Alfred Dorfer ist "Zeitgenosse im Gespräch"

Die Satire soll dem Zensor nicht auffallen

Vor wenigen Tagen ist das Buch des österreichischen Kabarettisten Alfred Dorfer mit dem Titel "Wörtlich" erschienen - ein Anlass, ihn ins Radiokulturhaus einzuladen zu einer Veranstaltung der Reihe "Zeitgenossen im Gespräch".

Alfred Dorfer über Kabarett

Kürzlich entschuldigte sich der Kabarettist Florian Scheuba, um eine Klage wegen übler Nachrede abzuwenden, bei der betreffenden Person mit den Worten "Die Äußerung war nur als Scherz gedacht. Sollte sie anders verstanden worden sein, bedaure ich dies." Bei einer Veranstaltung im RadioKulturhaus befragte Michael Kerbler Alfred Dorfer angesichts dieses Vorfalls nach der möglichen Zukunft des österreichischen Kabaretts.

Michael Kerbler: Herr Dorfer, werden wir in Hinkunft in österreichischen Kabarettprogrammen nach der Durchsage, die Handys auszuschalten, folgenden Satz hören: "Die nun folgenden Äußerungen sind nur als Scherz gedacht"?
Alfred Dorfer: Ich glaube, Ironie zu verstehen ist eine Intelligenzfrage - zunächst einmal zu wissen, dass es sich um eine solche handelt, und zum anderen auch, diesen doppelten Boden zu begreifen. Das dürfte bei Fiona Swarovski jetzt einmal nicht so der Fall gewesen sein. In diesem Fall. Wir wissen nicht, ob das allgemein ein Zustand ist, in dem sie sich befindet.

Es ist aber in der Tat so, dass diese Äußerungen - wie auch immer sie lauten mögen - immer an der Grenze der Klagbarkeit schrammen, weil die "Herbeiredung eines Verdachts", wie es so schön heißt im Juristischen - ich hab mich da kundig gemacht, weil durch "Dorfers Donnerstalk" sind wir sehr oft mit der Rechtsabteilung in Verbindung... Also die "Herbeiredung eines Verdachts" ist strafbar. Und daher auch klagbar. Und im Grunde genommen gilt hier sinngemäß der Satz von Karl Kraus, dass die Satire dem Zensor nicht auffallen soll.

Sollte man dem Kabarettnachwuchs in Österreich empfehlen, statt Theaterwissenschaften die Juristerei zu studieren?
Juristerei zu studieren zahlt sich immer aus, glaub ich. Für den Kabarettnachwuchs habe ich keine Empfehlungen, aber ich glaube, dass das natürlich ein Graubereich ist, der bis jetzt noch nicht ausgereizt worden ist. Das ist das erste Beispiel dieser Art. Man darf gespannt sein, ob das das letzte war. Ich fürcht mich davor nicht, mir ist es egal. Aber es wird in jedem Fall spannend.

Lassen Sie Ihre Texte von einem Rechtskundigen lesen, bevor Sie auf die Bühne gehen?
Nur bei "Dorfers Donnerstalk". Das muss so sein, weil die Rechtsabteilung das gerne liest.

Die wollen zuerst lachen?
Vielleicht. Aber auch darum, weil geklagt werde ja dann nicht ich letzten Endes, sondern der ORF. Was ich gar nicht für so einen guten Zustand halte, eigentlich, weil sagen tu's ja ich. Aber das ist der Deal.

Wie funktioniert Kabarett?
Das ist eine schwierige Frage, weil ja Kabarett kein Genrebegriff ist. Es ist eher ein Kumulationsbegriff für alle, die auf Kabarettbühnen oder kleinen Bühnen auftreten. Es sind wahnsinnig viele Formen und Zugänge vertreten. Daher kann man Kabarett auch nicht definieren. Dass die Ironie hier vorkommt, oder der Humor, betrachte ich eigentlich nur als Schuhlöffel, als Transportmittel, als Gleitmittel für gewisse Inhalte.

Hör-Tipp
Im Gespräch, Donnerstag, 8. März 2007, 21:01 Uhr

Mehr dazu in oe1.ORF.at

Buch-Tipp
Alfred Dorfer, "Wörtlich", Blessing Verlag, ISBN 978-3896673305

CD-Tipp
"Im Gespräch Vol. 7", ORF-CD, erhältlich im ORF Shop