Philosophie und Literatur der Romantik - Teil 3

Liebe und Natur

Liebe und Natur spielen in der Romantik eine wichtige Rolle. Betont wird dabei nicht nur die platonische Liebe, sondern auch der Genuss, das körperliche Begehren. Genuss empfinden die Romantiker auch im Naturerleben, das ihre Sinne erweitert.

Radiokolleg, 18. April 2007

Die einzigartige, vollendete Liebe, wie sie der Schriftsteller und Philosoph Friedrich Schlegel in seinem Roman "Lucinde" hymnisch pries, gilt als Inbegriff der romantischen Liebe. Friedrich Schlegel entwickelte am Beginn des 19. Jahrhunderts ein Konzept der Liebe, das von der absoluten Liebe ausgeht.

"Jede wahre Liebe ist einzig und ganz unendlich", notierte Friedrich Schlegel. Diese Liebe kennt keine Beschränkungen; sie überschreitet alle Grenzen. Es ist dies "eine Liebe ohne Gegenstand, die das Innere zerrüttet".

Einheit von sinnlicher und seelischer Liebe

Friedrich Schlegels Aufsehen erregender Roman "Lucinde", der 1799 erschien, ist das wichtigste Dokument, in dem die romantische Liebe zu Wort kommt. Darin wird die bis in die Antike zurückreichende Skepsis gegenüber der körperlichen Liebe aufgegeben: Die romantische Liebe versteht sich als Einheit von sinnlicher und seelischer Liebe.

Der Roman "Lucinde" wurde von einem Teil des Lesepublikums und der Literaturkritik als skandalös empfunden. Friedrich Schlegel hatte es nämlich gewagt, persönliche Erfahrungen in das Werk einfließen zu lassen. Die Gestalten des Romans lassen Ähnlichkeiten mit ihm selbst, seiner Frau Dorothea, seinem Bruder August Wilhelm, dessen Frau Caroline und Novalis erkennen.

Die Natur: Ein erhabener Sinn

Ein weiteres Anliegen der Romantiker war ihre Beziehung zur Natur. Natur war für den Philosophen Friedrich Wilhelm Joseph Schelling keine totgeschlagene Materie, die möglichst effizient verwertet werden soll, sondern vielmehr die Fülle der Wirklichkeit. Für den Schriftsteller Novalis war die Natur ein wohlgeordneter Kosmos; er belauschte in ihr "ein ewiges, tausendstimmiges Gespräch", worin alles mit allem verbunden war.

Die Natur stand auch im Zentrum der Gedichte, die der englische Schriftsteller William Wordsworth verfasste. Wordsworth, der von 1770 bis 1850 lebte, begeisterte sich vorerst für die Französische Revolution; vom Terror der Jakobiner angewidert, zog er sich in ein Seengebiet - den Lake District - in Nordengland zurück. Der Rückzug auf das Landleben war auch eine Reaktion auf die vor allem in England rasch voranschreitende industrielle Revolution.