125. Geburtstag von "Pu"-Erfinder A.A. Milne

Der Fluch eines Bären

Der 18. Jänner ist Pu-Tag. Gedacht wird des geistigen Vaters dieses Bären von geringem verstand. Dass A.A. Milne mehr verfasst hat, als Kinderbücher, ist schon zu dessen Lebzeiten vergessen worden - zum Leidwesen des Autors.

Was hat er im Lauf eines halben Jahrhunderts nicht alles geschrieben: Unzählige Gedichte, Essays und Satiren, sieben lange Romane und mehr als 25 Theaterstücke. Aber was ist von Alan Alexander Milne geblieben? Zwei Kinderbücher über einen dicken Bären von sehr geringem Verstand.

Am 18. Jänner 2007 würde der Erfinder von "Winnie-The-Pooh" - auf Deutsch: "Pu der Bär" - 125 Jahre alt. Deshalb ist der "Pu-Tag", der in vielen Ländern an jedem Geburtstag des englischen Schriftstellers gefeiert wird, diesmal ein besonderer.

Der Anfang vom Ende

Als A. A. Milne (wie er sich am liebsten nannte) das erste Pu-Abenteuer zu Papier brachte, war er bereits ein gestandener Mann von mehr als 40 Jahren. Milne hatte Mathematik studiert, für das Satiremagazin "Punch" geschrieben, im Ersten Weltkrieg als Soldat gekämpft und bereits zahlreiche Bücher und Theaterstücke veröffentlicht, bis er 1920, mit 38 Jahren, zum ersten und einzigen Mal Vater wurde: Der Sohn bekam den Namen Christopher Robin.

Text für den Hausgebrauch
Für ihn, so steht es in allen Biografien, erfand er die Geschichten über den kleinen Christopher Robin und seinen Teddybären namens Pu, der über die Welt sinniert ("Fragen, Fragen, immer nur Fragen!") und immer mal wieder - rumpel-di-pumpel - auf dem Hinterkopf eine Treppe hinunterpoltert. Zu der kleinen Kuscheltier-Gesellschaft gehören auch noch Ferkel und Kaninchen sowie die altkluge Eule "Oile", der schwermütige Esel "I-Ah", der harmlose "Tieger" und zwei Kängurus namens "Känga" und "Klein-Ruh".

Die Marketingwalze
Die beiden Erzählbände "Pu der Bär" und "Pu baut ein Haus" wurden zu Klassikern der Kinderliteratur. In mehr als 40 Sprachen übersetzt, -zig Millionen Mal verkauft, vertont und verfilmt. Ins Deutsche hat sie Harry Rowohlt aufs Wunderbarste übersetzt und vor kurzem auch auf CD aufgenommen. Darüber hinaus gibt es Pu (an dem der Disney-Konzern seit Milnes Tod 1956 die Vermarktungsrechte hat) fürs Kinderzimmer in allen erdenklichen Variationen: vom Schlafanzug über die Nachtischlampe bis hin zum Bettvorleger.

Belastender Erfolg

Vielleicht ist es ein Glück, dass Milne dies nicht mehr erleben musste. Denn für den Schriftsteller wurde der weltweite Erfolg der eigenen Erfindung in der zweiten Hälfte seines Lebens mehr und mehr zur Belastung. Anfangs machte er sich noch darüber lustig, dass er jetzt in die Kinderbuch-Ecke eingeordnet wurde und behauptete, ebenso unsinnig sei es, einen Roman "bestens geeignet für 37-jährige Männer" zu verfassen. "Niemand kann ein Buch schreiben, das Kinder mögen werden, wenn er nicht ganz und gar für sich selbst schreibt."

Aber nach und nach musste er erkennen, dass er von dem Teddybären-Image nicht mehr wegkam. Alle weiteren Schreibversuche wurden am Erfolg der Pu-Geschichten gemessen, und den hatte er nie wieder. Kurz bevor er 1952 auf seinem Landhaus in der südenglischen Grafschaft East Sussex einen Schlaganfall erlitt, der ihn zum Pflegefall machte, klagte Milne: "Ich habe mich in 70 000 Wörtern von allem verabschiedet." Gemeint waren damit die beiden Bände über "Winnie-The-Pooh".

Milnes Haus kam am übrigens 17 Jahre später noch einmal in die Schlagzeilen. Es war jenes Anwesen, in dessen Pool der Ex-Rolling-Stone Brian Jones tot aufgefunden wurde.