Alte Musik - neu interpretiert

19. März 2013, 19:30

Ich kann mich noch gut daran erinnern, als René Jacobs in den 1980er Jahren bei den Ambraser Schlosskonzerten damit Aufsehen erlangte, indem er sich dem Liedrepertoire der Klassik und Romantik annahm und Musik von Franz Schubert, Wolfgang Amadeus Mozart oder Joseph Haydn begleitet am Hammerklavier annahm.

Auch er hatte damals in den Ohren des Publikums ein Vorbild, den britischen Countertenor Alfred Deller, der mit seinen Interpretationen vom Folk-Song, über Musik des Mittelalter, der Renaissance, des Barock der Romantik und Klassik bis hin zu für ihn komponierter Neuer Musik Furore machte.

Damals in den 1980er Jahren war das Fach des Countertenors noch etwas exotisches, die Qualität dieser ganz speziellen Sänger nicht immer auf wirklich hohem Niveau, somit die Ankündigung eines Altisten zumindest für das Publikum bisweilen mit einem Risiko verbunden.

Freilich: Wenn René Jacobs auftratt, konnte man sicher sein, Qualität zu hören. Mag man vielleicht über den Charakter seiner Stimme verschiedener Meinung gewesen sein, seine Musikalität, sein Gefühl für den Text und dessen Deklamation sowie seine Fähigkeit auch in langen Bögen zu phrasieren war über jeden Zweifel erhaben.

Längst sind die Zeit des Coutertenors René Jacobs vorüber - längst ist René Jacobs zu Recht gefeierter, international renommierter und voll ausgelasteter Dirigent von der Oper aus Barock und Klassik, von Passionen, Oratorien und Kantaten Bachs, Symphonien Joseph Haydns oder Wolfgang Amadeus Mozarts bis hin zu Orchesterwerken Ludwig van Beethovens.

Als Lehrer an der vor achtzig Jahren gegründeten Schola Cantorum Basilienis, der ersten Lehr- und Forschungsinstitution für Alte Musik, bildete René Jacobs zahlreiche junge Sänger aus. Aus dieser Reihe ist Andreas Scholl, 1967 in Eltville am Rhein geboren, wohl der bedeutdenste.

Andreas Scholl, der inzwischen selbst in Basel unterrichtet, erhielt seine erste musikalische Ausbildung bei den Chorbuben an der Basilika von Kiedrich. Gemeinsam mit seiner Schwester Elisabeth trat er mit dreizehn Jahren als 2. Knabe in "Die Zauberflöte" auf. In unzähligen Konzerten unter René Jacobs, Philippe Herreweghe, Ton Koopman, William Christie oder Paul McCreesh sang er Partien in Werken von Johann Sebastian Bach, Georg Philipp Telemann, Dietrich Buxtehude oder Georg Friedrich Händel. Auf CD-Einspielungen interpretierte er Folk-Songs, Lieder von John Dowland oder von deutschen Komponisten wie Johann Philipp Krieger oder Philipp Heinrich Erlebach.

Seine jüngsten musikalischen Aktivitäten führen Andreas Scholl auf die Spuren seines Lehrers René Jacobs bzw. des Urvaters im Fach Countertenor, Alfred Deller. Begleitet von Tamar Halperin am Klavier singt er im Konzert Lieder von Mozart, Haydn, Schubert und Brahms von "Das Veilchen" bis hin zu "Der Tod und das Mädchen". Darauf darf man gespannt sein.
(Bernhard Trebuch)

Service

Wolfgang Amadeus Mozart: Das Veilchen
Wolfgang Amadeus Mozart: Abendempfingung
Franz Schubert: Abendstern

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