Lobbying: neues Gewerbe - hoher Profit
Gutes Geld für gute Worte
Gibt es sauberes Lobbying überhaupt? Geht es nach Dietmar Ecker, ist die Antwort "Ja". Er, der mit Wolfgang Rosam eine neue Agentur für Lobbying gegründet hat, meint, ein guter Lobbyist schenkt nicht einmal eine Flasche Wein her, er arbeitet mit Argumenten.
8. April 2017, 21:58
Wolfgang Rosam und Dietmar Ecker zu Lobbyismus
Lobbying bedeutet für viele Menschen Einflussnahme von großen Konzernen auf Politiker mit nicht immer ganz sauberen Mitteln. "Stimmt nicht! Ein guter Lobbyist schenkt nicht einmal eine Flasche Wein, er arbeitet mit Argumenten", sagt Dietmar Ecker, Vollprofi im Bereich Öffentlichkeitsarbeit. Gemeinsam mit dem ebenso erfahrenen Wolfgang Rosam hat er eine neue Agentur für Lobbying gegründet: "Public Interest.
Der SPÖ-Nahe
Dietmar Ecker gilt als SPÖ-nahe. Er hat seine Karriere als Pressesprecher für Finanzminister Ferdinand Lacina begonnen. Lacina hat sich über mangelnde Sympathie in der Öffentlichkeit nie beklagen können, obwohl er während der Verstaatlichtenkrise in den 1980er Jahren und im Vorfeld der Euro-Einführung eine Reihe von Entscheidungen zu treffen hatte, die ihm in den eigenen Reihen oft herbe Kritik eingetragen hat. Später hat Dietmar Ecker eine eigene Agentur für Öffentlichkeitsarbeit gegründet. Die wichtigsten Aufträge der letzten Zeit: Die Krisenberatung für die BAWAG und die unentgeltliche Beratung für Natascha Kampusch.
Dietmar Ecker sagt, er wird nur Dinge vertreten, hinter denen er mit voller Überzeugung steht, und er sagt auch, was er nicht machen wird: Nichts gegen Arbeitnehmervertretungen, er wird nicht für Kündigungswellen um Verständnis werben, und er will überhaupt nichts Menschenfeindliches vertreten.
Der ÖVP-Nahe
Wolfgang Rosam werden gute Beziehungen zur ÖVP nachgesagt. Er ist Gründer und langjähriger Chef der PR-Agentur Pleon-Publico. Rosam hat die Publico mit großer Energie zum Marktführer in Österreich gemacht und sie dann ertragreich verkauft. Einer seiner prominentesten Kunden ist der lange Zeit umstrittene Industrielle Mirko Kovats.
Seine ÖVP-Nähe weist er nicht zurück. Er betont aber auch, dass er niemandem eine Überzeugung aufzwingen, sondern Konsens herstellen wolle - mit dem Ziel, das System der Wirtschaft und das System der politischen Institutionen zusammenzubringen. Rosam will seine Auftraggeber offen nennen und einen Politiker fragen: "Die wollen das oder das, können Sie da mit?" Offenheit gegenüber den Gesprächspartnern, aber Diskretion gegenüber der Öffentlichkeit, so sein Motto.
Die Regeln des Erfolgsduos
Für Dietmar Ecker und Wolfgang Rosam gelten drei Regeln:
- Offen sagen, für wen man arbeitet
- Seriöse Informationen übermitteln
- Keine illegalen Methoden anwenden
Ecker und Rosam weisen den Vorwurf zurück, sie wollen als Lobbyisten den Prozess der demokratischen Willensbildung unterlaufen. Politiker sollen aus der vollen Verantwortung für ihre Entscheidungen nicht entlassen werden.
Junges Gewerbe - hoher Profit
Der professionelle Lobbyismus auf Honorarbasis ist in Österreich ein junges Gewerbe. Viele Aufgaben wurden und werden von den Sozialpartnern wahrgenommen: Die Wirtschaftskammer ist offizielle Vertreterin der Unternehmer; sie war und ist mit eigenen Abgeordneten im Parlament vertreten. Ähnlich die Landwirtschaftskammer, die Arbeiterkammer und der Gewerkschaftsbund. Nicht ganz so direkt die Verbindung der Industriellenvereinigung mit der Politik, wenn auch deren politischer Einfluss nicht zu unterschätzen ist.
Insgesamt werden in Österreich für Zwecke des Lobbyismus schätzungsweise 300 Millionen Euro pro Jahr ausgegeben. Da sind die Aufwändungen der Sozialpartner schon enthalten. Der Markt für Lobbying-Honorare von Ecker und Rosam wird ingesamt auf 30 bis 50 Millionen Euro geschätzt.
Hör-Tipp
Saldo, Freitag, 5. Jänner 2007
Links
Wikipedia - Lobbyismus
ecker & partner
Transparency International