Anna Mahler, Bildhauerin
"Ich möchte keine Note sein"
Anna Mahler, geboren 1904 in Wien, Bildhauerin, Tochter von Gustav und Alma Mahler, lebte bis zu ihrem Tod 1988 in London und Spoleto. Am 7. Oktober 1984 erzählte sie in "Menschenbilder" von ihren berühmten Eltern und ihrer schwierigen Kindheit.
8. April 2017, 21:58
Die in Wien geborene Anna Mahler war musikalisch hoch begabt, entschied sich aber ganz bewusst für eine Laufbahn als bildende Künstlerin, um nicht mit ihrem Vater Gustav Mahler verglichen zu werden. Sie studierte zunächst Malerei bei de Chirico in Rom, lebte später in Paris, und wendete sich 1930 der Bildhauerei zu. Ihr Professor war Karl Wotruba.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde sie gemeinsam mit ihrer Mutter Alma Mahler und dem jüdischen Dichter Franz Werfel ins Exil gezwungen und emigrierte 1939 nach London.
Porträts berühmter Zeitgenossen
Als Bildhauerin beschäftigte sich Anna Mahler mit dem menschlichen Körper in Stein, Marmor und Bronze. Der Schwerpunkt ihrer Arbeiten lag dabei in Porträtarbeiten bedeutender Zeitgenossen wie Arnold Schönberg oder Alban Berg. Ungeachtet des "Grand Prix" bei der Pariser Weltausstellung 1937 für ihre Skulptur "weiblicher Akt", gelang es ihr zeitlebens aber nicht, als Künstlerin anerkannt zu werden.
Hassliebe zur Mutter
Zu ihrer Mutter Alma Mahler-Werfel hatte Anna Zeit ihres Lebens ein zwiespältiges Verhältnis, das von Liebe und Hass geprägt war. Die Bildhauerin, in jungen Jahren von ihrer Mutter wegen ihrer schönen Augen "Gucki" gerufen, hatte eine unglückliche Kindheit in New York und Wien.
Die österreichische Komponistin und Musikschriftstellerin Alma Mahler (1879-1964) war Geliebte vieler großen Künstler ihrer Zeit. 1902 heiratete sie den um 20 Jahre älteren Komponisten Gustav Mahler. Nach Mahlers Tod (1911) prägten ihre häufigen Ortswechsel und verschiedensten Liebschaften, wie etwa zu Walter Gropius, Oskar Kokoschka und Franz Werfel, die Jugend ihrer Tochter.
Auch Anna Mahler heiratete stattliche fünf Mal, unter anderem den Komponisten Ernst Krenek und den Verleger Paul Zsolnay. Von London ging sie 1950 nach Los Angeles, wo sie für 15 Jahre blieb. Nach weiteren drei Jahren in England, wohnte sie ab 1969 im italienischen Spoleto (Umbrien). Am 3. Juni 1988 starb sie mit 84 Jahren in London.
Literarische Denkmäler
Elias Canetti hat Anna Mahler, fasziniert von ihrer Schönheit und Klugheit, in seiner Autobiografie "Das Augenspiel" ein literarisches Denkmal gesetzt. Marlene Streeruwitz verewigte sie in ihrem 1999 veröffentlichten Roman "Nachwelt", dessen zentrale Figur die Bildhauerin ist.
Hör-Tipp
Menschenbilder, Sonntag, 14. Jänner 2007, 14:05 Uhr
Buch-Tipp
Anna Mahler, "Ich bin in mir selbst zu Hause", Hrsg. Barbara Weidle und Ursula Seeber, Weidle Verlag Bonn, in Kooperation mit der Österreichischen Exilbibliothek, 2004, ISBN 3931135799
Link
Wikipedia - Anna Mahler