Rückkehr nach neun Jahren

"Arabella"

"Arabella" markiert das Ende eine der bemerkenswertesten Partnerschaften der Operngeschichte. Die Oper ist das letzte Projekt von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal. Nach neun Jahren kehrt sie in den Spielplan der Wiener Staatsoper zurück.

Mit “Arabella" ging eine der bemerkenswertesten Partnerschaften der Operngeschichte zu Ende; das Werk stellt die letzte gemeinsame Arbeit von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal dar. Per Telegramm hatte sich der Komponist noch für die letzten Änderungen des Dichters bedankt, Hugo von Hofmannsthal hat die Depesche aber nicht mehr geöffnet; sie erreichte ihn am 15. Juli 1929, dem Tag des Begräbnisses seines Sohnes Franz, der kurz zuvor Selbstmord begangen hatte. Am selben Tag erlag der Dichter einem Schlaganfall.

Die Ursprünge von “Arabella" reichen bis in das Jahr 1910 zurück. Damals schrieb von Hofmannsthal die Novelle “Lucidor, Figuren zu einer ungeschriebenen Komödie". “Elektra", die erste Zusammenarbeit von Strauss und Hofmannsthal war gerade ein Jahr zuvor als Uraufführung über die Bühne der Dresdner Staatsoper gegangen, “Der Rosenkavalier", ein weiteres Gemeinschaftswerk, sollte ein Jahr danach folgen.

Arbeit am Libretto

Nach Fertigstellung der “Ägyptischen Helena" im Herbst 1927 bat der Komponist den Dichter um ein neues, nach Möglichkeit unterhaltsames Libretto. Hugo von Hofmannsthal stellte dem Komponisten daraufhin ein Lustspiel in Anlehnung an “Lucidor" vor. Das Szenarium habe “einen Hauch von ‚Rosenkavalier‘ in sich, eine sehr reizende Frauenfigur in der Mitte, rund um sie meist junge Männer, auch etliche Episoden - keinerlei äußere Verwandtschaft oder Ähnlichkeit mit dem ‚Rosenkavalier’, aber eine innere Verwandtschaft", so der Dichter, der sich für die Vertonung der “operettenhaften" Handlung einen noch leichteren, französischeren Stil als jenen des “Rosenkavaliers" wünschte.

Im umfangreichen Briefwechsel zwischen Strauss und Hofmannsthal ist die Entstehung der Oper nahezu lückenlos dokumentiert - bis hin zu jenem letzten Schreiben des Komponisten, das sein langjähriger Partner nicht mehr lesen konnte. Erschüttert durch den Tod des um zehn Jahre jüngeren Dichters, komponierte Strauss die Oper in jener Textfassung, die beim Tode Hofmannsthals vorlag. “Hofmannsthals herrliches Buch komponiert sich wie Butter", sollte der Komponist später dem Journalisten Ludwig Karpath mitteilen und eine Woche vor der Uraufführung in Dresden 1933 ist in einem Brief des Tonschöpfers an seine Frau zu lesen: “Ich habe ‚Arabella’, Text wie Musik, stark unterschätzt. Das Buch ist glänzend, sehr dramatisch und menschlich interessierend, rührend und ergreifend - na, und die Musik meisterhaft, einfach und schlagend, voll schönster Einfälle und Melodik."

Große symphonische Form

“Im Gegensatz zu 'Elektra‘, die eine große symphonische Form hat, in der das Orchester dominiert, ist 'Arabella’, in noch viel stärkerem Maß als der ‚Rosenkavalier‘ eine Parlando-Oper, eigentlich ein Schauspiel mit Musik, von Strauss kunstvoll, genial und mit einem raffinierten Timing durchkomponiert. Der unheimlich schnelle Wechsel von szenischen Aktionen und musikalischen Tempi, von sich überlagernden Tonarten und Stimmungen sind für Sänger und Orchester gleichermaßen eine sehr anspruchsvolle Aufgabe. Das spielerische Element - Eleganz, Leichtigkeit und Verspieltheit - worin Strauss und Mozart sehr ähnlich sind, zählen für mich zu den wichtigsten Elementen der Musik.

In dieser Hinsicht offenbart sich Strauss, gerade im 'Rosenkavalier‘ und in der ‚Arabella‘ als 'Molière der Musik‘“, so der Dirigent Franz Welser-Möst. Unter seiner Leitung kehrt mit der Neuproduktion der “Arabella" die letzte gemeinsame Arbeit von Strauss und Hofmannsthal nach neunjähriger Abwesenheit in den Spielplan der Wiener Staatsoper zurück.

Hör-Tipps
“Arabella”, Samstag, 9. Dezember 2006, 19:00 Uhr, Live-Übertragung der Premiere aus der Wiener Staatsoper

Österreich 1 Klassik-Treffpunkt, Samstag, 16. Dezember 2006, 10:05 Uhr, Gast: Sven-Eric Bechtolf

Link
Wiener Staatsoper