Interview mit Markus Landerer
Neuer Domkapellmeister in St. Stephan
Der Wiener Stephansdom hat einen neuen Domkapellmeister: Seit 1. Jänner bekleidet Markus Landerer dieses Amt. Sein Vorgänger ist - wie der Domorganist - nach Querelen und Grabenkämpfen aus dem Amt geschieden. Nun soll produktive Ruhe einkehren.
8. April 2017, 21:58
Über die vakante Stelle des Domorganisten
Markus Landerer dirigiert seit Jahresbeginn im Dom St. Stephan in Wien. Nach dem mit Turbulenzen verbundenen Ausscheiden des langjährigen Domorganisten Peter Planyavsky und des Domkapellmeisters Johannes Ebenbauer hatte das "Metropolitan- und Domkapitel zu St. Stephan" die Stelle eines Domkapellmeisters ausgeschrieben.
Eine Jury empfahl von den insgesamt 25 Bewerbern den 30-jährigen Feldkircher Domkapellmeister zur Ernennung. Landerers Vorgänger sind nicht zuletzt auf Grund von Konflikten rund um ihre jeweiligen Kompetenzen und Verantwortlichkeiten aus dem Amt geschieden. Die "Presse" berichtete damals vom Ende eines "jahrelang schwelenden Machtkampfes in der Führungsriege der Dommusiker zu St. Stephan".
"Grabenkämpfe und Schlachten vergessen"
Wie will Landerer solche Konflikte vermeiden? "Ich habe mich natürlich sehr intensiv auseinander gesetzt mit dem, was war", erklärte Landerer in der Ö1 Sendung "Intrada". "Ich habe in der Verhandlungsphase diese Vorgeschichte für mich selber und auch im Gespräch mit allen möglichen Personen durchleuchtet. Jetzt ist ein Neuanfang gesetzt. Vom Dom- und Metropolitankapitel wurde dezidiert der Wunsch geäußert, die Probleme, die waren, in einer neuen Ära hinter uns zu lassen."
Er habe stets betont, dass sich allein durch die Besetzung der Stelle mit einer neuen Person nichts alles zum Positiven wenden würde, so Landerer: "Man wird viel mehr zusammenarbeiten müssen, man wird viel mehr auch im Kontakt mit dem Kapitel stehen müssen. Da mittelfristig wieder ein Viererteam an Musikern am Dom arbeiten soll, sind die Möglichkeiten und Chancen sehr gut, dass dort jetzt wirklich der Sache willen gearbeitet wird und wir diese Grabenkämpfe und Schlachten vergessen können."
Möglichkeiten "unvergleichlich"
Die musikalischen Möglichkeiten, die in St. Stephan herrschen, seien einmalig, betonte Landerer im Gespräch mit Alfred Solder.
"Man wird in Europa weit Kirchen oder Dome suchen müssen, wo in einer derartigen Fülle und Vielfalt Musik gemacht wird wie hier", freut sich Landerer. "Das heißt auch die finanziellen Möglichkeiten, Musiker zu engagieren, Stücke auszuwählen, Konzerte zu geben, sind unvergleichlich. Das ist für mich als junger Musiker natürlich eine wunderbare Aufgabe, diese Fülle auch auszufüllen."
Domkapellmeister in Feldkirch
Der aus Bayern stammende Musiker wurde 1976 geboren. Er absolvierte umfangreiche Studien in katholischer Kirchenmusik, Chorleitung und Orchesterdirigieren in München und Stuttgart, einschließlich einer Spezialausbildung im Bereich Musiktheater.
Seit 2002 ist Landerer Domkapellmeister am Nikolausdom in Feldkirch und arbeitet als Professor für Chorleitung, Dirigieren und Gregorianik am dortigen Vorarlberger Landeskonservatorium. Darüber hinaus leitet er den Opernchor der Bregenzer Festspiele.
Die Aufgaben des Domkapellmeisters
Der Domkapellmeister sei zunächst der Leiter der Dommusik, so Landerer über seine Aufgaben: "Er ist verantwortlich für alle Belange der Musik. Damit ist ein großer Teil Organisation verbunden. Da geht es um Jahresplanungen, Finanzplanungen, um Vorbereitung in Absprache mit den Liturgen."
Der zweite Teil seines neuen Jobs sei die Gestaltung des sonntäglichen Hochamtes. "Wir haben jeden Sonntag ein Mess-Ordinarium mit Chor und Orchester oder Chor und Orgel und natürlich auch a capella", erläutert der Musiker. Geplant sind auch geistliche Konzerte in St. Stephan, "um der Dommusik ein rundes Bild zu geben".
Die Stelle des Domorganisten ist noch vakant. Hören sie mehr dazu im Audio.
Links
Wiener Stephansdom
Die Presse - Machtkämpfe im Dom