Rückkehr nach neun Jahren
"Arabella"
"Arabella" markiert das Ende eine der bemerkenswertesten Partnerschaften der Operngeschichte. Die Oper ist das letzte Projekt von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal. Nach neun Jahren kehrt sie in den Spielplan der Wiener Staatsoper zurück.
8. April 2017, 21:58
Mit Arabella" ging eine der bemerkenswertesten Partnerschaften der Operngeschichte zu Ende; das Werk stellt die letzte gemeinsame Arbeit von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal dar. Per Telegramm hatte sich der Komponist noch für die letzten Änderungen des Dichters bedankt, Hugo von Hofmannsthal hat die Depesche aber nicht mehr geöffnet; sie erreichte ihn am 15. Juli 1929, dem Tag des Begräbnisses seines Sohnes Franz, der kurz zuvor Selbstmord begangen hatte. Am selben Tag erlag der Dichter einem Schlaganfall.
Die Ursprünge von Arabella" reichen bis in das Jahr 1910 zurück. Damals schrieb von Hofmannsthal die Novelle Lucidor, Figuren zu einer ungeschriebenen Komödie". Elektra", die erste Zusammenarbeit von Strauss und Hofmannsthal war gerade ein Jahr zuvor als Uraufführung über die Bühne der Dresdner Staatsoper gegangen, Der Rosenkavalier", ein weiteres Gemeinschaftswerk, sollte ein Jahr danach folgen.
Arbeit am Libretto
Nach Fertigstellung der Ägyptischen Helena" im Herbst 1927 bat der Komponist den Dichter um ein neues, nach Möglichkeit unterhaltsames Libretto. Hugo von Hofmannsthal stellte dem Komponisten daraufhin ein Lustspiel in Anlehnung an Lucidor" vor. Das Szenarium habe einen Hauch von Rosenkavalier in sich, eine sehr reizende Frauenfigur in der Mitte, rund um sie meist junge Männer, auch etliche Episoden - keinerlei äußere Verwandtschaft oder Ähnlichkeit mit dem Rosenkavalier, aber eine innere Verwandtschaft", so der Dichter, der sich für die Vertonung der operettenhaften" Handlung einen noch leichteren, französischeren Stil als jenen des Rosenkavaliers" wünschte.
Im umfangreichen Briefwechsel zwischen Strauss und Hofmannsthal ist die Entstehung der Oper nahezu lückenlos dokumentiert - bis hin zu jenem letzten Schreiben des Komponisten, das sein langjähriger Partner nicht mehr lesen konnte. Erschüttert durch den Tod des um zehn Jahre jüngeren Dichters, komponierte Strauss die Oper in jener Textfassung, die beim Tode Hofmannsthals vorlag. Hofmannsthals herrliches Buch komponiert sich wie Butter", sollte der Komponist später dem Journalisten Ludwig Karpath mitteilen und eine Woche vor der Uraufführung in Dresden 1933 ist in einem Brief des Tonschöpfers an seine Frau zu lesen: Ich habe Arabella, Text wie Musik, stark unterschätzt. Das Buch ist glänzend, sehr dramatisch und menschlich interessierend, rührend und ergreifend - na, und die Musik meisterhaft, einfach und schlagend, voll schönster Einfälle und Melodik."
Große symphonische Form
Im Gegensatz zu 'Elektra, die eine große symphonische Form hat, in der das Orchester dominiert, ist 'Arabella, in noch viel stärkerem Maß als der Rosenkavalier eine Parlando-Oper, eigentlich ein Schauspiel mit Musik, von Strauss kunstvoll, genial und mit einem raffinierten Timing durchkomponiert. Der unheimlich schnelle Wechsel von szenischen Aktionen und musikalischen Tempi, von sich überlagernden Tonarten und Stimmungen sind für Sänger und Orchester gleichermaßen eine sehr anspruchsvolle Aufgabe. Das spielerische Element - Eleganz, Leichtigkeit und Verspieltheit - worin Strauss und Mozart sehr ähnlich sind, zählen für mich zu den wichtigsten Elementen der Musik.
In dieser Hinsicht offenbart sich Strauss, gerade im 'Rosenkavalier und in der Arabella als 'Molière der Musik, so der Dirigent Franz Welser-Möst. Unter seiner Leitung kehrt mit der Neuproduktion der Arabella" die letzte gemeinsame Arbeit von Strauss und Hofmannsthal nach neunjähriger Abwesenheit in den Spielplan der Wiener Staatsoper zurück.
Hör-Tipps
Arabella, Samstag, 9. Dezember 2006, 19:00 Uhr, Live-Übertragung der Premiere aus der Wiener Staatsoper
Österreich 1 Klassik-Treffpunkt, Samstag, 16. Dezember 2006, 10:05 Uhr, Gast: Sven-Eric Bechtolf
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