Musikalische Frühlingsgefühle
Frühling in der Oper
Wintereinbrüche können daran nichts ändern: Am Mittwoch ist kalendarischer Frühlingsbeginn. Eine Aufbruchsstimmung beginnt, die natürlich auch in der Oper immer wieder ihre Spuren hinterlassen hat: "Winterstürme wichen dem Wonnemond..."
8. April 2017, 21:58
Wagner, Boito, Berlioz, Mascagni, Saint-Saens
Am Mittwoch ist kalendarischer Frühlingsbeginn: Eine Aufbruchsstimmung, die natürlich auch in der Oper viele Spuren hinterlassen hat, insbesondere bei Richard Wagner: "Winterstürme wichen dem Wonnemond" singt Siegmund im ersten Aufzug der Walküre: "in mildem Lichte leuchtet der Lenz, auf linden Lüften leicht und lieblich, Wunder webend er sich wiegt..."
Die Tür von Hundings Hütte springt auf, Frühlingsduft strömt herein, ein magischer Moment, wohl einzigartig in der Opernliteratur. "...vereint sind Liebe und Lenz!" In diesem Moment hat Siegmunds heißblütiges Verlangen auch seine Zwillingsschwester Sieglinde in Bann gezogen...
"Faust" als Opernvorlage
Frühlingsgefühle in der Oper: Fast immer sind sie nicht ganz unproblematisch, nicht nur in Wagners Ring, ebenso in Goethes Faust, der schließlich unzähligen Komponisten als Sujet gedient hat, so beispielsweise Arrigo Boito, der in seinem Mefistofele dem Goethe-Original sehr nahe kommen wollte.
Auch Hector Berlioz war vom ewigen Faust-Thema sehr angezogen. Im ersten Teil seiner dramatischen Legende "Fausts Verdammnis" erleben wir die Faszination, die für Faust von der Dämmerung eines Frühlingsmorgens ausgeht. Die Menschen, die diese Landschaft bevölkern, beeindruckten ihn hingegen weit weniger. Weder die Bauern, die mit einem Tanz den Frühling begrüßen, noch die Soldaten mit ihrem Streben nach Ruhm und Freiheit.
Frühlingserwachen auf Italienisch
Handfester scheint hingegen das Frühlingserwachen in Giovanni Vergas "Cavalleria rusticana". Eleonore Duse (die auch die Geliebte von Arrigo Boito gewesen ist) hat das Schauspiel einst bekannt gemacht.
Pietro Mascagni ist mit seinem gleichnamigen Operneinakter über Nacht zu Weltruhm gelangt, der bis heute zum eisernen Repertoirebestand der internationalen Opernwelt zählt.
Liszt ermöglichte "Samson und Dalila"
Eine besonders bekannte Assoziation mit dem Frühling findet sich auch in Camille Saint-Saens "Samson und Dalila", einem oratorienhaften, biblischen Werk, dessen Weg auf die Bühne nicht leicht gewesen ist. Eigentlich verdanken wir es Franz Liszt, dass Saint-Saens dieses Werk überhaupt vollendet hat.
Liszt hat die Uraufführung am Hoftheater von Weimar ermöglicht, sie hat in deutscher Übersetzung am 2. Dezember 1877 stattgefunden, doch trotz eines sehr beachtlichen Erfolges fanden sich nur zögernd auch andere Bühnen bereit, die Oper zu übernehmen. "Die Sonne sie lachte, der Frühling erwachte", singt die verführerische Priesterin Dalila am Ende des 1. Aktes. Samson ist ihr da bereits verfallen.
Frühlingsgedanken am Heiligen Abend
Von Frühlingsgedanken übermannt waren auch Charlotte und Werther am schicksalshaften Heiligen Abend des Jahres 1772 - womit wir abermals bei Goethe angelangt wären -, aber auch bei Jules Massenet, dessen Vertonung der "Leiden des jungen Werthers" 1892 ausgerechnet in der Wiener Hofoper ihre Uraufführung erlebt hat und das in deutscher Sprache.
"Was bin ich aufgewacht" zitiert Werther den mythischen gälischen Sänger Ossian in seiner berühmten Arie im dritten Akt: "Was bin ich aufgewacht, du schöne Frühlingszeit? Doch, ach, der Tag des Welkens ist nicht weit!"
Smetanas springende Knospen
Max Kalbeck hat das französische Libretto seinerzeit für die deutsche Bühne übertragen, von ihm stammt ebenso die deutsche Fassung der "Verkauften Braut" mit den springenden Knospen am Strauch und den munteren Vögeln, die von der schönen Frühlingszeit singen.
Mag sein, dass diese Übersetzung bzw. Nachdichtung heute als Kitsch gilt, zur einstigen Popularität dieser komischen Oper Smetanas hat sie zweifellos enorm beigetragen, ganz im Gegensatz zu den so genannten korrekten Übersetzungen der letzten Jahrzehnte.
König Frost und die Frühlingsfee
Und selbst der Frühlingsfee höchstpersönlich werden wir heute begegnen: in Rimski-Korsakows Märchenoper "Snegurochka" (Schneeflöckchen), die der Komponist selbst für die beste seiner Opern gehalten hat.
König Frost und die Frühlingsfee beschließen darin, ihre gemeinsame Tochter Schneeflöckchen zu den Menschen zu schicken, um sie vor dem Sonnengott zu schützen. Doch Schneeflöckchens irdisches Glück ist zwar heftig, aber nur allzu kurz: Ein Sonnenstrahl lässt es verklärt dahinschmelzen.
Hör-Tipp
Apropos Oper, Dienstag, 20. März 2007, 15:06 Uhr