Nur zehn Prozent müssen operiert werden

Bandscheibenvorfall

Die Angst vieler Menschen vor einem Hexenschuss oder Bandscheibenvorfall ist beträchtlich - nicht ganz unberechtigt, denn die Schmerzen und die Bewegungseinschränkung können sprichwörtliches Ausmaß annehmen.

Bei weitem nicht alle Formen von Rückenschmerzen haben mit Bandscheibenproblemen zu tun. Dennoch sind Verletzungen der Bandscheiben häufig. Etwa 10.000 Fälle gibt es pro Jahr in Österreich, zirka 1.000 Operationen werden durchgeführt. Es sind durchaus auch jüngere Personen zwischen 20 und 40 betroffen - nicht selten sportlich sehr aktive Menschen.

Die Belastung der Bandscheiben ist im Lendenbereich am größten - daher kommt es hier auch zu den meisten Zwischenfällen. Nur etwa ein Zehntel der Bandscheibenvorfälle ereignet sich im Bereich der Halswirbelsäule.

Typische Fehlbelastung

Beim Bücken oder gebückten Heben den Oberkörper kurz gedreht und schon kann es passieren - die Bandscheibe nimmt Schaden. Manchmal gibt es aber auch keinen nachvollziehbaren Anlass. Typisch sind jedenfalls der akute stechende Schmerz und die ausgeprägte Bewegungseinschränkung.

Nicht immer liegt es an der Bandscheibe

Interessanter Weise haben manche Menschen, bei denen - im Rahmen einer Aufnahme der Wirbelsäule - deutliche Bandscheibenschäden festgestellt werden, aber gar keine Beschwerden.

Im Gegenzug gibt es eine Vielzahl von anderen Ursachen, wie Entzündungen der kleinen Muskeln zwischen den Wirbeln, Schädigungen von Kapsel und Bändern der Wirbelkörper, usw., die ähnliche Beschwerdebilder hervorrufen können.

Hexenschuss oder Bandscheibenvorfall?

Jede Bandscheibe besteht aus einem Faserring, der den elastischen Gallertkern umschließt. Bei der Vorwölbung, auch Protrusio genannt, wölbt sich die in der äußeren Faserschicht noch intakte Bandscheibe vor. Die Symptome sind meist akute Schmerzen und Bewegungseinschränkung, also der so genannte Hexenschuss.

Der Prolaps

Beim echten Bandscheibenvorfall, medizinisch als Bandscheiben-Prolaps bezeichnet, zerreißt der äußere Ring und der Gallertkern verrutscht bzw. quillt hervor. In der Folge engt er das Rückenmark oder die aus dem Rückenmark hervortretenden Nervenstränge ein. Das führt zu starken Schmerzen oder auch Lähmungen, die je nach Lage des Bandscheibenvorfalls unterschiedliche Körperteile treffen können.

Glück gehabt?

Etwa 90 Prozent der Bandscheibenprobleme müssen nicht operiert werden. Die Bandscheibenvorwölbung, die mit Schmerzen und eventuell auch mit Missempfindungen einhergehen kann, wird in der Regel konservativ behandelt. Zum Einsatz kommen schmerzstillende, muskelrelaxierende und entzündungshemmende Medikamente, Infiltrationen, Akupunktur, Manualtherapie, Osteopathie etc..

Einen besonderen Stellenwert hat natürlich die Physiotherapie! Durch entsprechendes Training müssen vorsichtig über einige Monate hinweg, die geschädigten Strukturen der Wirbelsäule wieder gestärkt werden. Nach etwa sechs bis acht Wochen sollten die Beschwerden in der Regel abklingen.

Operation notwendig?

Kommt es jedoch zu signifikanten Lähmungserscheinungen, sind Komplikationen zu erwarten oder sind einfach die Schmerzen auch Monate nach dem Vorfall unerträglich, muss operiert werden. Dazu stehen je nach der individuell vorliegenden Situation mehrere Vorgehensweisen zur Verfügung.

In den letzten Jahren wurde eine Vielzahl von operativen Eingriffsmöglichkeiten entwickelt: Katheterverfahren, Lasertherapien, Ozonbehandlungen, andere Verfahren zur Verkleinerung der Bandscheibe, endoskopische Operationsverfahren etc.

Diskutieren Sie mit

Wenn Sie Fragen haben oder während der Live-Sendung von Ihren Erfahrungen berichten möchten, so können Sie uns während der Sendung unter der Telefonnummer 0800 22 69 79 erreichen. Sie haben auch die Möglichkeit, hier zu posten. Nach der Sendung wird ein Sendungsgast bis etwa 15:15 Uhr Fragen aus dem Forum beantworten.

  • Hatten Sie bereits Probleme mit Bandscheiben?
  • Stehen Sie vor der Frage, welcher Eingriff für Sie zielführend ist?
  • Wissen Sie, welche Maßnahmen Sie nach einem Bandscheibenproblem vor weiterem Ungemach schützen können?
  • Gibt es Möglichkeiten einen bevorstehenden Bandscheibenvorfall abzuwenden?
  • Haben Sie Beschwerden in der Halswirbelsäule?
Nach der Sendung beantwortet OA Dr. Johannes Blauensteiner, Facharzt für Neurochirurgie am Krankenhaus Rudolfstiftung bis ca. 15.20 Uhr Ihre Fragen.

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Hör-Tipp
Radiodoktor - Medizin und Gesundheit, Montag, 12. März 2007, 14:20 Uhr