Glock in den Händen eines Mannes

POLYFILM VERLEIH

Kino

Dokumentarfilm "Weapon of Choice"

Selbst Saddam Hussein hatte eine Glock-Pistole, als er 2003 in seinem Versteck im Irak festgenommen wurde. Heute ist sie in einem Museum in Texas ausgestellt, wie man im Dokumentarfilm "Weapon of Choice" erfährt. Der österreichische Regisseur Fritz Ofner hinterfragt darin den Erfolg jener Waffe, die der Ingenieur Gaston Glock zu Beginn der 1980er Jahre ursprünglich für das österreichische Bundesheer entwickelt hat.

Morgenjournal | 28 09 2018

Arnold Schnötzinger

Auf eine Glock ist Verlass: handlich, kein Klemmen, keine Ladehemmung, leicht zu zerlegen und wieder zusammenzubauen. Eine der zuverlässigsten Waffen der Welt, wie ein Waffenhändler aus Pennsylvania in "Weapon of Choice" erklärt: "Vergleichbar mit einer Kalaschnikow!" Gegenwärtig ist die Glock mit rund 1,5 Millionen produzierten Stück pro Jahr eine der beliebtesten Waffen weltweit.

"Über diese aus Österreich stammende Pistole lässt sich sehr viel über die amerikanische Kultur erzählen."
Fritz Ofner

Lukrativer US-Privatmarkt

Dass die Glock ein Bestseller ist, hängt auch mit den legeren Waffensitten in den USA zusammen. Weil die Waffe bei der Exekutive sehr beliebt ist - rund 60 Prozent der Polizisten in Chicago tragen sie - konnte der viel lukrativere Privatmarkt in den USA erschlossen werden, Amokläufe und ihre Dynamik inklusive, wie Regisseur Fritz Ofner anmerkt: "Es ist geradezu perfide, wenn Leute bei einem Amoklauf sehen, dass die Glock gut funktioniert, und daher auch so eine Waffen haben zu wollen."

Kulturjournal | 28 09 2018
Regisseur Fritz Ofner im Gespräch über die Recherchen zum Film, das österreichische Waffengesetz und den "guten Ruf" der Glock.

Arnold Schnötzinger

Beliebt in der Hip-Hop-Community

Der Film "Weapon of Choice" wird zumindest im ersten Teil zum Porträt der US-Waffenmentalität, die sich auch massiv in der Populärkultur niederschlägt, vor allem in der zur Gewalt neigenden Rap- und Hip-Hop-Szene. Ein Faktum, das zum Mythos rund um Glock beigetragen hat. Einer der Gründe dafür sei, so der US-Autor Christian Pearce, sei, dass sich der Name Glock auch gut reime, nämlich auf "lock, drop, pop und cock".

"Kein aktivistischer Film"

Regisseur Ofner versucht das Phänomen Glock umfassend zu beleuchten, doch das bleibt zwangsweise ein einseitiges Unterfangen, denn die Firma selbst hat jegliche Stellungnahme zum Film abgelehnt. Indirekt fördert Fritz Ofner aber über die Aussagen ehemaliger Glock-Manager brisante Interna zu tage, etwa über mögliche Steuerhinterziehung und Veruntreuung. Da diese Gesprächspartner im Streit aus dem Unternehmen schieden, sind ihre Aussagen aber zweifelhaft.

"Das österreichische Waffenexportgesetz ist so formuliert, dass es die Interessen des Waffenexporteurs über die Interessen der Öffentlichkeit stellt."
Fritz Ofner

Überhaupt müsse man sich bei seinem Film selbst ein Bild machen, so Regisseur Ofner: "Das ist kein aktivistischer Film, sondern wir haben versucht ihn auf neutrale Art und Weise zu machen. Die moralische Bewertung des Gesehenen soll beim Zuseher bleiben."

Glock für IS-Terroristen

Dennoch transportiert der Film allein schon kraft seines Themas einen anklagenden Tonfall mit. Einen Vorwurf speziell kann der Film konkretisieren, nämlich dass Glock-Pistolen immer wieder über Umwege in die Hände von IS-Terroristen fallen. Und das ist nicht zuletzt und auch auf Druck der Firma Glock eine Folge lockerer Auslegung des österreichischen Waffenexportgesetztes.

Gestaltung

  • Arnold Schnötzinger