Tanzen gegen Barrieren

8. April 2017, 21:58

Als die gebürtige Ungarin Katalin Zanin vor 28 Jahren den Verein "Ich bin O.K." gründete, war die Integration behinderter Menschen noch eine utopische Vorstellung. Damals arbeitete Zanin als Heilpädagogin im Wiener Krankenhaus Rosenhügel mit jungen Menschen, die mit der Entwicklungsstörung Trisomie-21, auch Down-Syndrom genannt, auf die Welt kamen. "Die Therapie ging vor allem von den Defiziten der Behinderten aus. Ich aber wollte von ihren Fähigkeiten ausgehen, und von ihrer Lebensfreude", sagt Zanin.

Kulturleben statt Therapie

Heute zählt der Verein 110 aktive Mitglieder, die meisten von ihnen Menschen mit Down-Syndrom. Der Verein besteht aus mehreren Tanzgruppen. Die jüngsten Tänzer sind noch im Kindergartenalter, die ältesten Mittänzer um die 50 Jahre alt.

Beim Tanztraining geht es Katalin Zanin weniger um einen möglichen therapeutischen Aspekt. viel wichtiger ist ihr, den behinderten Tänzern ein Forum zu bieten, ihnen eine Möglichkeit zu geben, am Kulturleben teilzuhaben.

Gemeinsam mit dem Staatsopernballett

Im Jahr 1999 wurde das "Off Ballet Special" ins Leben gerufen - eine Kooperation zwischen der außergewöhnlichen Tanztheater-Truppe und dem Staatsopernballett. Eine der treibenden Kräfte war der damalige Ballettchef Renato Zanella. Im Rahmen des "Off Ballet Special" eröffneten die Tänzer mit Behinderung gemeinsam mit Mitgliedern des Wiener Staatsopernballetts sogar den Opernball 2001.

Pilotprojekt Berufsausbildung

Die gemachten Erfahrungen und gewonnenen künstlerischen Fähigkeiten der behinderten Tänzer sollen in Zukunft auch genützt werden, um beruflich Fuß zu fassen. Geplant ist ein Pilotprojekt, in dem Menschen mit Down-Syndrom zu Fachhelferinnen und -helfern in der Kostümwerkstatt und als Bühnen-Mitarbeiter ausgebildet werden.