Ö1 Testflug mit dem Airbus A 380
Gigant der Lüfte
Gut Ding braucht Weile, denn trotz Verzögerungen der Hersteller bei der Lieferung gibt es nach Testflügen des Airbus A 380 sowohl von Piloten als auch von Passagieren nur Lob für den Luftgiganten. Bei einem jener Testflüge nach Hong Kong war auch Ö1 mit dabei.
8. April 2017, 21:58
Airbus-380-Kapitän Ulrich Hohl über die Flugeigenschaften
Der Airbus A 380 hat zwar seinen Hersteller durch Verzögerungen in wirtschaftliche Turbulenzen gebracht, das größte Passagierflugzeug der Welt lässt sich aber hervorragend fliegen, sagen die Piloten. Auch Niki Lauda durfte an den Steuerknüppel.
Die Passagiere - ebenso beeindruckt - erleben künstliche Tageszeiten an Bord. Die Testflüge beweisen auch die Sparsamkeit des Riesenvogels: Auf der Strecke nach Hong Kong wurden deutlich weniger als drei Liter Treibstoff je Passagier und Kilometer verbraucht. Michael Csoklich von Ö1 hatte exklusiv Gelegenheit, an diesem Testflug teilzunehmen.
Ferrari der Lüfte
Die Lieferverzögerungen, die die Airbus-Industrie in Schwierigkeiten gebracht haben, gehen auf zu detaillierte Ausstattungsvarianten für die einzelnen Besteller zurück. Überspitzt ausgedrückt: Zu viel und letzten Endes zu teuer maßgeschneidert und zu wenig kostengünstig. Da hätte das Management rechtzeitig eingreifen müssen.
Was nichts daran ändert, dass sich der A 380 sehr gut fliegt, wie Piloten bestätigen: "Der Gigant fliegt sich, wie sich ein Ferrari fährt", sagt ein Testpilot, und meint damit nicht die Rasanz, sondern die Präzision, mit der sich die Steuerbewegungen am Side Stick - früher Steuerknüppel - auf das Flugverhalten des Riesenvogels übertragen. "Folgsam nennt das ein anderer Pilot. Überhaupt merkt man die Größe des Luftgiganten beim Fliegen überhaupt nicht, nur beim Starten und beim Landen sitzen die Piloten eben etwas weiter oben.
Wie ein Sportflugzeug
Auch Niki Lauda durfte die A 380 fliegen, aber nicht nur, weil er prominent ist. Lauda hat eine Lizenz für den kleinen Airbus A 319. Und bei Airbus reicht eine Lizenz für alle Typen, ganz im Gegensatz zu anderen Herstellern, wo die Piloten für jeden Typ gesondert ausgebildet werden müssen.
Bei Airbus sind die Systeme quer durch die Typen nahezu identisch. Die Umschulung von zwei Triebwerken (A 319) auf vier Triebwerke (A 380) dauert nicht länger als zehn Tage. Niki Lauda zeigt sich jedenfalls angetan: "Wie ein Sportflugzeug, lobt er die Wendigkeit des Riesen, und verblüfft von der Diskrepanz zwischen der Wendigkeit und der Größe des Fliegers meint er: "... ein wilder Hund.
Ö1 bei Testflug dabei
Vor der Auslieferung an den ersten Kunden - im Oktober an die Singapore Airlines - wird in insgesamt zwölf Testflügen mit Testpassagieren die Streckentauglichkeit der A 380 ein letztes Mal überprüft.
An einem dieser Testflüge - von Frankfurt nach Hong Kong und zurück - konnte Ö1 Redakteur Michael Csoklich auf Einladung der Lufthansa teilnehmen. Aus Österreich war sonst nur der Fachjournalist und Luftfahrtexperte Kurt Hofmann mit. Insgesamt waren beim Hinflug 431 Passagiere an Bord, beim Rückflug 444 Passagiere. Dazu kamen 40 Besatzungsmitglieder.
Raffiniertes Beleuchtungssystem
Spektakulär auf den ersten Blick: die Wendeltreppe zwischen dem Hauptdeck und dem Oberdeck oder die Lounge, wo sich Passagiere aus der ersten und der Economy-Class auf ein Plauderstündchen treffen können. In der Passagierkabine herrscht um 30 Prozent weniger Lärm als bei älteren Modellen, und die Designer haben sich auch etwas Neues gegen den lästigen Jetlag einfallen lassen, also die Müdigkeit nach einem Langstreckenflug durch die Zeitverschiebung:
Mit einem raffinierten Beleuchtungssystem (mit nicht weniger als 16 Millionen Farbnuancen) werden künstlich Morgen- und Abenddämmerung erzeugt. Die Passagiere sollen so leichter einschlafen und angenehmer aufwachen. Die Schlafzeiten werden allmählich vom Start- an den Zielort angeglichen.
Keine teuren Stehzeiten
Für das Bordpersonal ist die große Passagierzahl eine neue Herausforderung. Das Ein- und Aussteigen soll nicht länger als bei kleineren Flugzeugen dauern, denn das ist nicht nur lästig für die Passagiere, sondern kostet auch Geld - Stichwort: die teuren Stehzeiten am Flughafen.
Auch Notfälle spielen in diesem Zusammenhang eine große Rolle. Tests im März 2006 in Hamburg haben ergeben: Innerhalb von 78 Sekunden gelang es, 853 Passagiere und 20 Besatzungsmitglieder ausschließlich über die Notausgänge auf der rechten Seite zu evakuieren. Bei der Evakuierung brach sich zwar ein Testkandidat den Oberschenkel, und weitere 32 Personen erlitten leichte Verletzungen, meist Hautabschürfungen. Diese Werte gelten aber als vergleichsweise niedrig.
Sparsam im Spritverbrauch
Noch etwas zeigen die Testflüge deutlich: Das größte Passagierflugzeug der Welt ist - trotz eines konstruktiv bedingten Überwichtes von sechs Tonnen bei einem Startgewicht von 560 Tonnen - sehr sparsam im Verbrauch.
Auf der Strecke zwischen Frankfurt und Hong Kong wurden auf 10.400 Kilometern 145 Tonnen Kerosin verbraucht. Das sind 2,61 Liter Treibstoff je Passagier auf 100 Kilometer. Ein besonders günstiger Wert. Die Techniker sind aber überzeugt, auf Dauer sogar unter drei Liter zu bleiben. Zum Vergleich: Der Jumbo Boeing 747-400 braucht bei der Lufthansa knapp 4,3 Liter.
Mehr zum Airbus 380 in oe1.ORF.at
Hör-Tipp
Saldo, Freitag, 30. März 2007, 9:05 Uhr
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