Regierungszwist um Conchita Wurst

Ein Trittbrettfahrer, das ist der Bundeskanzler aus Sicht der ÖVP. SPÖ-Chef Bundeskanzler Werner Faymann lädt Song-Contest-Siegerin Conchita Wurst am Sonntag zu einem Empfang ins Bundeskanzleramt ein, mit anschließendem Konzert auf dem Ballhausplatz - die Volkspartei hat dafür nur wenig Verständnis.

Mittagsjournal, 14.5.2014

ÖVP: Erfolg nicht instrumentalisieren

Ein Empfang für die populäre Songcontest-Gewinnerin durch Kanzler und Kulturminister von der SPÖ, am Sonntag, genau eine Woche vor der EU-Wahl. Was die Volkspartei davon hält, ist eindeutig: ÖVP-Generalsekretär Gernot Blümel sagt: er würde politische Mitbewerber davor warnen, so einen künstlerischen Erfolg zu instrumentalisieren. Noch deutlicher wird ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka: „Man muss aufpassen, wenn man als Trittbrettfahrer unterwegs ist. Gerade wenn man Bundeskanzler ist.“

Kanzler: Immer wieder Empfänge

Werner Faymann will dazu kein Interview geben, aus dem Bundeskanzleramt heißt es aber, der Kanzler gebe immer wieder Empfänge - für erfolgreiche Persönlichkeiten aus den Bereichen Sport, Kunst und Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft und so sei auch die Einladung für die Song-Contest-Siegerin zu verstehen, sagt der Kanzler-Sprecher, ein Auftritt von Wurst und Faymann am Balkon des Bundeskanzleramtes sei entgegen anderslautenden Meldungen nicht geplant.

Auch werde Faymann beim anschließenden Konzert am Ballhausplatz nicht auf der Bühne stehen. Ebenso wenig wie Eugen Freund. Der SPÖ-Spitzenkandidat bei der EU-Wahl werde weder beim Conchita-Wurst-Empfang dabei sein noch auf der Bühne, sagt sein Sprecher, Freund werde sich aber unters Konzertpublikum mischen und stehe inhaltlich für volle Gleichstellung homosexueller Partnerschaften.

Bewegung in Gesetzesfragen

Den Empfang durch den Kanzler sieht die Volkspartei also kritisch, als Spaßbremse will sie aber nicht dastehen. Klubobmann Lopatka: die Sache sollte im Vordergrund stehen. Es sei gut nach 48 Jahren wieder Europameister zu sein. Das sei das Eine. Das andere sei die Arbeit, die zu leisten sei. Und auch da sieht sich die ÖVP - auch wenn die Forderungen der SPÖ im Moment weitergehen, Stichwort Adoptionsrecht - nicht als Bremse: er habe gerade mit SPÖ-Klubchef Schieder sachliche Gespräche geführt.

Das Conchita-Wurst-Konzert nach dem Empfang beim Bundeskanzler wird nach ORF-Informationen auch vom Bundeskanzleramt bezahlt, ORF2 und Ö3 werden live übertragen.