Wissenschaft im Dienste der Menschen
Forschung für Entwicklung
Viele österreichische Forscher leisten einen wertvollen Beitrag zur Armutsbekämpfung: Sie engagieren sich gemeinsam mit lokalen Partnern in Ländern der Dritten Welt in Projekten, die das Leben der Menschen verbessern sollen.
8. April 2017, 21:58
Maria Wurzinger forscht in Burkina Faso. Die Tierzucht-Expertin von der Universität für Bodenkultur in Wien macht dort eine molekulargenetische Analyse von Rinderrassen. Denn die Schlafkrankheit macht den Tieren zu schaffen.
Es gibt allerdings Tiere, die nicht erkranken, weil sie sich genetisch angepasst haben. "Wir versuchen herauszufinden, wie die Adaption auf genetischer Basis funktioniert" - so Wurzinger - "mit dem Ziel Rinder zu züchten, die gegen die Schlafkrankheit immun sind. Damit soll die Einkommensquelle der Bauern gesichert werden.
Länderübergreifende Forschungsmodelle
Immer mehr Wissenschafter wie Maria Wurzinger leisten einen wertvollen Beitrag zur Entwicklungshilfe. Die Forschung in Entwicklungsländern hat viele Gesichter: Waren es zunächst die Abenteurer, die von Entdeckergeist und Sammlerwahn getrieben waren, sahen später viele Konzerne Afrika als großes Versuchslabor. Heute hat sich die Forschung etabliert, die allen etwas bringt.
So wird zum Beispiel eine Kooperation zwischen Hautexperten in Kampala in Uganda und Grazer Dermatologen aufgebaut. Die afrikanischen Ärzte können sich via "Web Consultation" mit den Grazern bei der Diagnose und dem Patientenmanagement beraten. Die Grazer wiederum profitieren vom umfangreichen Daten-Archiv für ihre eigene Forschung.
Katastrophe ohne Forscher
Peter Hartmann, der Direktor des Internationalen Instituts für Tropische Landwirtschaft in Nigeria, weiß aus langjähriger Erfahrung, dass die Kooperation zwischen Wissenschaft und Entwicklungshilfe unabdingbar ist. Projekte die von der Forschung losgelöst waren, führten in die Katastrophe.
"Wir hatten vor drei Jahren einen Fall", berichtet er, "wo Pflanzen an die Bauern im Kongo verteilt wurden. Die Bauern pflegten die Pflanzen, doch alle gingen nach eineinhalb Jahren ein. Die Bauern konnten nicht wissen, dass alle Pflanzen von einem Virus befallen waren. Wir brauchen die Wissenschaft, um auf die Herausforderungen reagieren zu können. Es wird immer Viren geben, die Pflanzen oder Menschen angreifen", so Hartmann.
Falsche Diagnosen
Die medizinische Versorgung allein ist nicht die Lösung aller Probleme, wie das Beispiel Uganda zeigt. Dort ist Malaria die Todesursache Nummer Eins bei Kindern. Es mangelt an der Diagnose. Oft wird eine Grippe als Malaria diagnostiziert und mit den falschen Medikamenten bekämpft. Die Folge: Medikamentenresistenz. Die Ärzte von "Malaria Monitoring" übergaben den lokalen Krankenstationen Mikroskope, mit denen zweifelsfrei der Malariaerreger nachgewiesen werden kann. Im Gegenzug erfassen die Stationen die Krankheitsfälle penibel und liefern so der Malariaforschung wertvolles Datenmaterial.
Als Partner etablieren
Warum ist also letztendlich die Zusammenarbeit zwischen heimischen Forschern und der Dritten Welt wichtig? Wenn wir keine Partner sind, verlieren wir auf verschiedenen Ebenen, ist Birgit Habermann von der Kommission für Entwicklungsfragen an der Akademie der Wissenschaften überzeugt: "Wir verlieren erstens auf der menschlichen Ebene - aber das interessiert niemanden. Wir verlieren aber auch auf wirtschaftlicher Ebene. Noch wirkt Afrika wie ein hoffnungsloser Kontinent, in vielen afrikanischen Ländern gibt es aber bereits zweistellige Wachstumsraten."
Hör-Tipp
Dimensionen, Montag, 8. Jänner 2007, 19:05 Uhr
Buch-Tipp
Kommission für Entwicklungsfragen (Hg), "Gemeinsam forschen, gemeinsam lernen. Forschungspartnerschaften in der Entwicklungszusammenarbeit", Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, ISBN 3700137672