Zwischen Realität und Drehbuch

Gerichtsmedizin

Die gerichtlichen Mediziner Daniele Risser und Richard Scheithauer wollen die Frage beantworten, wie realistisch die mediale Darstellung der gerichtsmedizinischen Arbeit vor allem in einschlägigen Fernsehserien wie "CSI" etc. tatsächlich ist.

Auch wenn es angesichts des aktuellen Erfolges von Serien wie "CSI", "Profiler", "Criminal Intent" oder "Cold Case" so aussehen mag, ganz neu ist der Trend zur Gerichtsmedizin nicht. Schon seit den 1970er Jahren gab es einschlägige Serien. Produktionen wie "Anwälte der Toten", "Autopsy", "Crossing Jordan", "Dangerfield", "Da Vinci‘s Inquest", "Diagnosis: Murder, "Der letzte Zeuge", "Medical Detectives", "Police Surgeon", "Quincy, M.E.", "Sektion", "Silent Witness" oder "State Coroner" wurden vor allem in Kanada und den USA produziert, aber auch in vielen "Tatort"-Folgen der Vergangenheit kamen immer wieder Gerichtsmediziner in entscheidenden Rollen vor.

Das Neue an den Fernsehserien über die Arbeit der Gerichtsmediziner ist neben dem anhaltend großen Publikumserfolg der letzten Jahre auch die moderne Darstellung der gerichtsmedizinischen Arbeit. Immer schneller, immer präziser, immer erfolgreicher scheint das Motto jener Helden aus Labor und Seziersaal zu sein, die - meist innerhalb verblüffend kurzer Zeit - schwierigste Fälle einer zweifelsfreien Lösung zuführen können.

Wie real ist die Gerichtsmedizin im TV?

Drehbuchautoren, Regisseure und Schauspieler der einschlägigen Sendungen schaffen es in hohem Maße, eine Realität zu kreieren, die in sich sehr schlüssig und kongruent wirkt. Das ist auch ihre Aufgabe. Gleichzeitig wird damit aber auch eine Realität in den Augen des Zusehers geschaffen, die durchaus nicht mit der Praxis der gerichtsmedizinischen Arbeit übereinstimmen muss.

In welchen Bereichen ist die Fernsehrealität ein zuverlässiges Abbild der gerichtsmedizinischen Wirklichkeit und wo wird ein falscher Eindruck erweckt, weil dramaturgische Notwendigkeiten der Authentizität im Wege stehen?

Viel Science, wenig Fiction

Eines kann man mit Sicherheit behaupten: Die Autoren der verschiedenen Fernsehserien bleiben dort, wo es um die angewandten Methoden der Gerichtsmedizin geht, am Boden der Tatsachen. In der Regel werden keine Hilfsmittel oder Vorgänge gezeigt, die nur in der Fantasie eines Drehbuchschreibers existieren.

Die dargestellten Methoden, angefangen von der Spurensicherung über die Arbeit im Seziersaal bis hin zu Laborbefunden, existieren allesamt und zwar auch in der gezeigten Form. Auch die Tatsache, dass der Schwerpunkt der Arbeit der forensischen Medizin sich immer mehr in den chemischen-analytischen Bereich - wie etwa bei der DNA-Analyse - verschiebt, findet in den Serien ihren Niederschlag.

Schneller als die Wirklichkeit

Die Authentizität der Serien endet dort, wo es um die realistische Darstellung der Zeitabläufe geht. Was im Fernsehen oft binnen Minuten, Stunden oder schon am nächsten Tag fertig ist, benötigt im realen Leben oft Wochen oder Monate, bis es am Tisch des Ermittlers liegt.

Außerdem wird aus dramaturgischen Gründen vieles auf einige wenige Personen zugespitzt. Das Fernsehen kreiert den Typus des gerichtsmedizinischen Universalgenies, wo hingegen die Realität von Arbeitsteilung und Spezialistentum gekennzeichnet ist.

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  • Können Täter tatsächlich noch nach Jahren durch DNA-Spuren überführt werden?
  • Bergen DNA-Datenbanken nicht auch eine mögliche Gefahr - Stichwort Datenschutz?
  • Warum ist das Interesse des Fernsehpublikums an Mord und Tätersuche in den letzen Jahr so groß wie scheinbar nie zuvor?

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Hör-Tipp
Radiodoktor, Montag, 23. April 2007, 14:20 Uhr