmerk auf Berufsorientierung
Was die Ausbildung von Jugendlichen Mädchen angeht, da will Heinisch Hosek mehr Augenmerk auf Berufsorientierung legen: "In diesem Bereich passiert jetzt, dass die Schülerinnen und Schüler diese Berufsorientierung verpflichtend in Anspruch nehmen müssen. Das ist am dem kommenden Schuljahr der Fall. Wenn Jugendliche sich gewisse Bereiche auch zu Gemüte führen müssen, dann ist der Überblick auch ein besserer."
Gut in Gesundheit und Politik
Es gibt aber auch Bereiche, in denen Österreich ganz gut abschneidet. Zum einen der Bereich Gesundheit, etwa bei der Lebenserwartung, zum anderen der politische Bereich, etwa der Zahl an Frauen in Regierungsämtern oder der Frauenanteil im Parlament. Deshalb landet Österreich insgesamt immer noch auf Platz 34 von 135.
Skandinavien an der Spitze
Die Spitzenplätze sind fest in skandinavischer Hand. Island vor Norwegen, Finnland und Schweden: das sind laut dem World Economic Forum die Top vier im Bereich Gleichstellung von Männern und Frauen.