Wo die Architekten selbst wohnen
Zeitloses Design in Finnland
Finnisches Design - modern, schlicht und funktional - hat auch heute noch einen international guten Ruf. Wer also nach Finnland reist und die Hauptstadt Helsinki besucht, sollte sich für Architektur und Design interessieren.
8. April 2017, 21:58
Schnee, Eis, Wälder, Seen und die hellen Sommernächte waren die Inspirationsquellen der finnischen Designer der 1950er und 1960er Jahre. In diesen zwei Jahrzehnten leiteten die finnischen Pavillons auf der renommierten Mailänder Triennale den Siegeszug des finnischen Designs ein. Damals entstand eine Reihe von Design-Klassikern, die auch heute noch, rund 50 Jahre später, hergestellt und nachgefragt werden.
Völlig neue Formen
Zweckmäßigkeit, Realitätsnähe, gezielt sparsamer Einsatz von Materialien und Techniken, sowie intelligente Designlösungen bildeten gemeinsam akzeptierte Realitäten im Kunstgewerbe. Glas, Keramik, Möbel, Textilien und Kleidung unterliefen einer gründlichen Umwälzung und nahmen Formen an, die der neuen Lebenswirklichkeit der Menschen entsprach. So entstanden in den 1960er Jahren unter anderem der so genannte Domus-Stuhl, das Kilta-Geschirr, die Muurame-Möbel, die Fiskars-Scheren, sowie Kleider und Trikothemden von Marimekko - durchwegs Produkte, die auf den Zeitgeist und auf die Bedürfnisse der damaligen Verbraucher zugeschnitten waren. Die Formgebung begleitete den gesellschaftlichen Wandel auf mehreren Ebenen: Gleichstellung der Frauen, Übersiedlung in die Städte, neue Formen des modernen Lebens.
Finnischer Jugendstil
In Hvitträsk, rund 30 Kilometer vom Zentrum Helsinkis entfernt, ist der Wohnkomplex der Jugendstilarchitekten Eliel Saarinen, Herman Gesellius und Armas Lindgren zu finden, inmitten einer weitläufigen Wald- und Seenlandschaft. Hier hatten sich die drei Architekten Anfang des 20. Jahrhunderts zurückgezogen, um zunächst ihre gemeinsamen Aufträge realisieren zu können. Seit 1971 ist das wuchtige Gebäude aus Holzbohlen und Natursteinen ein Museum.
Der Besuch des Museum entwickelt sich zu einer Zeitreise zurück zu den Anfängen finnischer Jugendstilarchitektur. Eine breite Holztreppe führt ins Esszimmer des Hauses, das nicht nur wegen seiner Größe, sondern auch wegen seines Interieurs an eine mittelalterliche Kirche erinnert.
Eliel Saarinen ist der einzige der drei Architekten, der wie ein Besessener nächtelang über seinen Arbeiten brütet. Seine Entwürfe für das Finnische Nationalmuseum und den Hauptbahnhof in Helsinki gelangten schließlich zur Realisation. 1923 wandert er mit seiner Familie in die USA aus, wo er unter anderem ein Terminal auf dem JFK-Flughafen in New York entwirft und den Gateway Arch in Saint Louis. Doch nicht nur mit monumentalen Bauwerken hat sich Eliel Saarinen Denkmäler geschaffen: Seine Möbelstücke in zeitlosem Design werden auch heute noch verkauft.
Hör-Tipp
Ambiente, Sonntag, 31. Dezember 2006, 10:06 Uhr
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Links
Designmuseum Helsinki
Eliel Saarinen