Die Fälscher
In den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs hat die Nazi-Führung beschlossen, mit gefälschten Banknoten die Wirtschaft der Kriegsgegner zu untergraben. Diese "Operation Bernhard" war Grundlage des neuen Films von Stefan Ruzowitzky.
8. April 2017, 21:58
Stefan Ruzowitzky in "Von Tag zu Tag"
Einen Tag vor dem Kinostart von "Die Fälscher" war der Regisseur des Films, Stefan Rusowitzky zu Gast bei Rainer Rosenberg in der Ö1 Sendung "Von Tag zu Tag". Sein neuester Film ist sieben Mal für den Deutschen Filmpreis nominiert und er war viel gelobter Berlinale-Teilnehmer, der Filmregisseur Stefan Ruzowitzky hat damit seine Position in der europäischen Filmlandschaft bemerkenswert verbessert.
In Bezug auf "Die Fälscher" hat Ruzowitzky die Bedeutung der engen Zusammenarbeit Adolf Burger betont, auf dessen Lebensaufzeichnungen der Film im weiteren Sinn basiert. Burger war auch die zentrale Beraterfigur, wenn es darum ging, auf dem schmalen Grat zwischen historischer Realität und Fiktion die Balance zu halten.
Geschichte muss berühren
Die Notwendigkeit Spielfilme wie "Die Fälscher" zu drehen sieht Ruzowitzky in dem Umstand begründet, dass die Zeitzeugenprogramme, deren Bedeutung für ihn unbestritten ist, langsam aber sicher an ihr Ende kommen. Mit dem Tod der Betroffenen versiegt diese Quelle der Information und etwas anderes müsse an deren Stelle treten.
Wenn eine charismatische Figur, wie eben Adolf Burger, im Rahmen seiner Auftritte zutiefst berührend nicht nur von seiner Fälschertätigkeit berichtet, sondern davon, dass seine Frau im KZ ermordet wurde, kann die Betroffenheit, die dadurch erzeugt wird, durch kaum etwas ersetzt werden, ist Ruzowitzky überzeugt. Und gleichzeitig sieht er im Medium Film und da vor allem im Spielfilm, eine Möglichkeit Ersatz zu schaffen.
Der Unterschied zu einem reinen Dokumentarfilm bestehe, so Ruzowitzky, in erster Linie in der Bedeutung, die Dramaturgie habe. Adolf Burger, sei ihm eine wertvolle Unterstützung gewesen, wenn es darum ging, wahr von falsch zu scheiden. Die prototypischen Konflikte, die den Film tragen, gab es in der realen Situation so nicht, weil nahezu alles Menschliche, alles Emotionale aus dem KZ-Alltag, den Adolf Burger beschrieben hat, verbannt war.
Zeitzeuge Burger, so Regisseur Ruzowitzky, hat denn auch diese Emotionalität, die zum Wesen des Spielfilms gehört, als das Übertriebene an der ganzen Geschichte charakterisiert. Sich und seine Leidensgenossen selbst hat er vielmehr als "Tote auf Urlaub" beschrieben.
Neuer Fokus
Besondere Bedeutung hat für Stefan Ruziowitzky die Figur des Ganoven und Gigolo Salomon Sorowitsch, den Karl Markovics spielt und der mit dieser Rolle auch für den Deutschen Filmpreis nominiert ist. Fasziniert zeigt sich der Regisseur vom Umstand, dass es in diesem Fall nicht um eine bereits vielfach geschilderte bürgerliche Biografie geht, sondern um das Schicksal eines Verbrechers geht - eines Mannes also, der ganz anders gelernt hat, mit der Repression einer Zwangsinstitution umzugehen und der eben aus dem Gefängnis ins KZ gebracht wird, um an den Geldfälschungen zu arbeiten.
"Ich hoffe, ich rede mich jetzt nicht in einen Strudel", weiß Ruzowitzky noch um eine problematische Seite seines Films, doch er sehe gespenstische organisatorischen Parallelen zwischen dem KZ und modernen Wirtschaftsunternehmen, allen voran durch das System der Kapos, die in perfider Weise von Opfern zu Komplizen des Systems gemacht wurden.
Einen ausführlichen Ausschnitt aus dem Gespräch mit Stefan Ruzowitzky können Sie im Audio am Kopf der Seite hören. Das gesamte Gespräch steht Ö1 Clubmitgliedern im Downloadbereich zur Verfügung.
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Download-Tipp
Von Tag zu Tag, Donnerstag, 22. März 2007, 14:05 Uhr
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Universumfilm - Die Fälscher