T. I. W. A. G. contra Tiwag

Der Kampf ums Tiroler Wasser

Kraftwerksprojekte in touristischen Kerngebieten, Atomstrom, der die Pumpen der Speicherkraftwerke treibt und cross border leasing: Das sind die Ursachen für den Unmut, der in Tirol eine erfolgreiche Bürgerbewegung entstehen ließ. Die Tiwag wehrt sich.

Pro und Contra Wasserkraftwerk

Kraftwerksprojekte ließen in Tirol eine erfolgreiche Bürgerbewegung entstehen. Wegen der zahlreichen Proteste reduzierte die Tiwag ihre Projekte. Doch jetzt wird kritisiert, dass es unmöglich gemacht werden soll, eigene Kleinkraftwerke zur Regionalversorgung zu bauen.

Die Vorgeschichte

Das Ötztal gehört zu den wenigen naturbelassenen Tälern Tirols: Von den hohen Bergen strömt hier Wasser im Überfluss. Energieunternehmen läuft es bei diesem Anblick wohl im Munde zusammen ...

Da sich der Stromverbrauch in Tirol verdreifacht habe, müsse "ohne neue Kraftwerksprojekte auch der jährliche Verbrauchszuwachs von 120 Millionen Kilowattstunden im Jahr" durch zusätzliche Exporte abgedeckt werden, mahnt Tiwag-Boss Bruno Wallnöfer.

Protest gegen die Pläne für neue Großkraftwerke gab es deswegen anfangs im Ötztal auch kaum: "I brauch’ mein’ Strom“, dachte sich der Ötztaler Elmar Holzknecht, der Stausee sei dafür "sicher optimal“. Nachdem sich die Ötztaler aber intensiver damit auseinander setzten, habe das viele "schon extrem tangiert“, erzählt Konrad Klotz aus Vent. Von 400-Kilovolt-Stromleitungen war die Rede und von Strommasten, gegen die Kirchtürme klein aussehen würden.

"Das kann’s nicht sein“, sagte sich der Hüttenwirt Markus Pirpamer: "Wir sind ein Natura-2000-Gebiet und auf den Bergsteiger-Tourismus angewiesen. Wie sollen wir das verkraften?“ Das sei der Untergang für das Ötztal, war die einhellige Meinung.

Volksaufstand

Die Kraftwerksgegner gründeten die "Tiroler Initiative Wir Alle Gemeinsam“, kurz T. I. W. A. G. - so wie der Tiroler Energieversorger genannt wird. Und auch sie hat eine Internetseite eröffnet - mit der Vorveröffentlichung des Optionenberichts, der Kraftwerksgegner Wilhelm zugespielt wurde: "Damit war das auf dem Tisch - bevor die Tiwag das wollte.“

Daraufhin organisierte sich der Protest in großem Stil: Zu einer Bürgerversammlung im Ötztal kamen bereits 600 Menschen, und kurze Zeit später hatten sich bereits zehn Bürgerinitiativen in ganz Tirol auf die geplanten Strommasten, Staumauern und Kraftwerke der Tiwag eingeschossen. Die Bewegung wurde zu einer der erfolgreichsten Bürgerinitiativen schlechthin: Die Tiwag speckte ihre Pläne ab. "Sellrain-Silz ist kleiner geworden, Sulztal und Rofental sind ganz weg“, jubeln die Kraftwerksgegner.

Umweltverordnung

Gleichzeitig läuft der Verein "Österreichische Kleinkraftwerke" gegen eine Umweltverordnung Sturm, wonach in als sensibel ausgewiesenen Gebieten - das sind ca. 50 Prozent der Fläche Tirols - künftig keine neuen Kleinkraftwerke mehr gebaut werden dürfen.

In einer Checkliste seien besonders sensible Gewässer erfasst worden, erklärt dazu Naturschutz-Landesrätin Anna Hosp.

Protest

Franz Kraler und Ander Haas - die Tiroler Sprecher des Vereins Kleinwasserkraft Österreich - sind entrüstet: "Kleinwasserkraftwerke verursachen einen geringeren Eingriff als Großkraftwerke, wo bleibt hier die Objektivität? - Wasserkraftausbau! - scheinbar gilt das nur für die Tiwag Tirol.“

Es gehe nicht um die Frage "Tiwag Ja oder Nein“, sondern es gehe darum, dass ein großes Kraftwerk die Wertschöpfung im eigenen Land steigere, argumentiert Hosp.

Klagen

Doch der Verein Kleinwasserkraft will sich nicht unterkriegen lassen. Die Gerichte möchte er mit einer Musterklage bis zum Obersten Gerichtshof gegen diese Regelung befassen.

Hör-Tipp
Journal-Panorama, Dienstag, 6. Februar 2007, 18:25 Uhr

Buch-Tipp
Rainer Vollkommer, "Sternstunden der Archäologie - Von Tut-anch-Amun bis zur Titanic“, C. H. Beck Verlag, ISBN-13 9783406459351

Links
Kleinkraftwerke - Checkliste (PDF)
Land Tirol
Ötztal
Tiroler Wasserkraft
T. I. W. A. G.
Österreichisches Ökologie-Institut
Verein Kleinwasserkraft
Tiroler Tourismusvereinigung
Hofherr Communication
Föhn
Natura 2000
OGH
Tiroler Volkspartei