Haydn soll sich um eine neue Orgel kümmern

Dom zu Eisenstadt

Der Dom zu Eisenstadt hat eine neue Orgel verdient, denn die alte klingt nicht mehr gut, vor allem nicht mehr aktuell. Den Auftrag, sich um ein besseres Instrument zu kümmern, erhält Joseph Haydn. Er erfüllt ihn zur Zufriedenheit aller.

Haydn örtlich - Teil 38

Den Ablauf der Ereignisse können wir uns in etwa so vorstellen: die Pfarrkirche zu St. Martin - bis diese zum Dom wird, vergehen noch mehr als anderthalb Jahrhunderte -, das Gotteshaus der Bürgerinnen und Bürger der königlichen Freistadt Eisenstadt, soll eine neue Orgel bekommen. Das dort zur Zeit noch vorhandene Instrument befriedigt niemanden mehr. Jeder hört es: Die Orgel ist schon zu alt - und damit ist nicht nur gemeint, dass die Jahre an der materiellen Substanz des Instrumentes genagt haben, sondern dass sie nicht "neu" im Sinne von "aktuell" ist. Das Gotteshaus ist ja ebenfalls alt, eine massive gotische Hallenkirche, die schon einigen Jahrhunderten getrotzt hat - aber die neuen Zeiten sollen sich doch auch bemerkbar machen: optisch mit barocken Altären und einer ebensolchen Kanzel und klanglich halt mit einer Orgel. Nun redet man also über das neue Instrument.

Ein Auftrag für Haydn

Vielleicht ist es der Stadtpfarrorganist oder gar der "Thurnermeister" - er steht ja der gesamten freistädtischen Musik vor -, der im Laufe der weiteren Beratungen einen Namen ins Spiel bringt, der zwar logisch hier eingebracht werden kann, aber trotzdem nicht gar so naheliegend ist. "Wie wär's denn, wenn man den Herrn Kapellmeister Haydn fragt." Es wird vielleicht schon so sein, dass dem Herrn "Thurnermeister" - wenn er es denn gewesen ist, der diesen Vorschlag macht - gerade dieser Name nicht leicht über die Lippen geht. Als zünftig organisierter Handwerker - wiewohl mit künstlerischem Hintergrund - in einer bürgerlich-königlichen Freistadt will er nicht unbedingt auf die Hilfe eines fürstlich-etsreházy'schen Beamten zurückgreifen. Das ließe ja den Eindruck zu, dass man hier auf eine solche Hilfe angewiesen wäre, was wiederum der Ehre der eigenen Zunft Abbruch tun müsste.

Andererseits wären der Herr Thurnermeister und natürlich auch der Herr Stadtpfarrkirchenorganist künstlerisch gebildet genug um zu erkennen, dass man keinen Besseren gewinnen könnte für die Durchführung des Projektes einer neuen Orgel als den Herrn Haydn - da können sich die Herren Musici auch als die einzig Kompetenten gegenüber den Pfarrherren und der Bürgerschaft profilieren. Nun denn, Haydn also. Und so mag ein Schreiben an diesen abgehen, etwa in der Art:

"Hochgeschätztester, hochverehrtester Herr! Herr fürstlicher Kapellmeister! Die Unterzeichneten erlauben sich allerhöflichst.....etc.pp....und hoffen wir, Herr Kapellmeister mögen die Güte haben.....Mit dem schuldigen Respekt....."

Die Werkstatt seines Vertrauens

Was sollte Haydns Aufgabe sein? Nichts Geringeres, als die Ansprüche der Unterzeichnenden ins Künstlerische umzusetzen. Das heißt also: die Verantwortung dafür zu übernehmen, wie die neue Orgel klingt. Das alles muss vor dem Jahr 1776 gewesen sein, denn in diesem ist das neue Instrument dann tatsächlich fertig. Unter der Voraussetzung, dass sich die Zuständigen in der Freistadt zu diesem Schritt entschließen und dass dann tatsächlich ein solches Schreiben an Haydn abgeht können des Weiteren folgende Schlüsse gezogen werden:

Der Herr fürstliche Kapellmeister schaut sich um eine ihm vertrauenswürdig erscheinende Werkstatt um. Vielleicht hat er aus seiner Wiener Zeit noch Bekanntschaften mit Meistern des Orgelbaues. Immerhin hat er dieses Instrument ja schon in der haugwitz'schen Privatkapelle zur Hl. Anna in der Josefstadt gespielt - und ein Organist kennt aus Notwendigkeit auch immer jemanden, der zu rascher Hilfe herbeigeholt werden kann, wenn der Schaden am Instrument doch größer ist als die Fähigkeit des Organisten, diesen gleich selber wieder zu reparieren. Den Auftrag in Eisenstadt bekommt die Werkstatt von Leopold und Gottfried Malleck in Wien.

Die Orgel klingt nach Haydn
Vor allem Meister Leopold ist federführend beim Bau des neuen Instrumentes. Haydn wird mit ihm die Disposition besprechen. Da geht es also konkret um die Register, wie viele es sein müssen und was sie tönend zum Ausdruck bringen sollen.

Bürgerschaft, Thurnerey und Pfarrherren können zufrieden sein mit dem Ergebnis und im Nachhinein wollen wir sie zur Wahl Haydns als Konsulenten beglückwünschen. Die Orgel klingt "nach Haydn" und wir hören, wenn wir sie hören, ein bisserl so, wie er gehört hat.

Mehr zu "Haydn 2009" in oe1.ORF.at

Hör-Tipp
Haydn örtlich, jeden Montag, Mittwoch und Freitag bis einschließlich 22. Mai 2009, jeweils 15:06 Uhr

Links
austria.info - Joseph Haydn
Haydn 2009

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