Möbeldesign und Kuratortätigkeit im Zentrum
Stefanie Walch, Kunst und kommunikative Praxis
Das Kreative faszinierte sie schon immer: Stefanie Walch, Jahrgang 1980, die seit 2001 an der Wiener Angewandten Kunst und kommunikative Praxis studiert. Ab 20. Mai 2007 zeigt die junge Vorarlbergerin ihre Fotoarbeit "Zeitreise" im Heimatmuseum Schruns.
27. April 2017, 15:40
"Das Kreative hat mich schon immer sehr interessiert, nur erfuhren wir in der Hauptschule nicht, welche Ausbildungsmöglichkeiten es auf diesem Gebiet gibt. So besuchte ich die HTL in Rankweil, wo ich die Richtung Hochbau wählte. Denn in der architektonischen Planung kann man kreativ sein, war meine Überlegung. Und das war in den letzten beiden Schuljahren auch so. Als ich dann nach der Matura ein Jahr in einem Unternehmen arbeitete und sah, wie die Praxis aussieht, habe ich mich anders orientiert. Zunächst versuchte ich an der Akademie für bildende Kunst die Aufnahmeprüfung für Fotografie, wurde aber nicht zugelassen. Danach probierte ich es an der Angewandten - und wurde aufgenommen", erzählt Stefanie Walch, gebürtige Vorarlbergerin aus Schruns, Jahrgang 1980, die seit 2001 an der Wiener Angewandten die Studienzweige Kunst und kommunikative Praxis bei Erwin Wurm sowie Design, Architektur und Environment zunächst bei Ernst Beranek studierte und nun bei James Skone ist.
Die Wahl der Studienrichtungen erläutert die junge Künstlerin, die im Herbst 2007 abschließen wird, folgendermaßen: "Ich finde es an diesem Studium sehr spannend, dass man sich nicht nur auf ein Medium konzentriert, sondern in alle Bereiche Einblick bekommt und sich dann spezialisieren kann. Außerdem kann man mit dieser Ausbildung auch an einem Gymnasium Kunst unterrichten. Mein großes Interesse gilt aber den Bereichen Kuratorentätigkeit und Möbeldesign."
Umfangreiche Praxis
Inzwischen konnte die Nachwuchskünstlerin auch vielfache praktische Erfahrungen sammeln. So war sie u. a. bei der Baufirma Vonbank in Schruns, in einem Architekturbüro sowie als technische Zeichnerin bei einem Baugeologen tätig, absolvierte im Sommer 2005 ein Praktikum bei der Tischlerei Tschabrun in Vandans sowie bei der Firma Getzner in der Designabteilung.
Und im Sommer 2006 erarbeitete die junge Nachwuchskünstlerin ein Projekt für den Forstfonds des Stand Montafon, dem Gemeindeverband der zehn Montafoner Gemeinden, das heuer im April anlässlich des 175-Jahre-Jubiläums realisiert wurde: "Zu diesem Anlass plante man eine Wanderausstellung. Ich habe in der Folge das vorhandene Material gesichtet und Vorschläge gemacht, welche Veranstaltungen möglich wären", so Walch.
"Zeitreise" ab 20. Mai im Heimatmuseum Schruns
Walchs Fotoarbeit "Zeitreise", die bereits 2002 entstanden ist, zeigt die junge Künstlerin nun in einer Schau im Heimatmuseum Schruns, die am Sonntag, 20. Mai 2007 eröffnet wird und bis 24. Juni 2007 zu sehen ist:
"Meine Idee für diese Fotoarbeit war es, 25 Frauen der Jahrgänge von 1920 bis 1980 aus der Region Schruns zu befragen, wie ihre Perspektiven im Alter von Anfang 20 waren. Also in einem Alter, wo mir alles offen stand. Ich habe sie um Originalkleidungsstücken aus dieser Zeit gebeten, Originalschauplätze aufgesucht und mich in der jeweiligen Kleidung und Frisur inszeniert. In der Schau sind nun meine sieben inszenierten sowie Fotos dieser 25 Zeitzeuginnen zu sehen sein. Außerdem sind auch die Tondokumente zu hören", beschreibt Stefanie Walch ihr aktuelles Projekt.
Sachgerechte "Heimarbeit"
Die jüngste Design-Arbeit der ambitionierten Vorarlbergerin ist der Lesetisch "Heimarbeit", die im Vorjahr entstanden ist.
"Als Studentin hat es mich immer beschäftigt, einen adäquaten Arbeitstisch zu finden. Denn man muss ja sehr viel Fachliteratur lesen und u. a. auch Skizzen fertigen. Und meist ist es so, dass man dann für die benötigten Utensilien zusätzlichen Platz benötigt, den man sich z. B. durch einen Sessel schafft. Das hat mich immer gestört - deshalb habe ich selbst einen Arbeitstisch entworfen. Er ist nierenförmig, hat Räder, an der Oberseite ein Brett zum Kippen für Bücher, Drehladen, seitlich eine Ablage, wo man Utensilien wie Stifte etc. ablegen kann sowie ein Bücherregal", beschreibt Walch ihre aktuelle Kreation.
Sesselbank - aus alt mach neu
Zu den wichtigsten Arbeiten Walchs im Bereich Design zählt die Sesselbank, die vor etwa vier Jahren entstanden ist.
"Wir haben damals mit der Organisation 'Der Würfel', einem Wiener Verein zur Unterstützung arbeitsloser Menschen, zusammengearbeitet. Wir erhielten alte Möbel und haben sie neu designed. Meine Arbeit war eine schlichte Sesselbank, auf die ich drei Lehnen befestigt habe. Die Möbel dieser Aktion wurden dann im MAK zu karitativen Zwecken versteigert. Die Hälfte des Gewinns bekam der 'Würfel', die andere Hälfte die Studenten. Weil meine Bank so gut ankam, habe ich dann eine zweite entwickelt. Bei dieser habe ich die Lehnen so angeordnet, dass sich auf diesem Modell drei Personen ansehen oder auch komplett voneinander abwenden können", beschreibt Walch ihre Design-Arbeit.
Kunst-Projekte mit Kindern
Auch im Bereich der Kunstvermittlung für Kinder konnte Stefanie Walch mehrere Erfahrungen sammeln. So wirkte sie 2003 beim EU-geförderten Projekt "Die Bedeutung des Wassers" sowie bei "Kinderuni Kunst", die in Verbindung mit der Angewandten in den Ferien stattfand und größte Nachfrage hatte, mit.
Und im Vorjahr war sie bei "Schätze finden, Schätze heben", einem Kooperationsprojekt der Hauptschule Schruns Grüt und dem Heimatmuseum, bei dem sich Kinder mit dem Archiv von Schruns beschäftigten, beteiligt. "Wir haben ein Leporello gemacht, damit die Kinder diese Buchtechnik kennen lernen. Und sie lernten auch - in Verbindung mit alten Handwerkstechniken - wie man vergoldet", erzählt die ambitionierte Jungkünstlerin.
Holzmöbel-Designerin als Ziel
Derzeit ist die Nachwuchskünstlerin vor allem mit ihrer Diplomarbeit, in der sie sich auf dem Gebiet der Kunst- und Kultursoziologie mit der Vermarktung der Bergidylle befasst und zu der sie auch eine künstlerische Arbeit realisieren wird, beschäftigt.
Und was wäre der größte Zukunftswunsch von Stefanie Walch? "Dass ich Möbel-Design machen kann, vor allem aus dem Material Holz. Es wäre schön, wenn ich eine Tischlerwerkstatt finden könnte, die meine Entwürfe umsetzt. Und diese sich so gut verkaufen, dass ich davon auch leben kann."
Kontakt
Stefanie Walch
Veranstaltungs-Tipp
"Zeitreise", Arbeiten von Stefanie Walch, Montafoner Heimatmuseum Schruns, Eröffnung: Sonntag, 20. Mai 2007, 18:00 Uhr, Ausstellungsdauer: 22. Mai bis 24. Juni 2007, Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 14:00 bis 17:00 Uhr
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