Formen der Sklaverei

Ohne Ehre, ohne Rechte

Am 25. März 1807 hat Großbritannien den Sklavenhandel offiziell abgeschafft. Das war ein erster Schritt zur Beendigung eines besonders grausamen Kapitels Menschheitsgeschichte, den Jahrhunderte dauernden Menschenhandel über den Atlantik.

Die Sklaverei selbst ist und bleibt, auch nach der Beendigung des Menschenhandels über den Atlantik, ein hartnäckiges Phänomen, schon seit Jahrtausenden und in vielerlei Formen. Zu Grunde liegt immer die Vorstellung, einen anderen Menschen, bevorzugt einen Fremden, besitzen und zum eigenen Vorteil ausbeuten zu dürfen.

Der Ursprung der Sklaverei liegt in der Kriegsgefangenschaft: Die Sieger machten aus den besiegten Feinden, statt sie zu töten, Zwangsarbeiter. Diese Art von Sklaverei gibt es seit dem Beginn der Hochkulturen in Mesopotamien. Von echten Sklavenhaltergesellschaften kann man allerdings erst im antiken Griechenland und im Römischen Imperium sprechen, wo die Sklaverei eine enorme wirtschaftliche Bedeutung hatte.

"Christliche" Sklaverei

Mit der Christianisierung Europas im frühen Mittelalter änderte sich auch die Haltung zur Sklaverei: Sie galt, unter Christen, als unzulässig - also entstanden andere Formen von Abhängigkeit wie Hörigkeit und Leibeigenschaft. Mit der Versklavung Andersgläubiger hatte man allerdings kein Problem, und Heiden blieben im christlichen Europa bis in die frühe Neuzeit hinein eine begehrte Handelsware. Besonders lange gab es Sklaven als Opfer der großen Türkenkriege.

Außereuropäische Sklaverei

Umgekehrt versklavten die Osmanen christliche Kriegsgefangene. Arabische und türkische Piraten raubten Jahrhunderte lang Menschen christlichen und jüdischen Glaubens von Schiffen auf dem gesamten Mittelmeer, um sie zu Höchstpreisen zu verkaufen.

Sklaverei und Sklavenhandel gab es kontinuierlich über viele Jahrhunderte auch in Afrika, sowohl auf Export-, als auch auf Binnenmärkten - also lange Zeit bevor die Europäer diesen Kontinent für ihre Zwecke auszunutzen begannen. Der transatlantische Sklavenhandel der europäischen Herren übertraf dann aber alles bis dahin Dagewesene.

Der Transatlantik-Handel und seine Folgen

Dieser Handel, der im 16. Jahrhundert einsetzte, war ein Dreiecksgeschäft: Bestimmte Güter wie Waffen und Stoffe wurden von Europa nach Afrika gebracht und dort gegen Sklaven getauscht, die über den Atlantik in die neue Welt gebracht wurden - nach Nordamerika, Südamerika und in die Karibik - wo sie in Bergwerken und auf Plantagen schuften mussten. Aus den Kolonien transportierten die Europäer dann Tabak und vor allem Zucker und Rum per Schiff in ihre Heimatländer zurück.

Diesem Menschenhandel zwischen Europa/Afrika und den beiden Amerika fielen mindestens elf Millionen Afrikaner zum Opfer - jene nicht gerechnet, die schon auf Sklavenschiffen zu Tode kamen.

Sklaverei und kein Ende?

Im Lauf des 19. Jahrhunderts wurde, nach dem Sklavenhandel, auch die Sklaverei nach und nach verboten. Das letzte Land, das die Sklaverei abschaffte, war Brasilien 1888. Das erste internationale Abkommen zur Ächtung der Sklaverei kam erst 1926 durch den Völkerbund zustande.

Aber: Die Sklaverei hat einen langen Atem. Ihre psychischen Quellen aus religiösen Ideologien, Herrenmenschenwahn und Rassismen aller Art sind noch längst nicht versiegt; man denke etwa an den zeitgenössischen Menschenhandel, an Kinderarbeit und Zwangsprostitution, um nur einige wenige Beispiele zu nennen.

Hör-Tipp
Dimensionen, Donnerstag, 22. März 2007, 19:05 Uhr

Buch-Tipps
Christian Delacampagne, "Die Geschichte der Sklaverei", Artemis und Winkler Verlag, Düsseldorf 2004, ISBN 3538071837

Andreas Hofbauer, "Afro-Brasilien. Vom weißen Konzept zur schwarzen Realität", Promedia-Verlag, Wien 1995, ISBN 3853711022

Michael Zeuske, "Schwarze Karibik. Sklaven, Sklavereikulturen und Emanzipation", Rotpunktverlag, Zürich 2004.

Carel de Haseth, "Sklave und Herr", Edition VA BENE, Wien 2007, ISBN 9783851671971