Akustische "Hoppalas"

Bärenfüllmetzen und Mür-Murz-Furche

Versprecher und Verhaspler, Fehlschaltungen und Fehlleistungen, Pannen und Blackouts, Panikattacken und Lachanfälle – mit einem Wort: akustische "Hoppalas", sind das "tägliche Brot" der Radio- und Fernsehmacher.

Die manchmal peinlichen, aber meist liebenswerten Pannen, die im Radio passieren, zeigen vor allem eines: dass das Radio - wie auch das Fernsehen - bei aller technischen Perfektion immer noch von Menschen gemacht wird. Und dass es dankenswerterweise auch Menschen gibt, die diese Pannen hören, kommunizieren, sammeln und zum Glück auch an kompetente Personen weitergeben.

Die Pannen-Sammler

Die Kompetenz arrogierten sich seit fast 20 Jahren zwei alte Radiohasen. Herbert Dobrovolny, der Sammler, errang schier unfassbare Erfolge, wenn er in kleinem Kollegenkreis seine Schätze zu Gehör brachte. Was zur Folge hatte, dass daraus einmal eine Faschingssendung wurde. Der große Erfolg von "Radio Happiness" brachte zwangsweise ein Jahr später eine Fortsetzung und einen Ko-Autor an Bord.

Die unschätzbare (stil)blütenhafte Texterqualität des Doktor Werner Löw gab der Sendung dann den notwendigen akademischen Anstrich und die wertschätzende Seriosität.

Menschen wie Du und ich

Natürlich waren und sind das nicht die einzigen Ingredienzen. Den wahren Anteil am Erfolg hatten, haben und werden immer die vorkommenden Persönlichkeiten haben. Menschen wie Du und ich - auch wenn sie Bundeskanzler sind. Auch für diese ist alles sehr kompliziert, wie es einmal einer der Ballhausplatz-Hausherren formuliert hat.

Kompliziert ist manchmal auch die Sprache. Was auch dieser Bundeskanzler - wie viele andere Politiker - am eigenen Leib erfahren musste. So kämpfte Fred Sinowatz mit dem Wort "administrierbar" und fand bei der Beurteilung der Vorteile eines neuen Gesetzes über die Formulierungen "administratierbar", "administratie..." "administra..." zum rettenden Ausweg "besser zu administrieren zu sein".

Das Bell des Fären

Auch wir ORF-Menschen machen unsere Fehler: die ganz gewöhnlichen, echten, kleinen Versprecher, die nicht geschafften Zungenbrecher, die Buchstabenverwechslungen und Wortverdrehungen.

Nicht immer liegen deren Ursachen dafür so deutlich auf der Hand wie bei Kollegin Hannelore Veit, die wenige Tage vor ihrem Mutterschaftsurlaub berichtete: "Die österreichischen Bischöfe sind bei ihrer Herbsttagung konkreten Antworten zum so genannten Kirchenvolksbegehren ausgewichen. Es bleibt jedem Bischof überlassen, ob er mit den Initiatoren des Kirchenvolksgebärens ... pardon ... Kirchenvolksbegehrens Gespräche beginnt."

Maria Piffl brachte die Kopfbedeckung der britischen Königsgarde als "Bärenfüllmetzen" auf Sendung, Josef Broukal hatte es mit der steirischen Geografie, als er von der "Mür-Murz-Furche" sprach und Udo Bachmair gab dem Moskau-Korrespondenten Georg Dox einen neuen Arbeitsort, als er ihn mit den Worten absagte: "Sie hörten aus Mox Georg Dox." Journalmoderator Werner Löw, verschaffte dem Schweizer Kritiker Jean Ziegler eine Jobrotation vom "Publizisten" zum "Polizisten".

Natürlich ist man auch selbst nicht vor Versprechern gefeit und tappt dann, wenn man sich besonders blumig ausdrücken möchte, in die (Bären)falle. Zitat aus einem Journal von Herbert Dobrovolny: "In Österreich wird über die Verteilung des Bell des Färens... über das Bell... über das Fell des Bären bereits verteilt, bevor er noch erlegt ist."

Wie lustig!

Ein ganz eigenes Kapitel bei der Arbeit am Mikrofon ist das Lachen. Vor Lachanfällen ist so gut wie niemand gefeit. Hier seien nur die wichtigsten Vertreterinnen und Vertreter der "fröhlichen Gilde des ORF" namentlich erwähnt: Paul Catty, Peter Fichna, Tilia Herold, Adalbert Krause, Ilse Oberhofer, Elisabeth Silhavy und Ingrid Turnher, deren Auftritt mit dem Komiker Otto Waalkes in der ZIB 2 Ihnen vielleicht noch in lebendiger Erinnerung ist.

Solche Situationen und Ereignisse sind es - ebenso wie die technischen Pannen und Versprecher -, die die sonst so um ihre Seriosität und korrekte Informationsserviceleistung bemühten ORF-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter plötzlich "demaskieren" und in einem - hoffentlich - menschlich liebenswerten Licht präsentieren.

Hör-Tipp
Das haben Sie (hoffentlich nicht) gehört!, Dienstag, 20. Februar 2007, 17:09 Uhr