Die meist erwartete Staatsopern-Premiere der Saison
Netrebko als Massenets "Manon"
Anders hätte es kaum kommen können. Die Premiere von
Jules Massenets "Manon" ist Samstagabend zur Anna-Netrebko-Gala
geworden. In der Inszenierung von Andrei Serban gab sie eine verruchte Titelfigur, die sich von Szene zu Szene räkelte.
8. April 2017, 21:58
Es war wohl die Staatsopern-Premiere der Saison und auch jene, die mit den meisten Erwartungen verknüpft war: Jules Massenets "Manon", eigentlich ein Mauerblümchen der Operngeschichte, ging am Samstag, 3 März, nach mehrjähriger Pause erstmals wieder über die Bühne. Ein Argument für die seit langem ausverkaufte Premiere hieß wohl Anna Netrebko, die die Hauptrolle singt. Ihr Bühnenpartner ist Roberto Alagna, der zuletzt mit Klagsdrohungen gegen die Mailänder Scala in die Schlagzeilen geraten war.
Dass Anna Netrebko mittlerweile alles - zumindest kommerziell - mit ihrer Stimme vergoldet, scheint bewiesen. Schon beinahe ein Problem für Regisseur Andrei Serban, wie er im Gespräch mit der APA meinte: "Es kann gefährlich sein, solche Stars auf der Bühne zu haben." Denn diese würden nicht unwesentlich vom Stück selbst ablenken. Serbans Rezept lautet schlicht "Qualität": "Du musst einen glaubwürdigen Rahmen schaffen", so der Regisseur.
Ein eingespieltes Team
Einen solchen Rahmen schuf Andrei Serban bereits vor zwei Jahren, als er ebenfalls Massenet in der Staatsoper inszeniert hatte. Sein "Werther" teilte die Meinungen im Publikum zwar, Direktor Ioan Holender war allerdings so überzeugt, dass er ihn für die "Manon" wiedergewinnen wollte.
Für das Bühnenbild ist auch diesmal wieder Peter Pabst zuständig, das eingespielte Team will allerdings noch nicht zu viel über die Optik verraten. Zumindest eines ist klar: "Es spielt sich irgendwann in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ab", so Serban. Erinnerungen an die Jugend des Regisseurs im stalinistischen Bukarest sollen ebenfalls eine Rolle spielen.
Ohne Konventionen und Manierismen
Eine Weichzeichner-Inszenierung soll die neue "Manon" nicht werden, meint Serban. Daran ist auch die Romanvorlage von Abbe Prevost schuld. Hier habe die Titelfigur noch Kanten und Ecken, "sie stiehlt und sie lügt", erklärt Serban. Und auch die Beziehungen zwischen den Figuren seien weit vielschichtiger als sie in den verschiedenen Opernverarbeitungen gezeigt werden.
Der Regisseur will sich vor allem gegen Konventionen und Manierismen wenden, die 400 Jahre Operngeschichte mit sich gebracht haben. Schon deswegen ist ihm Massenets "Manon" lieber als jene Puccinis. Und auch Humor soll eine wesentliche Rolle spielen.
Serban glücklich über Zusammenarbeit mit de Billy
Froh ist Serban auch über die Zusammenarbeit mit Bertrand de Billy, der die Premiere dirigiert hatte. "Wir haben uns schon vor Monaten in New York getroffen und alles besprochen."
Dass es sich für einen echten Regisseur gehört, auch die Partitur im Kopf gespeichert zu haben, denkt Serban nicht, der sich selbst als "gipsy musician" bezeichnet: "Ich mache alles eher intuitiv." Eines stimmt ihn zuversichtlich: Die Zusammenarbeit zwischen ihm und den Stars Netrebko und Alagna funktioniere ausgezeichnet. Und Angst, dass Alagna wie bei der "Aida" in der Scala die Bühne verlassen könnte, hat er auch nicht.
Premiere live in Ö1, am 10. März in ORF 2
Und der ORF widmet der meist erwarteten Opern-Premiere dieser Saison einen umfangreichen Schwerpunkt:
Ö1 übertrug "Manon" am Samstag, 3. März, live ab 19:00 Uhr aus der Wiener Staatsoper. Eine Woche später, am 10. März, wird ORF 2 die Neuinszenierung live ab 19:55 Uhr ausstrahlen.
ORF-Schwerpunkte
Dazu kommen eigene Schwerpunkte im ORF-TV. Für die Fernseh-Bildregie bei der Live-Übertragung am Samstag, 10. März, zeichnet Karina Fibich verantwortlich. Als Auftakt und in der Pause werfen Barbara Rett und Franz Zoglauer einen Blick hinter die Kulissen der Produktion. Neben Live-Interviews mit den Mitwirkenden werden Geschichten und Anekdoten rund um das Werk Jules Massenets erzählt.
Am Sonntag, 4. März, stand um 9:30 Uhr in ORF 2 die halbstündige Dokumentation "Premierenfieber" auf dem Programm. Und anschließend wurde in "Unsere Wiener Staatsoper - Erinnerungen an einen Neubeginn" an den Wiederaufbau der Staatsoper zehn Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg erinnert.
Am Samstag, 10. März, zeigt der ORF ab 13:30 Uhr die Doku "Variationen und ein Thema: Die Kunst der Verführung", wo die Verführung als unerlässliches Element auf der Musiktheater-Bühne gezeigt wird. Im Anschluss ist dem russischen Stimmwunder ein Special gewidmet: "Anna Netrebko - Eine Frau, eine Stimme" zeichnet ein persönliches Porträt der Sängerin.
Auch im Zentrum von "Treffpunkt Kultur"
Und natürlich widmet sich diesem Opern-Ereignis auch "Treffpunkt Kultur" am Montag, 5. März, um 22:30 Uhr in ORF 2 mit Berichten von den Proben und der Premiere und gibt einen Vorgeschmack auf die ORF-2-Live-Übertragung der "Manon" am Samstag, 10. März.
Hör-Tipp
Jules Massenet, "Manon", live aus der Wiener Staatsoper, 19:00 Uhr
TV-Tipps
"Premierenfieber - die neue 'Manon' an der Wiener Staatsoper, ORF 2, Sonntag, 4. März 2007, 9:35 Uhr.
"Variationen und ein Thema: Die Kunst der Verführung", ORF 2, Samstag, 10. März 2007, 13:10 Uhr
"Anna Netrebko - Eine Frau, eine Stimme", ORF 2, Samstag, 10. März 2007, 13:45 Uhr
Live aus der Wiener Staatsoper: "Manon", ORF 2, 19:55 Uhr
"Treffpunkt Kultur", ORF 2, Montag, 5. März 2007, 22:30 Uhr
Veranstaltungs-Tipp
Jules Massenet, "Manon", Wiener Staatsoper, Inszenierung: Andrei Serban, Musikalische Leitung: Bertrand de Billy, Ausstattung: Peter Pabst; Mit Anna Netrebko (Manon), Roberto Alagna (Chevalier Des Grieux), Ain Anger (Graf Des Grieux), Adrian Eröd (Lescaut), Herwig Pecoraro (Guillot de Morfontaine), In-Sung Sim (Brétigny), Simina Ivan (Poussette), Sophie Marilley (Javotte), Juliette Mars (Rosette), Premiere: Samstag, 3. März 2007, 19:00 Uhr; weitere Aufführungen: 6., 10., 13., 16. und 19. März 2007, Beginn: 19:00 Uhr.
Links
Wiener Staatsoper
tv.ORF.at
Anna Netrebko
Roberto Alagna
Bertrand de Billy