Frauen, Autos, Tod und Teufel

King Of The Delta Blues

Robert Leroy Johnson: geboren am 8. Mai 1911 in Hazlehurst, Mississippi, gestorben 27 Jahre später, am 16. August 1938 in Three Forks, Mississippi. Der Drunken Hearted Man, lange Zeit vergessen, 1990 wiederentdeckt, verkauft sich seither millionenfach.

Ehe, Häme, Wanderjahre - mit 25 Jahren hatte er schon einiges hinter sich. Und nur noch zwei Jahre vor sich. Mit 27 starb er, wie viele große Musiker. Allerdings waren es nicht Ruhm und Drogen, sondern die Syphilis.

Seine Großeltern waren noch als Sklaven geboren worden. Robert war ein uneheliches Kind, musste einige Jahre bei seinem Stiefvater leben, der ihm eine nicht immer gewaltfreie Erziehung angedeihen ließ, dessen Namen Spencer er aber trug, bis die Mutter ihm als Teenager eröffnete, dass dieser nicht sein leiblicher Vater war. Robert nannte sich fortan Johnson. Bis zu seiner ersten Veröffentlichung sollten noch einige turbulente Jahre folgen: der Terraplane Blues.

Geschickter Selbstvermarkter

Der Song über ein Auto, den Hudson Terraplane, dauert exakt drei Minuten. Und das ist kein Zufall. Robert Johnson, der schlaue Fuchs, wollte seine Lieder nämlich durchaus veröffentlichen, und zwar als Ganzes. Die damaligen Schellackplatten boten eben nur genau drei Minuten Laufzeit pro Seite. Und während seine Zeitgenossen immer noch bloß Ausschnitte aus ihren Liedern auf Platte brachten, machte Robert Johnson vor, was noch heute in der Popmusik Maß aller Dinge ist: den Dreiminutensong. So dauert keiner der 1990 gesammelt veröffentlichten Songs länger als 3.00.

Als Kind spielte er Mundharmonika. Als Teenager kaufte er sich seine erste Gitarre und baute sich eine Vorrichtung für die Mundharmonika, um beide Instrumente gleichzeitig spielen zu können. Mit 17 lernte er den damaligen Sideman von Charley Patton, Willie Brown kennen und bekam von ihm seinen ersten Gitarreunterricht. Mit Brown, Patton und dem beeindruckenden Son House spielte er dann den einen oder anderen Auftritt, wurde aber von den dreien verspottet. Er wäre ein passabler Bluesharp-Spieler, aber ein schlechter Gitarrist. Welch ein Irrtum.

Die Legende mit dem Teufel

Dann kam nämlich ein Wanderjahr, Robert Johnson begleitete Ike Zinnermann. Als er zurückkam, konnte Robert Johnson so gut Gitarre spielen, dass die Geschichte umging, er hätte dem Teufel seine Seele verkauft, um in die Geheimnisse des Gitarrenspiels eingeführt zu werden. Ob das daran lag, dass er neben Mister Zinnermann auch eine junge Frau kennen gelernt hatte, sie hieß Caletta Craft, um sie auch gleich zu heiraten, dann aber für ein Jahr zu verlassen, ob es also an jener Sehnsucht liegt, die Robert Johnson sich da selbst inszeniert hatte? An dieser vielleicht ungeheuren Kraft, die er aufwenden musste, um nicht sofort nach Hause zu seiner Frau zu rennen, während doch andererseits die Gitarre seine Liebste war, wohin gehörte dieser junge, schwarze Mister Robert Johnson? Eigentlich kein Wunder, dass die Legende umging von dem Musiker, der dem Teufel seine Seele verkauft hat.

Posthumer Verkaufsrekord

Aber er zog weiter, lernte Bluesgrößen wie Sonny Boy Williamson the Second, Robert Nighthawk, Howlin' Wolf und Memphis Slim kennen. Und 1936 folgte die erste Aufnahme, für die American Record Company, der Terraplane Blues. 500 Stück von dieser Single wurden verkauft, ein Rekord zu seinen Lebzeiten, denn alle weiteren blieben in den zweistelligen Verkaufszahlen hängen. Irgendwann war er dann ganz vergessen.

In zwei sessions hatte er insgesamt 29 Songs aufgenommen, einige davon zweimal, und so existieren heute 41 Takes, zusammen veröffentlicht im Jahr 1990, bisher über zwei Millionen Mal verkauft.

Im August 1938 stirbt Robert Johnson. Und natürlich wurde auch dann wieder an einer Legende gebastelt. Er sei von einem eifersüchtigen Ehemann vergiftet worden. Dieses Gerücht hielt sich bis ins Jahr 1998, als ein medizinisches Dokument auftauchte, das eindeutig Spätfolgen einer Syphilis-Erkrankung als Todesursache feststellt. Jetzt liegt er auf einem kleinen Friedhof in Three Forks, wo genau, weiß man nicht. Einen Gedenkstein gibt es noch, in Morgan City, drauf steht: "Robert Johnson - King of the Delta Blues Singers" Und dass seine Musik einen Ton angeschlagen hat, der immer noch nachklingt.

Für Jimi Hendrix, Mike Bloomfield, John Fogerty und Bob Dylan waren seine Songs "inspirierend", Keith Richards nannte ihn den "größten Folk-Blues-Gitarristen, der jemals gelebt hat" und Eric Clapton sagte, Robert Johnson sei "der größte Sänger, der größte Songwriter". Auf dem Anfang der Neunziger erschienenen Red-Hot-Chili-Peppers"-Album "Blood Sugar Sex Magic" fand sich dann so etwas wie ein Bonus-Track, eine kleine Huldigung, eine Minute und 12 Sekunden lang. Im Original zwei sechsundfünfzig, der Interpret: Robert Johnson.

Hör-Tipp
Spielräume, Sonntag, 25. März 2007, 17:30 Uhr

CD-Tipp
Robert Johnson, "The Complete Recordings", Legacy Recordings