Wie Militärstrategen den Krieg sehen

Unter dem Deckmantel des Friedens

Bei einer Tagung des Instituts für strategische Studien haben Militärstrategen über die heutige Bedeutung des Krieges an sich diskutiert. Und obwohl es diesbezüglich verschiedene Meinungen gibt - mit George Bushs "Krieg gegen den Terror" sind fast alle unglücklich.

Michael Howard über die heutige globale Bedrohung

"Die Welt ist nicht mehr schwarz oder weiß. Wenn es um Krieg und Frieden geht, präsentiert sie sich in Grautönen", sagt der schwedische Außenminister Carl Bildt.

Was meint er damit? Wird die so genannte "neue Weltordnung" mit Begriffen wie Menschenrechte, Demokratie, Freiheit und Frieden maskiert? Dienen Imperialismus und Kapitalismus als Rückendeckung für aggressive Politik? Was bedeutet das Wort "Krieg" heutzutage eigentlich?

Gegner Terror

Als George Bush am 20. September 2001 an das Rednerpult im amerikanischen Kongress trat und den weltweiten "Krieg gegen den Terrorismus" ausrief, waren Militärstrategen von der Wortwahl nicht sehr angetan. Denn Krieg im klassischen Sinne bedeutet, dass zwei Staaten, zwei Armeen, gegeneinander kämpfen.

"Sie beginnen den Krieg, und sie beenden ihn auch", sagt Carl Bildt. Im "Krieg gegen den Terror", der manchmal auch als "globaler Krieg gegen den Terrorismus" oder "langer Krieg" bezeichnet wird, heißt der Gegner "Terror".

Falsche Diagnose

Für den britischen Militärhistoriker Michael Howard ist das zu wenig. In seiner langen Geschichte als Militärstratege hat er vor allem eines erkannt: "Wenn wir eine falsche Diagnose stellen, haben wir auch ein Problem, die Lösung zu finden."

In früheren Zeiten - so Michael Howard - weigerten sich die Briten den Rebellen und Aufständischen in ihren Kolonien den Status von Kriegsteilnehmern zuzugestehen. Das hätte deren Handlungen eine gewisse Legitimität verliehen: "Wir behandelten ihre Aktivitäten als kriminelle Verstöße gegen die zivile Ordnung. Wir reagierten mit polizeilichen Maßnahmen und - wenn nötig - mit der Armee. Die offizielle Phrase dafür lautete: 'Zur Unterstützung der Staatsgewalt'. Wenn drastischere Maßnahmen verlangt wurden, dann riefen wir den Notstand aus. Normalerweise auf beschränkte Zeit, die - wenn notwendig - formal verlängert werden konnte."

Kampf oder Krieg?

Zur Erinnerung: Im Frühjahr 2005 ging der damalige amerikanische Verteidigungsminister Donald Rumsfeld auf die Einwände mancher Militärstrategen ein und sprach nicht mehr von Krieg, sondern vom "globalen Kampf gegen gewaltsamen Extremismus".

George Bush war anscheinend von dieser "Abrüstung der Worte" wenig angetan und schwor die Medien alsbald wieder auf die Bezeichnung "Krieg gegen den Terror" ein. Das Problem für die Militärstrategen bleibt: Ist es ein Krieg? Und wenn nicht, was ist es? Gegen wen richtet er sich? Worum geht es? Und: Wie sollte er geführt werden?

Die einzige Form

Der britische Militärhistoriker Michael Howard hat dazu eine interessante These aufgestellt. Er meint:

"Die Militärs mögen protestieren, dass es nicht der Kampf ist, für den sie sich gemeldet haben, und die Steuerzahler werden sicherlich protestieren, dass sie für all das Geld zuwenig Ergebnisse sehen. Aber es ist sehr wahrscheinlich, dass dies nicht nur die einzige Form von Krieg ist, die wir in Zukunft sehen werden. Ich fürchte, es ist auch die einzige Form von Frieden, die wir bekommen werden. Geben wir uns keiner Illusion hin."

Hör-Tipp
Journal-Panorama, Donnerstag, 1. Februar 2007, 18:25 Uhr

Link
Wikipedia - Krieg