Kulturhauptstadt Europas 2007
Brücke zwischen Ost und West
Für Rumänien, das 2007 mit Hermannstadt (Sibiu) erstmals eine europäische Kulturhauptstadt stellt, markiert der Beginn des Kulturjahres am 1. Jänner 2007 auch den gleichzeitig wirksam werdenden Beitritt zur Europäischen Union.
8. April 2017, 21:58
Für Rumänien fällt das Kulturjahr im siebenbürgischen Hermannstadt (Sibiu) mit dem lang ersehnten EU-Beitritt am 1. Januar 2007 zusammen. Die mittelalterliche Stadt in den Südkarpaten, deren Kern Einwanderer aus dem Moselgebiet bei Luxemburg, die so genannten Siebenbürger Sachsen, vom 12. Jahrhundert an erbauten, will vor allem eine Art Auferstehung Rumäniens aus den Ruinen des Kommunismus verkörpern und sich selbst dabei in neuem Glanz zeigen.
Sanierte Altstadt
Hermannstadt soll "sichtbarer" werden als bisher, wünscht sich Bürgermeister Klaus Johannis, einer der 2.000 immer noch in Hermannstadt lebenden Siebenbürger Sachsen. Johannis hat für das Kulturjahr bewusst keine vergänglichen Knalleffekte geplant, sondern den Akzent auf Bleibendes gesetzt. Für mehr als 100 Millionen Euro wurden binnen zwei Jahren die wichtigsten Teile der romantischen Altstadt saniert und die Infrastruktur verbessert.
Die Ernennung zur Kulturhauptstadt sei der Ansporn gewesen, ohnehin geplante Sanierungsprojekte zu beschleunigen, so Johannis.
Weltpremiere einer Koglmann-Komposition
Das Kulturhauptstadt-Jahresprogramm bietet mit Theater, Film, Tanz, Musik, Ausstellungen, Workshops und vielen Tagungen Gelegenheit, die eigene Kultur in den europäischen Kontext zu setzen. Darauf zielt zum Beispiel der Wiener Jazz-Trompeter Franz Koglmann ab, der im Mai als Weltpremiere eine Hermannstadt gewidmete Komposition mit dem Ensemble Exxj spielen will.
Das Werk sei von Joseph Haydns Symphonie Nr. 27, die so genannte "Hermannstädter Symphonie", und von den Texten des rumänischen Philosophen Emil Cioran (1911-1995) inspiriert. Cioran, der bei Hermannstadt im Dorf Rasinari geboren wurde, ist zudem eine Veranstaltungsreihe mit Vorträgen und einer Ausstellung seiner Handschriften gewidmet.
Literatur mit Handke, Kertesz und anderen
Spannende Ost-West-Gespräche verspricht eine Literatur-Veranstaltungsreihe, zu der unter anderem Martin Walser und Botho Strauss, Peter Handke und Michel Houellebecq sowie die ungarischen Schriftsteller Imre Kertész und Péter Esterházy erwartet werden.
Besucher aus dem Ausland werden auch Gelegenheit haben, die zentrale Figur des Ost-West-Austausches im Siebenbürgen des 18. Jahrhunderts kennen zu lernen: Baron Samuel von Brukenthal (1721-1803), Gouverneur von Siebenbürgen, Aufklärer, Kunstsammler, Förderer des Fortschritts und Günstling der österreichischen Kaiserin Maria Theresia. Das nach ihm benannte Museum in Hermannstadt wird ihn in einer Ausstellung vorstellen.
Eröffnung mit großem Feuerwerk
Zur Eröffnung in der Silvesternacht ist in Hermannstadt ein grandioses Spektakel mit Feuerwerk, Musik und Tanz der französischen "Groupe F" geplant, die unter anderem die Feiern zu den Olympischen Spielen 2004 in Athen mitgestaltet hat. Danach folgt ein Konzert der rumänischen Rockgruppe Phoenix. Am 1. Jänner 2007 schließt sich der eher offizielle Teil an unter Beteiligung des rumänischen Ministerpräsidenten Calin Popescu Tariceanu und Politikern aus dem Ausland, sowie einem Konzert der "Philharmonie der Nationen" unter dem Taktstock von Justus Frantz.
Mehr zur Kulturhauptstadt Sibiu in oe1.ORF.at
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