Klimatische Veränderungen beim Autosalon in Genf

Hybrid-Autos in aller Munde

Ganz im Zeichen des Klimaschutzes steht heuer der bis 18. März stattfindende Genfer Automobilsalon. Verbrauchsreduktion ist Thema Nummer Eins, denn gut ein Viertel der CO2-Emissionen entfällt auf den Verkehr. Hybrid-Autos werden daher immer gefragter.

Bernhard Geringer über die Vorteile von Hybrid-Autos

Der Genfer Automobilsalon vom 8. bis 18. März steht heuer ganz im Zeichen der Diskussion um den Klimaschutz, denn gut ein Viertel der CO2-Emissionen entfällt auf den Verkehr. Verbrauchsreduktion ist daher zum Thema Nummer Eins geworden, noch dazu, weil die EU bekanntlich einen geringeren CO2-Ausstoß bei den Autos geradezu erzwingen will.

Drei-Liter-Autos hat es ja von VW und Opel schon gegeben; die haben sich aber als Flops erwiesen. Der Trend ging daher zuletzt zu Sprit fressenden Geländewagen. Dieser Trend wurde aber weniger durch das schlechte Gewissen der Autofahrer in Frage gestellt, sondern durch die explodierenden Treibstoffpreise. Voll im Trend liegt hingegen der japanische Autohersteller Toyota, der bereits mit seinem Hybrid-Antrieb in den USA überraschende Erfolge verzeichnete.

Auto mit zwei Antriebsquellen

Beim Hybrid wird ein herkömmlicher Benzinmotor mit einem Elektromotor kombiniert. Toyota gilt als Wegbereiter dieser Technologie, das Modell Prius als Synonym für den in Mode gekommenen Hybridantrieb. Aber: Wie fährt sich eigentlich ein Auto mit gleich zwei Antriebsquellen?

"So wie ein Auto mit Automatik", sagt Walter Wendt von Toyota, "nur eben geräuschlos, wenn das Auto nur mit dem Elektromotor fährt. Dabei garantiert eine ausgeklügelte Elektronik, wann der Benzinmotor dazukommt und wann der Elektromotor während der Fahrt ausgeschaltet wird. Und beim Bremsen wird die frei werdende Energie nicht als heiße Luft weggeblasen, sondern die Batterie aufgeladen."

Umweltfreundlich, aber zu teuer

Universitätsprofessor Bernhard Geringer, Chef der Lehrkanzel für Verbrennungskraftmaschinen an der TU Wien, weist auf das umweltfreundliche Fahren mit Elektromotor in der Stadt und auf gute Beschleunigungswerte hin, wenn beide Motoren das Fahrzeug antreiben. Überland wird mit dem Benzinmotor gefahren. Der Nachteil laut Geringer: "Das hohe Gewicht, weil zwei Antriebe mitgeschleppt werden. Die Kombination aus beiden Antrieben ist kompliziert und daher fehleranfällig. Die Batterie ist schwer und hat nur eine beschränkte Lebensdauer. Und alles miteinander ist viel teurer als ein herkömmlicher Motor."

Vom energetischen Wirkungsgrad her wäre daher eine Kombination von Diesel und Elektromotor besser, meint Geringer. Aber auch da hätten bisher die Kosten einen Riegel vorgeschoben, weil der Dieselmotor bei der Herstellung wesentlich teurer als der Benzinmotor sei. Dazu würden beim Diesel die Probleme mit den Stickoxiden und mit den Partikeln hinzukommen, die eine teure Nachbehandlung erforderten.

Finanzierung durch EU-Steuermodell?

Wenn die EU einen Grenzwert für den CO2-Ausstoß vorschreibt, also 130 Gramm je Kilometer im Schnitt, bleibt es dem Hersteller überlassen, welche Technik er wählt. Laut Bernhard Geringer ist dabei auch noch bei den Motoren einiges drin: zum Beispiel kleine Benzinmotoren, die ähnlich wie beim Turbodiesel aufgeladen werden. Dabei könnten bis zu 15 Prozent Verbrauchsminderung drin sein, meint der Experte.

Auf die Frage, wie Konsumenten dazu gebracht werden, diese Technologien auch zu kaufen, wies Geringer auf das in Europa andiskutierte neue Steuermodell hin, das sich am CO2-Ausstoß orientieren soll.

Wendemanöver bei VW und Mercedes-Benz

Beim heurigen Genfer Automobilsalon ist die Autobranche durch die EU-Klima-Debatte jedenfalls schwer unter Druck geraten. Volkswagen will an den weltweit mit seinen Hybridantrieben erfolgreichen japanischen Konkurrenten Toyota nicht den Anschluss verlieren. Der neue Vorstandschef Martin Winterkorn kündigte in Genf bereits an, dass sich VW verstärkt auch um den Bau umweltfreundlicherer Fahrzeuge bemühen werde: "Als Europas Nummer eins fühlen wir uns verpflichtet, auch bei umweltschonenden Automobilen die Nummer Eins zu sein".

In Genf präsentiert VW derzeit den neuen Passat mit der so genannten "BlueMotion"-Technik, der auf 100 Kilometern 5,1 Liter Diesel verbrauchen soll. Den Ausstoß von Kohlendioxid gibt der Konzern mit 136 Gramm je Kilometer an. Neben dem Passat zeigen die Wolfsburger auch den Kleinwagen Polo in einer Diesel-Version mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 3,9 Litern. Der CO2-Ausstoß soll bei 102 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer liegen.

"Spätestens bei der IAA in Frankfurt im September stehen die Hybriden auf den Ausstellungsständen der Deutschen und 2008 dann auch bei den Händlern", ist Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer überzeugt. Nach VW will auch Mercedes-Benz im Jahr 2009 sein erstes Fahrzeug mit Hybridmotor auf den Markt bringen. DaimlerChrysler-Forschungsvorstand Thomas Weber sagte dazu, es sei noch keine Entscheidung darüber getroffen worden, ob es sich um ein so genanntes Mild-Hybrid- oder ein Full-Hybrid-Modell handeln werde. Darüber werde die Marktnachfrage entscheiden.

Durch Klimawandel neuer Markt

Die Autohersteller müssen laut Ferdinand Dudenhöffer auch die Bereitschaft zeigen, die Spritspar-Innovationen aus den Messehallen schnell in die Verkaufsräume zu bringen. Die Vielzahl der in Genf präsentierten verbrauchsgünstigen Neuheiten der deutschen Hersteller zeigt jedenfalls nach den Worten von Bernd Gottschalk, dem Präsidenten des Verbands der Automobilindustrie, dass "wir nicht erst heute mit der CO2-Reduzierung beginnen".

Tatsächlich haben die gezeigten Innovationen eine längere Vorlaufzeit und werden nicht binnen weniger Tage von findigen Ingenieuren entwickelt. Für Dudenhöffer steht aber auch fest, dass die Ankündigung der EU für manche technische Neuerung wie Start-und-Stopp-Systeme, Bremsenergierückgewinnung, Motoren mit hoher Aufladung und Reifen mit besserem Rollwiderstand praktisch über Nacht einen Markt geschaffen hat.

Hör-Tipp
Saldo, Freitag, 9, März 2007, 9:45 Uhr

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